Ekkehard Roepert Forchheim —  Wer, wie Oskar Baumann, schon Jahrzehnte beim ATSV ist, der kommt an den "schönen Anfragen" nicht vorbei. Begonnen hat Baumann als Mittelfeldspieler, da war er 17 Jahre alt. Heute, als 61-Jähriger, ist er noch immer für die Alte Herren-Mannschaft am Ball. Doch wenn Baumann von seiner persönlichen Vereinsgeschichte erzählt, wird das Fußballspielen zum Nebenschauplatz. Weil er den "schönen Anfragen" nicht auswich, wurde er Schriftführer, Kassier, Aufstiegstrainer, Jugendtrainer, Spielleiter... "Außer Erster Vorstand war ich schon alles", sagt Baumann.

Allroundern wie ihm verdankt der ATSV eine schier unglaubliche Entwicklung. Am 7. August wird auf dem neuen, 2,5 Hektar großen Gelände in der Bayreuther Straße 82 Richtfest gefeiert. "Und Weihnachten wird auf den neuen Bahnen gekegelt", sagt Rifat Dervovic. Dass der aktive Kegler als Vereinsmitglied die Bauleitung übernommen hat, ist so ein typisches ATSV-Phänomen: "Hobby und Beruf trenne ich nicht", sagt Dervovic.

Neue Sportwelt

Den 230 Mitgliedern wird sich eine völlig neue Sportwelt eröffnen: Zwei Plätze mit moderner Lichtanlage, eine Kegelbahn, Fitnessräume, eine Zuschauertribüne, ein Kinderspielplatz...

"Ein Schatzkästchen", schwärmt Oskar Baumann. Die neue Anlage im Stadt-Osten sei "wie ein Sechser im Lotto".

Dreh- und Angelpunkt des Erfolgs ist der Erste Vorsitzende des ATSV. Egal, ob man mit dem Platzwart Thomas Schröder oder mit dem Vereinsurgestein Georg Zehner redet: Jeder kommt auf das Organisationsgeschick des umtriebigen Vorsitzenden Johannes Grün zu sprechen. "Ich kenne keinen, der es geschafft hätte, das Ding so durchzuziehen", sagt Oskar Baumann.

Das Ding, damit meint Baumann den Umzug von der Jahn- in die Bayreuther Straße. Weil auf dem Jahn/ATSV-Gelände ein neues Wohnviertel entsteht, war der Wert des Areals beträchtlich gestiegen. Dem 1903 von Turnern ins Leben gerufenen Verein gelang es, seinen Anteil so geschickt umzumünzen, dass jetzt eine neue Vorzeigeanlage entstehen kann.

Genuss auf der Tribüne

Schon der Bau des Vereinsheims im Jahr 1969 sei ein Ereignis gewesen, erinnert sich Georg Zehner, der als 18-Jähriger dem ATSV beitrat. Diejenigen, die die Anlage in der Jahnstraße noch eigenhändig mit aufgebaut hatten, seien anfänglich gegen den Umzug gewesen. "Doch jetzt freuen wir uns alle drauf", sagt der 69-jährige Georg Zehner.

Auch er hat so eine typische ATSV-Karriere hingelegt: Aktiver Fußballer war er nur wenige Jahre. Er begann als Schriftführer, war Kassier und 2001 wurde er Vorstand. Heute sei er noch Kassenrevisor. Die neue Ära des ATSV in der Bayreuther Straße werde er vor allem auf der Zuschauertribüne genießen.

Gewiss, sagt Oskar Baumann, das ATSV-Gelände in der Jahnstraße sei eine Idylle. Doch vermissen werde er sie nicht. Mit den neuen Strukturen kämen auch Erleichterungen auf den Verein zu. Die Energiekosten zum Beispiel, sie würden in den modernen Gebäuden sinken. Das neue Vereinsheim werde einen festen Pächter haben. "Es muss nicht mehr sein, dass die Frau des Vorstandes bei den Heimspielen die Bratwürste brutzelt", sagt Baumann. Und dass er, der seit 20 Jahren Spielleiter ist, noch neben dem Spielfeld Bier verkauft. "Es wird eine gewisse Professionalität eintreten."

Was am Zusammenhalt nichts ändern werde, ist Oskar Baumann überzeugt. Nicht umsonst habe der ATSV einen erweiterten Vorstand mit sechs Beisitzern gewählt. "Wenn dann zum Beispiel die Hecke geschnitten werden muss, dann packt jeder mit an."