Sechs Jahre sammelten Petra Altrichter, Gerhard Hübner und Alexander Ulmer akribisch Informationen über die Entwicklung von Schmetterlingen im Coburger Land. Das Ergebnis ist ein beeindruckendes Buch.
Wie sehr das Ergebnis ihrer Arbeit sechs Jahre später im Interesse der Öffentlichkeit stehen würde, konnten sie nicht ahnen. Es war 2013, als Petra Altrichter, Gerhard Hübner und Alexander Ulmer sich daranmachten, die Lage der Schmetterlinge im Coburger Land zu beleuchten. Als sie 2018 und '19 ihre Ergebnisse in einem Buch zusammenfassten, rückte gerade die Frage des Insektenrückgangs ins Zentrum des medialen Interesses. Jetzt stellten sie es vor und es verdient absolut Beachtung - nicht nur bei Naturfreunden des Coburger Landes.
Die Region wurde in Kartiersektoren aufgeteilt. Dann ging es an die gründliche Bestandsaufnahme. Dass die drei Kartierer aus den Reihen des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) dabei selbst im Winter unterwegs waren, mag verwundern. "Im Winter kann anhand von Eiern viel genauer nachgewiesen werden, wo Tagfalter und Widderchen ihren Lebensraum haben, sich fortpflanzen", erklärt Alexander Ulmer. Der Geoökologe ist Geschäftsführer des LBV in Coburg.
Im Sommer mit dem Kescher
Im Sommer stellten die drei Autoren dann den fertigen Schmetterlingen nach. Mit Kescher bewaffnet waren sie bald hier und bald dort im Landkreis unterwegs. Für Gerhard Hübner gilt das schon seit 1990. So lange nämlich beschäftigt sich der Biologe schon mit den Tagfaltern und Widderchen in der Region. Auch Petra Altrichter ist das Gebiet schon länger vertraut. Seit vielen Jahren ist sie mit der Kamera auf der Jagd. Alexander Ulmer: "Im Grunde waren da die tollen Fotos von Petra und wir haben das Buch um sie herum geschrieben."
Die jahrelange Kartierung wurde für die drei zu einem regelrechten Abenteuer. Sie erlebten in den wenigen Jahren, wie Arten mehr oder weniger verschwanden. Sie konnten aber auch verfolgen, wie nahezu ausgestorbene Arten sich plötzlich wieder regelrecht explosionsartig vermehrten.
Dass sie die Entwicklung der Artenvielfalt über viele Jahre beleuchten konnten, verdanken sie den umfangreichen Sammlungen, die dazu im Coburger Naturkundemuseum vorhanden sind, dessen Leiter Dr. Carsten Ritzau sie bei ihrem Projekt unterstützte. Für ihn ist klar: "Das Besondere ist eben, dass sowohl historische, durch Auswertung unserer Museumssammlung erhobene, Daten als auch aktuelle Verarbeitungsdaten eingeflossen sind." Insofern sei es für ihn klar gewesen, "dass das Buch in unserer Schriftenreihe erscheinen soll".
Trassen führten zur Kenntnis
Dazu kamen gründliche Untersuchungen, die bei Naturschützern eher ungeliebten Projekten zu verdanken sind. "Für die Trassen von Autobahn und ICE oder für die Stromtrasse wurden im Vorfeld umfassende Untersuchungen gemacht", erklärt Alexander Ulmer.
Daher gab es gute Datensätze aus den 80er und 90er Jahren, mit denen die aktuellen Erhebungen abgeglichen werden konnten. Es offenbarte sich eine Welt der Insekten, die in einem intensiven Wandel begriffen ist. Wärmeliebende Arten konnten sich ausbreiten, andere zogen sich vor der Erwärmung in höhere Lagen zurück und verschwanden aus dem Coburger Land.