"Agrargipfel" gegen Klimawandel

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Lebhafte Diskussion beim "Agrargipfel" auf der Karolinenhöhe (von links): Michael Bienlein, Bernd Schauer, Sebastian Porzelt, Bernhard Schwab, Richard Mergner, Stefan Köhler und Oliver Kröner. Foto: Andreas Welz
Lebhafte Diskussion beim "Agrargipfel" auf der Karolinenhöhe (von links): Michael Bienlein, Bernd Schauer, Sebastian Porzelt, Bernhard Schwab, Richard Mergner, Stefan Köhler und Oliver Kröner. Foto: Andreas Welz

Hitzig, aber fair ging es bei dem agrarpolitischen Diskussionsabend des Bayerischen Bauernverbandes und des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg zu.

Umweltschützer und Bauern wollen Seite an Seite dem Klimawandel Paroli bieten. Das wurde bei einem agrarpolitischen Diskussionsabend des Bayerischen Bauernverbandes und des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg auf der Karolinienhöhe in Trieb am Dienstag deutlich.

Die sonst übliche Kritik der Bauern auf der einen und der Umweltschützer auf der anderen Seite blieb an diesem Abend aus. Einen kleinen Ausreißer gönnte sich Biolandwirt Sebastian Porzelt aus Merkendorf, der die oft zitierte Formel wiederholte, dass es in Deutschland 80 Millionen "Landwirte" gebe, die alles besser wüssten und könnten.

Richard Mergner, der Vorsitzende des Bund Naturschutz in Bayern, deckelte umgehend den jungen Landwirtschaftsmeister: Man sei hier, um gemeinsam die Zukunft zu gestalten, und nicht um sich gegenseitig zu beschimpfen, sagte er sinngemäß. In seinem Statement warb er dafür, die Fronten zwischen BUND und Landwirtschaft abzubauen. "Wir müssen natürliche Partner sein", wünschte er sich.

Die Partnerschaft unterstrich auch Stefan Köhler, der als Umweltpräsident des Bayerischen Bauernverbandes den Wettbewerb "Naturschutzpartner Landwirt" in diesem Jahr mit der bayerischen Umweltministerin Ulrike Scharf ins Leben gerufen hatte. Er warb für den Humusaufbau des Ackerlandes durch den Anbau von Zwischenfrüchten, eine häufigere Fruchtfolge und damit die Stärkung des Wurzelwachstums durch Mikroorganismen. Kritsch äußerte er sich über veraltete Bodenuntersuchungen durch die Behörden.

Mehr Ökoflächen

Eine Bresche für den ökologischen Landbau schlug Bernhard Schwab, Leiter des Fachzentrums Ökolandbau am Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten (AELF) Bamberg. Die Ökoflächen in Deutschland hätten in den vergangenen elf Jahren von 27 000 auf 74 000 Hektar zugenommen. Ökolandwirte seien durch den Klimawandel nicht so stark betroffen. Das hätte sich im trockenen Sommer in diesem Jahr gezeigt.

Auch Schwab plädierte für eine öftere Fruchtfolge, um den Humusaufbau zu fördern. Er wünschte sich eine bessere Zusammenarbeit der viehhaltenden und der viehlosen Betriebe, die sich bei Futterknappheit, wie in diesem Jahr, ergänzen sollten.

Der Neudorfer Landwirt Bernd Schauer befürchtete, dass man durch den Klimawandel die Erträge nicht halten könne. Er sah eine negative Versorgungsbilanz der Bevölkerung durch landwirtschaftliche Produkte voraus. Dies sei nicht zuletzt der kurzen Zeitspanne der Bodenbearbeitung geschuldet.

Durch den Klimawandel passten die Zeiten der vorgeschriebenen Gülleausbringung nicht mehr. Auch er war davon überzeugt, dass die Fruchtfolgen deutlich erweitert werden müssten. Bei der Diskussion um den mechanischen Pflanzenschutz solle man den chemischen nicht verteufeln.

Keine Produktion im Ausland

BBV-Kreisobmann Michael Bienlein war überzeugt, dass die Nahrungsmittelproduktion im Ausland nicht der richtige Weg sei. Bedauerlich empfand er den Druck der Öffentlichkeit. "Wir werden durch die Gesellschaft getrieben", stellte der Biolandwirt aus Siedamsdorf fest. Er konnte sich neue Saatzuchtmethoden vorstellen. Eine Chance wäre Saatgut aus Trockenstandorten zu nutzen.

Hans-Georg Warmuth, Vorsitzender des Maschinenrings Coburg, Kronach und Lichtenfels bedauerte, dass Rapsöl nur schwer abzusetzen sei.

Der umweltfreundliche Treibstoff könne nicht mit dem preiswerten Diesel konkurrieren. "Alles andere ist billiger", stellte der Landwirt aus Tiefenroth fest.

Im kommenden Jahr werde erheblich weniger Raps angebaut. Einer der Gründe sei die mangelhafte Technologie bei den Fahrzeugen.

BN-Kreisvorsitzender Anton Reinhardt gab einen positiven Impuls angesichts des Klimawandels: "Wir werben für mehr Natur in unseren Fluren. Blühstreifen, Windschutzhecken und Feldraine sind eine Augenweide für den Betrachter und für den Erhalt unserer strukturreichen Kulturlandschaft unverzichtbar". Sie böten für Bienen, Hummeln und zahlreiche Insektenarten, Rebhühner, Feldlerchen und andere auf der Roten Liste stehende Vogelarten sowie das Niederwild Unterschlupf und Nahrung.

Ausgleichsflächen sinnlos

Kreisbäuerin Marion Warmuth sah in den Ausgleichsflächen für die Autobahn- und ICE-Trassen keinen großen Sinn. Auf den Brachflächen, die sich selbst überlassen sind, finde man keine Blumen und Insekten, war ihre Beobachtung.

Alle Teilnehmer waren sich darüber einig, dass Gentechnik kein Ausweg aus dem Klimawandel sei. Eine Möglichkeit dem Wandel aufzuhalten sei der Einsatz von strombetrieben Maschinen, die über eine Photovoltaikanlage auf dem Scheunendach aufgeladen werden könnten. Wichtig sei auch eine engere Zusammenarbeit unter den Landwirten.