"Das ist der Unterschied zwischen Theorie und Praxis", sagte der ehemalige bayerische Ministerpräsident und Innenminister Günther Beckstein nach dem Vortrag seines Sohnes, Privatdozent Martin Beckstei...
"Das ist der Unterschied zwischen Theorie und Praxis", sagte der ehemalige bayerische Ministerpräsident und Innenminister Günther Beckstein nach dem Vortrag seines Sohnes, Privatdozent Martin Beckstein, der politische Philosophie an der Uni Zürich lehrt. Dieser referierte auf Einladung des Kreisverbandes der Europa-Union in der VR-Bank Erlangen-Höchstadt-Herzogenaurach zum Thema "Konservatismus heute".
Die frühere Landtagsabgeordnete Christa Matschl (CSU) begrüßte den Referenten und dessen Vater, für den der öffentliche Auftritt seines Sohnes eine Premiere war. Christa Matschl, die Kreisvorsitzende der Europa-Union Erlangen-Höchstadt, wollte mit der Veranstaltung eine grundsätzliche Diskussion zur derzeitigen Lage anstoßen. Die Volksparteien seien derzeit in der Defensive. Nicht nur die SPD, sondern auch die Unionsparteien verlören immer mehr an Zuspruch - eine Gefahr für die Demokratie, so Matschl. Leider bleibe die politische Mitte sprachlos. "Wir erleben eine hochbrisante Entwicklung des Parteiensystems", sagte sie. Eine Analyse der aktuellen deutschen Demokratie sei nötig. Wie definiert man den Kern konservativen Denkens, um einen Konservatismus der Zukunft anzuwenden?
Martin Beckstein präsentierte auf hohem Niveau eine Deutung des Begriffes Konservatismus. Sicherlich eine "schwere Kost" für die meisten Gäste. Er wies darauf hin, dass die Komplexität des Themas Verwirrtheit in der Gesellschaft verursacht. Es entstehe eine Konfusion sowie eine Überforderung, eine Müdigkeit der Menschen, ein Erschöpfungssyndrom. Die Politik drohe die Deutungshoheit über die konservativen Werte zu verlieren. Dabei gehe es auch um den Mut zur Veränderung, um den Fortschritt zu gestalten.
Ein akademischer Vortrag, der anschließend eine sehr emotionale Diskussion auslöste. Nach Wortungetümen wie beispielsweise Inkompetenzkompensationskompetenz kehrte das "Thema" wieder auf den Boden der Realität zurück: Konservativ heiße nicht, rückständig stehen zu bleiben im vorigen Jahrhundert, sondern bewährte Traditionen zu pflegen und weiterzuentwickeln. Konservatismus sei wesentlich für die innere Stärke und den Zusammenhalt einer Gesellschaft, um den Fortschritt darauf aufzubauen. Leo Hildel