Marion Krüger-Hundrup - "Ich weiß nicht, wie ich diesen guten Menschen danken soll, die uns in diesem sehr schwierigen Moment, in dem der Libanon am Boden liegt, so liebevoll nahestehen", sagt Abdo Raad spürbar überwältigt. Der libanesische Priester fährt fort: "Eure Solidarität und die Solidarität der Gemeinde Stegaurach sind eine göttliche Gnade und das Auge Gottes, das die Armen durch eure Zuneigung und eure Gaben anschaut. Danke! Wir verlassen uns stark auf eure Gebete. Wir brauchen sie gegen all das Böse, das den Libanon betrifft", wünscht Abdo Raad.

Auch sein Freund aus gemeinsamer Studienzeit in Rom, Pfarrer Walter Ries, ist im positiven Sinne fassungslos über die Resonanz, die der Artikel im Fränkischen Tag vom 8. August 2020 hervorgerufen hat. Darin war geschildert worden, wie Abdo Raad und das ehrenamtliche Team seines Vereins "Annas Linnas" den leidgeprüften Menschen nach der verheerenden Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut hilft. Das Spendenkonto der Katholischen Kirchenstiftung Stegaurach stand unter dem Bericht. Und darauf sind bis zum 13. August genau 40 788 Euro eingegangen.

"Die komplette Summe wird sofort an Annas Linnas überwiesen", erklärt Pfarrer Ries. Denn jeder Euro, jeder Cent garantiere Soforthilfe zum Überleben. Schenkt Hoffnung und ist Zeichen der Freundschaft zwischen dem Libanon und Franken.

In einer E-Mail schildert Abdo Raad, dass "Annas Linnas" in Beirut ein Zelt aufgestellt hat, in dem jeder Bedürftige Lebensnotwendiges wie Nahrungsmittel, Trinkwasser, Hygieneartikel, Erste-Hilfe-Kits bekommt. Die Zahl der Hilfesuchenden geht in die Tausende. Inzwischen gibt es eine Liste mit den Namen von Familien, deren beschädigte Häuser repariert werden können. Auch notwendige Möbel wie Betten, Stühle, Tische will "Annas Linnas" organisieren.

Hilfe für die Opfer

Unmittelbar nach der Explosion, die nach letztem Stand 160 Menschenleben und etwa 6000 Verletzte gefordert hat, kümmerten sich die Freiwilligen des Vereins von Abdo Raad um Opfer. Transportierten sie in die nicht zerstörten Krankenhäuser, halfen dabei, die Trümmer von den Straßen zu räumen. Brachten Sandwiches und Wasser zu den Verletzten, die vor den Hospitälern Schlange standen.

"In den nächsten Tagen soll es noch personalisierter und organisierter ablaufen", blickt Abdo Raad voraus. Wissend, dass der gebeutelte Libanon nur durch internationalen Druck und mit weltweiter finanzieller Unterstützung aus der tiefgehenden politischen Krise und humanitären Notlage herausfinden kann.

Ganz Seelsorger, ganz Mensch sorgt sich der 55-jährige Priester besonders um die zwei Millionen Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und Palästina im Libanon. Auch Flüchtlingen in den erbärmlichen Lagern gilt die Unterstützung durch "Annas Linnas": "Danke für Eure Tränen ...", sagt Abdo Raad noch leise.