Abschied ohne Pfarrer ?

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Rainer Schunder
Rainer Schunder
Michael Erhart
Michael Erhart
 
Tanja Kremer
Tanja Kremer
 
Matthias Pfaff
Matthias Pfaff
 
Volkmar Gregori
Volkmar Gregori
 
 

Angeblich engagieren immer mehr Angehörige für die Bestattung ihrer Lieben einen freien Trauerredner statt eines Geistlichen. Doch trifft das auch auf den ländlichen Raum im Landkreis Haßberge zu?

Rainer Schunder aus Prölsdorf ist seit 34 Jahren Bestatter. "In der Zeit ist die Zahl der weltlichen Beerdigungsfeiern langsam, aber stetig gestiegen", berichtet er.
Meistens engagierten die Angehörigen einen freien Grabredner, wenn der Verstorbene aus der Kirche ausgetreten sei. "Die meisten wollten sich so die Kirchensteuer sparen", weiß Schunder. Bei diesem Schritt denken aber die wenigsten daran, dass ihre Angehörigen irgendwann vor dem Problem stehen könnten, einen Pfarrer davon überzeugen zu müssen, den Konfessionslosen zu beerdigen.


Wunschtermin geht vor

"Meistens findet sich schon ein Pfarrer, der die Beerdigung hält. Halt nicht in seinem kirchlichen Gewand, sondern in privater Kleidung. Aber manchmal, wenn sich der Verstorbene ganz von der Kirche abgewandt hat, geht das nicht", erzählt der Bestatter aus dem Steigerwald.
Ein weiterer, verbreiteter Grund dafür, einen weltlichen Trauerredner zu engagieren, sei die Terminfrage: "Viele Pfarrer kommen mit ihren Terminen nicht mehr rum. Wenn die Angehörigen dann unbedingt am Samstag eine Beerdigung haben wollen, das aber aus terminlichen Gründen nicht geht, dann muss ein weltlicher Trauerredner her." Letztlich sei die Entscheidung, wie so vieles im Leben, eine Kostenfrage. "Eine katholische Beisetzung kostet 32,50 Euro, eine evangelische 40 Euro und ein weltlicher Trauerredner kostet um die 300 Euro", erzählt Rainer Schunder und ergänzt: "Da schnaufen manche ganz schön. Aber gut, wenn man sich jahrelang die Kirchensteuer gespart hat..."
Das Familienunternehmen "Schunder Bestattungen" hat neun Filialen in den Landkreisen Haßberge und Bamberg. Wünschen die Angehörigen einen weltlichen Grabredner, arbeiten die Bestatter mit sechs Frauen und Männern aus der Region zusammen, die sie bei Bedarf anfragen können.
"Mit einem Trauerredner kannst Du halt alles machen. Eine kirchliche Beisetzung hat ihre Grenzen. Beispielsweise ist der Friedhof ein Ort der Stille. Wenn die Angehörigen während der Zeremonie laute Musik hören wollen, dann passt das nicht zusammen", findet Schunder.
Obwohl die Zahl der weltlichen Bestattungsfeiern steigt, ist sie noch übersichtlich. "Von 100 Beisetzungen durch unser Bestattungsinstitut sind es vielleicht fünf", sagt Schunder.
Die Verstorbenen werden übrigens, egal ob katholisch, evangelisch oder konfessionslos, in den allermeisten Fällen auf einem kommunalen Friedhof zur letzten Ruhe gebettet.
Auch Matthias Pfaff vom Bestattungsinstitut Schorr in Zeil schätzt, dass derzeit von 100 Beerdigungen fünf weltlich gestaltet werden. "Auch die Zahl der Naturbestattungen steigt", erzählt der 47-Jährige. Seiner Erfahrung nach hat ein weltlicher Redner mehr Möglichkeiten, die Grabrede persönlicher zu gestalten. "Da wird viel mehr auf den Lebenslauf eingegangen und der Name des Verstorbenen fällt deutlich öfter", berichtet Pfaff.


Angehörige wünschen Pfarrer

Diese Meinung teilt seine Kollegin Tanja Kremer nicht ganz. "Bei uns auf dem Land sind die Leute froh, wenn ein Geistlicher die Beerdigung hält. Die Pfarrer gehen auch auf die persönlichen Wünsche ein", erzählt sie aus ihrer Erfahrung. Die 46-Jährige arbeitet seit 2006 im Bestattungsgewerbe und hat sich vor drei Jahren als Sterbebegleiterin in Zeil selbstständig gemacht.
Ihr Schwerpunkt liegt dabei auf der Verstorbenenversorgung. Sie hat außerdem die Erfahrung gemacht, dass sich - auch wenn der Verstorbene keine Konfession angehöre - meistens ein Geistlicher bereiterkläre, die Trauerrede zu halten.
Und was sagen die Geistlichen zu dem Thema? Für den katholischen Pfarrer Michael Erhart aus Zeil steht der Wunsch des Verstorbenen an erster Stelle. "Wenn jemand aus der Kirche ausgetreten ist und mit dem Verein nichts mehr zu tun haben möchte, dann fühlt es sich für mich erst einmal komisch an, wenn die Angehörigen trotzdem eine geistliche Bestattung wünschen", sagt Erhart.
Er respektiere an erster Stelle den Wunsch des Verstorbenen. "Wenn ich die Person oder die Gründe dafür kenne, warum er ausgetreten ist, oder der Verstorbene sogar wieder der Kirche beitreten wollte, dann ist es etwas anderes", führt er aus.
Sein evangelischer Amtskollege Volkmar Gregori aus Ebelsbach war bisher erst "zwei oder drei Mal in der Situation", einen Verstorbenen ohne Konfession zu beerdigen. Gregori steht seit Sommer 2014 der Kirchengemeinde Gleisenau vor.
"Wenn die Angehörigen sich die Begleitung des Pfarrers wünschen und keine schwerwiegenden Gründe dagegen sprechen, dann fragen wir nicht weiter nach und machen das", erklärt Gregori. Eine weltliche Bestattungsfeier dagegen sei in seiner Amtszeit bisher noch nicht vorgekommen.