Ambrosia auf die Polle gerückt

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Illustration aus Flora Batava/Wikipedia
Illustration aus Flora Batava/Wikipedia
Foto: Staatliches Bauamt
Foto: Staatliches Bauamt
 
Das Bankett an der B 22 wird zum Forschungslabor. Die Schilder markieren die verschiedenen Test-Abschnitte. Foto: Hans Kurz
Das Bankett an der B 22 wird zum Forschungslabor. Die Schilder markieren die verschiedenen Test-Abschnitte. Foto: Hans Kurz
 

Die Pollen der Beifuß-Ambrosie gehören zu den stärksten Allergieauslösern. An der Bundesstraße 22 wurde jetzt eine Versuchsreihe gestartet, in der getestet wird, wie sich die invasive Pflanze am besten eindämmen lässt.

Ambrosia - für die alten Griechen war das die unsterblich machende Speise der Götter. Für viele Allergiker ist die Pflanze, die nichts mit der Götterspeise zu tun hat, ein gefährliches Horrorkraut. Deshalb wird die ursprünglich aus Nordamerika stammende Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia/Beifußblättriges Traubenkraut), die sich in Deutschland seit rund 30 Jahren verstärkt ausbreitet, nach Möglichkeit bekämpft. Doch die Möglichkeiten sind begrenzt. Vor allem gedeiht die invasive Pflanze an Straßenrändern, einem der Hauptverbreitungswege neben Gärten, wohin die Samen meist durch verunreinigtes Vogelfutter gelangen.

An der Bundesstraße 22 führt das Staatliche Bauamt Bamberg nun im Rahmen eines vom bayerischen Verkehrsministerium geförderten mehrjährigen Forschungsprojekts der Wiener Universität für Bodenkultur einen Test verschiedener Methoden zur Bekämpfung der Beifuß-Ambrosie durch. Die kurze Teststrecke der dem Bauamt zufolge "derzeit nur dort an den Bundesstraßen in Westoberfranken vorkommenden Ambrosiapflanze" liegt an der B 22 zwischen Bamberg und Stegaurach.

Es ist einer von insgesamt acht Standorten in Bayern, an denen Versuchsflächen eingerichtet werden, auf denen verschiedene Mähzyklen sowie physikalische Bekämpfungsmethoden auf ihre Effizienz erprobt werden. "Aufgrund des Versuchsaufbaues und des laufenden Monitorings ist ein Beginn nun im Frühjahr zwingend erforderlich, um wichtige Ergebnisse für das Versuchsjahr 2020 zu erhalten", heißt es vom Bauamt. Entlang der Teststrecke kommen auf dem Bankett, das durch eine Beschilderung in verschiedene Abschnitte unterteilt wurde, zwei unterschiedliche Eindämmungsmethoden zum Einsatz.

Zum einen wird die Behandlung mit Heißschaum getestet. Dabei sollen die Ambrosiapflanzen durch Hitze abgetötet werden. Ein pestizidfreier Schaum aus Wasser, Zucker und Fett soll - im Vergleich zu Heißwasser oder Dampf, wie es schon andernorts versucht wurde - die Dauer der Hitzeeinwirkung erhöhen und so das Absterben der Pflanzen bewirken.

Im anderen Versuchsaufbau wird die Ambrosia-Bekämpfung durch ein Elektroverfahren getestet. Dabei soll Strom durch die Wasserbahn der Pflanze von der Pflanzenspitze bis in die Wurzel geleitet und das Gewächs dadurch von innen zerstört werden. Der Strom wirke dabei ausschließlich innerhalb der Pflanze, heißt es in der Erläuterung.

Bei beiden Methoden wird das Bankett zudem in verschiedenen Abschnitten zu unterschiedlichen Zeitpunkten gemäht. Damit soll die Wirksamkeit der Methoden in unterschiedlichen Entwicklungsstadien der Pflanze verglichen werden. Das Pilotprojekt bei Stegaurach soll bis 2022 laufen.

Das hochallergene Potenzial der Beifuß-Ambrosie ist seit langem bekannt. Sehr viele Pollenallergiker sind sehr stark betroffen. Studien zufolge reichen schon fünf Pollen je Kubikmeter Luft, um allergische Reaktionen auslösen zu können, bei mehr als elf Pollen pro Kubikmeter sprechen Experten bereits von einer starken Belastung. Im Vergleich dazu liegt dieser Wert bei den meisten Gräsern bei etwa 50 Pollen pro Kubikmeter. Erschreckend ist das, wenn man bedenkt, dass eine einzige Pflanze bis zu einer Milliarde Pollen produzieren kann, die durch den Wind verbreitet werden.

Im Gegensatz zu den Pollen sind die Ambrosia-Samen nicht flugfähig. Damit ist die Pflanze eigentlich recht standortgebunden. Aber die Samen können jahrzehntelang im oder auf dem Boden liegen und dennoch keimfähig bleiben. Ihre Verbreitung in Deutschland erfolgte zunächst vor allem über Samen, die sich in unkontrolliertem importierten Vogelfutter befanden. Später wurden sie vermehrt in Erdaushub gefunden, der dann an anderer Stelle wieder ausgebracht wurde. "Besonders häufig kam die Art aber in Erdzwischenlagern in der Region Bamberg/Nürnberg vor, aus der bereits relativ viele große Ambrosia-Vorkommen bekannt sind", heißt es zum Beispiel in einer 2012 an der Uni Hamburg veröffentlichten Studie.

Erst vor zwei Jahren stellte die Naturschutzbehörde bei einem nur wenige Hundert Meter von der Teststrecke entfernt geplanten Wohngebiet im Ortsteil Debring fest: "Die Erschließung von Süden erfolgt durch ein Gebiet, das mit Ambrosia artemisiifolia ,verseucht‘ ist. Eine Verbreitung der Samen muss in jedem Fall vermieden werden."

Zu einem Hauptverbreitungsweg sind Fernstraßen geworden. Ihre Bankette sind eine "optimale Eintrittspforte für eine Erstbesiedelung durch Ambrosia", erklären die Macher der nun anlaufenden Studie. Einmal etabliert, würden die flugunfähigen Samen der Pflanze leicht mit Reifen und Fahrtwind weiterverbreitet. Deshalb achte man besonders auf die Verhinderung der Samenproduktion.