von unserem Mitarbeiter Stephan Stöckel Kulmbach/Lichtenfels — Auf einem Arm hält Viktoria Maier aus Lichtenfels ihren vierjährigen Sohn Marek und in der Hand ein bayerisches Quali...
von unserem Mitarbeiter Stephan Stöckel
Kulmbach/Lichtenfels — Auf einem Arm hält Viktoria Maier aus Lichtenfels ihren vierjährigen Sohn Marek und in der Hand ein bayerisches Qualitätsprodukt, von dem Schulleiter Joachim Meier zuvor geschwärmt hatte: das Abitur an der beruflichen Oberschule. Obgleich die 24-Jährige mit ihrem Notendurchschnitt von 2,5 nicht zu den Schulbesten in der Jahrgangsstufe 13 zählt, den Preis des Elternbeirats der Kulmbacher Adalbert-Raps-Schule hat sie sich redlich verdient.
"Die alleinerziehende Mutter hat den nicht immer leichten Spagat zwischen der Erziehung ihres Kindes und dem Lernen gemeistert", hob Vorsitzender Uwe Täuber hervor.
Weit mehr als über den Einkaufsgutschein freut sich die junge Mutter über die Tatsache, dass sie an der Berufsoberschule (BOS) die fachgebundene Hochschulreife erfolgreich abgeschlossen hat.
"Mit meinem Mittelschulabschluss wurde ich immer schief angeguckt. Da wollte ich mir selbst beweisen, dass ich das Abitur schaffen kann."
Traum vom Studium wird wahr Jetzt möchte sich die gelernte Hotelfachfrau einen Traum erfüllen und an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg oder auch an der Fachhochschule Coburg Betriebswirtschaftslehre studieren.
Dass es dazu kam, daran hat ihr Sohnemann sein Scherflein beigetragen. "Beruf und Kind in der Hotelbranche, wo man oft abends und am Wochenende arbeitet, unter einen Hut zu bringen, ist nicht ganz einfach. So entschloss ich mich mit 22 Jahren, noch einmal die Schulbank zu drücken.
Während ich lernte, kümmerten sich meine Mutter Edina und meine Schwiegermutter Verena Ari, die in Burgkunstadt wohnt, um meinen Kleinen Schatz Marek", erzählt die frischgebackene Abiturientin aus der Korbstadt.
Oberstudiendirektor Joachim Meier hatte zuvor die gedankliche Brücke zwischen dem Kulmbacher Bier und dem Abi tur an der beruflichen Oberschule geschlagen. Beides sind für ihn bayerische Qualitätsprodukte. Dabei kommt er zu dem Schluss, dass Abitur und Abitur nicht gleich seien. Im Unterschied zum Gymnasiasten absolviere der berufliche Oberschüler eine Bildungsleiter, die von der Mittleren Reife über das Fachabitur bis zur allgemeinen Hochschulreife reiche.
Motivation von innen "So werden im Laufe der Jahre mehrere Entscheidungen gefällt, die der Jugendliche mit der ihm eigenen Begründung trifft.
Diese intrinsische, also von innen her kommende Motivation mag Garant dafür sein, dass der gewählte Weg weniger oft verlassen oder abgebrochen wird, also sehr erfolgreich verläuft", resümiert der Pädagoge.
Am Donnerstagabend verabschiedet Meier in der Aula des beruflichen Schulzentrums insgesamt 60 Schüler aus den 13. Klassen der Fachoberschule (FOS) und der Berufsoberschule (BOS). Davon haben 27 junge Männer und Frauen die allgemeine und elf die fachgebundene Hochschulreife in der Tasche, wobei sich FOS und BOS mit jeweils 19 Personen die Anzahl der Absolventen brüderlich teilen. 22 junge Leute hatten eine duale Ausbildung zum Mechatroniker beziehungsweise Industriemechaniker mit dem Abschluss des Fachabiturs (DBFH) verbunden.
Lisa Fijolek glänzt als Schulbeste Schulbeste ist Lisa Fijolek aus Kulmbach mit einem Notendurchschnitt von 1,40.
Die Schülerin, die verhindert ist, hatte den wirtschaftlichen Zweig der FOS besucht. Der Landkreispreis wird ihr nachgereicht.
Zwei anderen Schülern kann Landrat Klaus Peter Söllner die Auszeichnung persönlich überreichen: Kevin Böhm aus Ahorn bei Coburg, der den Ausbildungsgang DBFH mit dem Notendurchschnitt 1,44 krönt, und Francesca Göppner aus Wallenfels, Landkreis Kronach, die den wirtschaftlichen Zweig der BOS mit der Note 1,93 abschließt. Mit einem Buchpreis wird Luisa Schramm aus Marktleugast geehrt. Sie hatte am sozialen Zweig der FOS mit 14 Punkten die beste Pädagogik- und Psychologieprüfung geschafft.
"Wir brauchen tüchtige junge Leute wie Sie, die einmal als Leistungsträger Verantwortung übernehmen", sagt Landrat Söllner mit Blick auf die niedrige Arbeitslosenquote und den demografischen Wandel.
"Der Heimat verbunden bleiben"
/> Der Kulmbacher Bürgermeister Stefan Schaffranek ermuntert die junge Leute, der Heimat weiterhin verbunden zu bleiben: "Wir brauchen Ihre Kreativität und Ihr Wissen."
Schülersprecher Rolf Kleylein-Feuerstein lobt die Lehrer über den Klee: "Sie haben das Beste aus uns herausgeholt."
Mit musikalischen Beiträgen glänzen schließlich Katharina Popp, Theresa Stumpf und Cennet Gayret. Ein Chor, der den Abiturienten aus dem Herzen singt, bilden Beschäftigte der Werkstätten von St. Joseph aus dem Landkreis Lichtenfels und Schüler aus der 11. Klasse der FOS. Zur Melodie von "Über den Wolken" singen sie frohgemut: "Die Schulzeit flog so schnell dahin und ich bin gerne mitgeflogen."