Alles wird neu auf der Veste

2 Min
Ein neues Artillerie-Museum soll in der Gedeckten Bastei entstehen. Fotos: Kunstsammlungen
Ein neues Artillerie-Museum soll in der Gedeckten Bastei entstehen.  Fotos: Kunstsammlungen

Kunst Die bedeutenden Sammlungen in Coburg sollen in den nächsten Jahren atmosphärisch eindringlicher präsentiert werden. Jetzt gleich ist die Cranach-Sammlung dran. Dann wird ein neues Artillerie-Museum eingerichtet.

von unserem Redaktionsmitglied 
Carolin Herrmann

Coburg — Die Kunstsammlungen auf der Veste Coburg werden in den nächsten Jahren grundlegend neu gestaltet. Es wird sogar ein neues Museum geben. Im Pressegespräch gab Direktor Klaus Weschenfelder einen perspektivenreichen Ausblick. "Wir werden in den nächsten vier Jahren große Anstrengungen unternehmen."
Die jetzige Dauerausstellung der jährlich an die 100 000 Besucher anziehenden Sammlungen stammt aus den 80er Jahren. "Die Präsentation ist in vielem veraltet", erklärt Weschenfelder den Hintergrund für den Riesenaufwand, der dem Museum von europäischem Rang bevorsteht. Es sei ohnehin üblich, dass Museen dieser Größenordnung alle 20 bis 30 Jahre überarbeitet werden, schon zur Überprüfung des Inventars. "Mittlerweile aber ist zudem das Publikum deutlich anspruchsvoller geworden. Der Besucher will heute direkter zum Zentrum der Aussagen hingeführt werden, er will schneller zum Ziel kommen. Dafür muss heute viel stärker inszeniert werden."
Die wertvollen Exponate einfach nur aufzureihen, tut es nicht mehr. Was besonders an der als herausragend geltenden Sammlung alten Glases zu spüren ist. Viele Besucher streifen nur mehr oder weniger orientierungslos an der Vielzahl der Objekte in den Vitrinen vorbei. Der Bereich wird für die Landesausstellung 2017 komplett geräumt und anschließend neu gestaltet. Dann wird ein venezianischer Leuchter im Mittelpunkt der Räume den Blick auf sich ziehen, bevor rundherum stärker thematisch angeordnet und das alte Glas konzentriert präsentiert wird.
Die Landesausstellung 2017 des Hauses der Bayerischen Geschichte übrigens wird in Coburg unter dem Stichwort "Ritter, Bauer, Lutheraner" den gravierenden Veränderungen der Gesellschaft um 1500 nachgehen. Luther und die Reforma tion gehören dazu, aber auch die Gegenreformation in Bayern.

Alles neu in alten Räumen

Doch zurück in die Gegenwart und zum Stichwort "thematische Führung". Noch über diesen Winter hinweg wird die Sammlung Altdeutscher Meister, die auch die Sammlung Schäfer umfasst, didaktisch und museografisch neu gestaltet. Teils aus eigenen Kräften, teils unter Mithilfe eines Innenarchitekten werden farbige Kuben in die historischen Räume gesetzt und ein Lichtkonzept erarbeitet, das die nach inhaltlichen Schwerpunkten sortierten Exponate atmosphärisch eindringlicher präsentieren soll.
Nächstes Jahr, zum 500. Geburtstag von Lucas Cranach dem Jüngeren, ist Cranach-Schwerpunkt in Thüringen und Bayern. "Hier auf der Veste werden wir alle unsere Cranachs zusammenziehen und deutlich machen, was wir hier alles haben", kündigt Weschenfelder an. Dieser erste neugestaltete Teil der Sammlung soll bereits Ende März 2015 eröffnet werden.
Wobei es in Coburg stärker um das Umfeld des jüngeren Cranachs geht, zumal auf der Veste auch deutlich mehr von Cranach-Vater vorhanden ist, der sich Anfang des 16. Jahrhunderts häufiger hier aufhielt.
Wenn die Cranachs eine neue Heimat erhalten, dann leert sich das Lutherzimmer. Also wird sich auch das gravierend verändern. "Wir sind gut beschäftigt in den nächsten Jahren", schluckt der Direktor, ist aber angesichts seiner "super Mannschaft" zuversichtlich, alles bis zum 30. April 2018 bewältigen zu können. Da geht Klaus Weschenfelder nämlich in Pen sion und will ein wohlbestelltes Haus hinterlassen. Die Neugestaltung der Kunstsammlungen wird ebenso die Waffen- und Münzsammlungen umfassen. Eine großzügigere Inszenierung der Exponate ist auch möglich, weil seit dem Neubau des Glasmuseums in der Rosenau und dem Ausbau des Fürstenbaus mehr Raum zur Verfügung steht.
Und was war das nun mit dem neuen Mu seum? Die Gedeckte Bastei im ersten Burghof, bisher nur ein zugiger Wehrgang, wird so ausgebaut, dass sie für Besucher zugänglich wird. Dann werden in diesem neuen Artillerie-Mu seum die Kanonen der Veste wieder aufgestellt. Die standen früher im Freien, weshalb die Lafetten, die Fahrgestelle, stark verwitterten.
Die bauliche Erschließung der Gedeckten Batterie wird der Hausbesitzer, die bayerische Burgen- und Schlös serverwaltung übernehmen. Ansonsten aber müssen die Kunstsammlungen zusehen, wie sie finan ziell zurechtkommen bei ihren großen Projekten. Weschenfelder veranschlagt für die Neugestaltung 755 000 Euro, was nicht viel sei für eine so große Maßnahme.