An dem unbeschrankten Bahnübergang Birkenmoor kam es zu einem tragischen Zugunglück. Zwei Menschen starben. Bürgermeister und Anwohner kritisieren die "Tarnfarbe" der Agilis-Züge. Ein Gutachten soll Klarheit bringen.
Auto von Zug erfasst. Beide Insassen tot. Wie konnte das passieren? Die Frage steht im Raum, Gutachter und Staatsanwaltschaft suchen nach der Antwort. Hinweise auf eine Reihe unglücklicher Umstände, die am Montagabend zusammentrafen, gibt es. Von einem niedrigen Sonnenstand ist die Rede und einem hohen Maisfeld, das die Sicht eingeschränkt haben könnte. Ein Ortstermin am Dienstagabend um 18.15 Uhr sollte Klarheit bringen.
Doch was für Anwohner und Bürgermeister ein entscheidender Punkt bei der Diskussion um die Gefahr unbeschrankter Bahnübergänge ist, ist die Farbgebung der Agilis-Züge. "Die Züge versinken in der Natur", bringt es der stellvertretende Bürgermeister aus Meeder, Matthias Korn, auf den Punkt. Die grün-graue Lok und die Waggons würden in der Landschaft regelrecht untergehen. Dies beklagt auch Bürgermeister Tobias Ehrlicher aus Bad Rodach. Man wundere sich schon sehr über dieses Design. Er würde sich doch wenigstens an der Lok eine Signalfarbe wünschen.
Markus Löhner aus Großwalbur hat selbst Erfahrungen mit den "gut getarnten" Zügen gemacht. "Nicht nur, dass man sie sehr schwer sehen kann, man hört sie eigentlich auch kaum. Obwohl sie ja immer Warnsignale geben, sind die Autos doch mittlerweile so gut gedämmt, dass man die Hupe kaum hört - noch dazu, wenn der Zug von hinten kommt", kritisiert er. Am Fuchsberg hat er schon einmal einen Zug übersehen, weil er hinter einem Gebüsch plötzlich um die Ecke kam.
Verkehrssicherheit verbessern
Matthias Korn will das Gutachten über den Unfall abwarten. "Dann werden wir sicherlich Gespräche mit den Verkehrsbehörden, der Bahn und Agilis suchen, um die Verkehrssicherheit zu verbessern", sagt er. Sechs unbeschrankte Bahnübergänge gibt es allein in der Gemeinde Meeder.
Tobias Ehrlicher aus Bad Rodach ist froh, dass die unbeschrankten Übergänge in Bad Rodach mittlerweile alle mit Warnsignalen oder Schranken - wie seit Februar auch in Schwaighof - ausgestattet werden konnten. "Aber in Meeder ist das natürlich eine ganz andere Nummer. Ich habe viel Verständnis für die dortige Problematik."
Roland Eibl von der Polizeiinspektion Coburg hat am Dienstag recherchiert. Seit 2015 ereigneten sich auf der Strecke zwischen Coburg und Bad Rodach acht Verkehrsunfälle an unbeschrankten Übergängen. Bisher blieb es bei leichten Verletzungen und Blechschaden. Für die beiden Insassen am Montag kam jedoch jede Hilfe zu spät. Eibl weist drauf hin, dass bei allen unglücklichen Umstände trotzdem klar sein müsse, dass jeder unbeschrankte Übergang eine Gefahr darstelle und Autofahrer zu höchster Vorsicht aufgerufen sind.
"Im Grunde ist das Andreaskreuz wie ein Vorfahrt beachten-Schild zu sehen. Und wenn die Sicht eingeschränkt ist, muss man anhalten und schauen", gibt er zu Bedenken.