Die Wahl der Pfarrgemeinderäte steht bevor. Diese Gremien erleben eine Zeit des Umbruchs. Aber auch die Pfarreiverbünde sollen sich in absehbarer Zeit wandeln.
Veronika Schadeck
Am Sonntag sind die Katholiken in Bayern aufgerufen, neue Pfarrgemeinderäte zu wählen. Dieses Laiengremium soll das Leben in den Kirchengemeinden lebendiger machen. Mit Blick auf die vom Erzbistum Bamberg geplanten Umstrukturierungen werden die Räte künftig eine noch bedeutendere Rolle einnehmen.
"Zukunft gestalten - weil ich Christ bin!", lautet der Appell zur Wahl. Doch wie schaut es mit Kandidaten aus? Gibt es genügend Bewerber? Ludwig Dietz aus Neuengrün beobachtet die Entwicklung in der Kirche mit Sorge. Es sei schwierig gewesen, Gläubige für eine Kandidatur zu finden, sagt der ehemalige, langjährige Pfarrgemeinderatsvorsitzende. Früher sei das anders gewesen, erinnert sich der Rentner, da habe es genügend Bewerber gegeben.
Sein Blick schweift zurück. Vor 50 Jahren wurden bestehende Gremien der Katholischen Aktion in Pfarrgemeinderäte umgewandelt. Es wurde ein Laiengremium geschaffen, dass die Gemeinden lebendiger gestalten sollte. Gläubige sollten Mitverantwortung für die Geschicke ihrer Kirchengemeinde tragen. Heute ist die Realität anders. Vor allem die jüngere Generation habe oftmals mit der Kirche nicht viel am Hut, meint Dietz. "Ich weiß nicht, welche Vorstellungen die haben!"
Gründe sind ein Rätsel
Fragt man ihn nach dem Grund für das sinkende Interesse an einer Kandidatur, zuckt Dietz mit den Schultern. Vielleicht liege es an den Medien, der Kirche oder den Priestern. Wenn beispielsweise Priester aus anderen Kulturen kämen, täten sich diese oft schwer mit den Gepflogenheiten hier. Auf der anderen Seite betont er: "Wir müssen aber froh sein, dass wir ausländische Priester haben!"
Vielleicht sollten Pfarrer mehr unter das Volk gehen, mehr auf die Jugend zugehen, spekuliert er. Vielleicht liege es auch an den Aufgaben, überlegt er weiter. Zwar könne ein Gemeinderat ein Pfarrfest, Nachbarschaftshilfen, Jugend- und Kindergottesdienste organisieren, aber Entscheidungen mit finanzieller Tragweite könnten vom Gremium nicht getroffen werden. Das mache ein anderes Laiengremium, die Kirchenverwaltung. Dieses wird im November 2018 gewählt.
Dietz wirkt nachdenklich. Er befürchtet, dass der Glaube und das kirchliche Gemeindeleben wegen der Umstrukturierungen, des Mangels an Priestern und der weniger werdenden Ehrenamtlichen auf der Strecke bleiben könnten. "Die Leute wissen nicht, was auf sie zukommt", meint er. Da nütze es auch wenig, wenn der Erzbischof einen Hirtenbrief verlesen lasse, in dem die Gläubigen zu ehrenamtlicher Mitarbeit aufgerufen werden. Eher solle der Kontakt von Hauptamtlichen der Kirche mit den Gremien intensiviert werden. Gemeinsam sollten Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit gefunden werden.
12 000 Katholiken soll ein Seelsorgebereich im ländlichen Gebiet in Zukunft umfassen. Die Heimatkirche von Dietz gehört zur katholischen Kuratie Neuengrün/Wolfersgrün und zum Pfarreienverbund Oberes Rodachtal. Dieser Verbund umfasst die Pfarreien Birnbaum, Neuengrün, Neufang, Nordhalben, Nurn, Schnaid, Steinwiesen, Wallenfels und Wolfersgrün. Er zählt rund 6200 Mitglieder. "Wir werden uns also auf den Weg zu neuen Partnern machen müssen", ist Dietz überzeugt.
Für ihn steht fest, dass es künftig weniger Gottesdienste und Laien geben wird. Die Messfeiern werden sich auf Pfarrkirchen konzentrieren. "Das Gemeindeleben wird ein Stück ärmer", vermutet er. Es werde nicht mehr jedes Kirchenfest in jeder Gemeinde gefeiert werden.
Genügend Kandidaten für die Pfarrgemeinderatswahl gibt es bei der Pfarrei St. Nikolaus Windheim mit der Filialkirche Hirschfeld. Dort bewerben sich 18 Gläubige um elf Posten. Vertreten sind dabei alle Altersgruppen. Die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, Loretta Herrmann, begründet dies unter anderem mit dem guten Miteinander im Gremium. "Die Chemie passt einfach!" Auch habe Pfarrer Cyriac Chittukulam stets ein offenes Ohr für Anregungen. "Wir reden miteinander", sagt sie.
Die geplante Umstrukturierung der Seelsorgebereiche sehen Loretta Herrmann und ihre Kollegen mit Sorge. Deshalb wurde auch ein Brief an das Erzbistum verfasst. Darin wird der Wunsch geäußert, dass das bisherige Dekanat Teuschnitz mit seinen rund 9300 Katholiken in seiner bisherigen Form erhalten bleiben sollte. Dafür sprechen die weiten Wege, beispielsweise von Tettau nach Tschirn, die große Fläche, die strengen Winter und die fehlende Mobilität, wie es in dem Schreiben heißt. Die Antwort aus Bamberg steht noch aus. Herrmanns Stellvertreter, Manfred Fehn, hält die Pläne des Erzbistums für kontraproduktiv. Auf der einen Seite Personal reduzieren, auf der anderen Seite die Nähe zum Menschen propagieren? "Man müsste die Priester halt dort holen, wo es sie gibt." Und Fehn ist überzeugt: "Glaube verbindet!" Wenn jeder sich bemühe und Verständnis für den anderen zeige, könne es auch zwischen den Kulturen funktionieren.
Positive Nachrichten gibt es auch aus der Kreisstadt, aus der Pfarrei St. Johannes der Täufer. Hier spricht Pfarrgemeinderatsmitglied Heinz Hausmann von 25 Kandidaten für 15 Pfarrgemeinderatsposten: "Das ist sehr erfreulich!" Hausmann, der in verschiedenen Gremien in der Kirche aktiv ist, sieht zwar die Zukunft des kirchlichen Gemeindelebens in der Region mit Herausforderungen verbunden. Aber, so meint er, in der 2000 Jahre alten Geschichte der katholischen Kirche habe es immer ein Auf und Ab gegeben.
Hausmann vertritt die Meinung, dass Priester und Laien zwar einen Beitrag für ein lebendiges Gemeindeleben leisten können, aber religiöse Erziehung fängt auch in der Familie und in den Schulen an. Und um den Nachwuchs für Kirche und Glauben zu gewinnen, ist es seiner Ansicht nach wichtig, dass christliche Werte vorgelebt werden. Trotz der Umstrukturierung und einer sinkenden Zahl von Gottesdienstbesuchern ist er überzeugt: "Die Kirche wird nie untergehen!" Er hofft nun, dass möglichst viele Katholiken am Sonntag zur Pfarrgemeinderatswahl gehen. Denn die Räte könnten mit entscheiden und stellten somit einen Mehrwert für eine lebendige Kirchengemeinde dar.