Das Gremium entschloss sich beim Vogt-Gelände in Friesen für die "kleine Lösung".
Mit 18:4 Stimmen beschloss der Marktgemeinderat die Aufstellung eines Bebauungsplanes für einen Teil des ehemaligen Vogt-Geländes im Ortsteil Friesen. Die "kleine Lösung" mit nur noch 16 Baurechten ist das Ergebnis eines mehrjährigen Tauziehens um die Verwertung einer Immobilie, die der Markt Hirschaid 1994 für 1,1 Millionen Deutsche Mark aus dem Besitz eines in wirtschaftliche Schieflage geratenen Unternehmens erworben hat. Die 2,73 Hektar waren seitdem der Natur überlassen.
Wird der nun zu erstellende Bebauungsplan rechtskräftig, werden beiderseits eines in dem Gelände vorhandenen Flurbereinigungsweges von der Eichenstraße Richtung Friesener Warte 16 Baurechte geschaffen. Sie sollen bevorzugt dazu dienen, dem örtlichen Nachwuchs und jungen Familien Gelegenheit zum Bau von Wohnhäusern zu geben.
Das ist erheblich weniger als die bisher vom Planungsbüro Frieder Müller-Maatsch vorgelegten Projektstudien einer mittleren und großen Lösung. Dabei waren weitaus umfangreichere Anteile des ehemaligen Vogt-Geländes zur Bebauung vorgesehen. Es entzündete sich daran aber nicht nur Kritik einer rasch gebildeten Bürgerinitiative "Grünes Herz Friesen" um die Ärztin Dr. Csilla Jambor. Die Neufriesenerin hatte in der Zwischenzeit den ehemaligen Gebäudekomplex der Firma Vogt erworben und bewohnt ihn mit ihrer Familie. Von dieser Seite waren vor allem die erheblichen Eingriffe in die Natur bemängelt und juristische Schritte angedroht worden. Andererseits bargen die größeren Lösungen aber auch in finanzieller Hinsicht einige Risiken: Der Bau von Stichstraßen mit Wendehämmern, die Abwasserbeseitigung durch Hebepumpen oder auch die Ableitung des Oberflächenwassers und die Verkehrsanbindung waren auch aus der Sicht besorgter Marktgemeinderäte fragwürdig. Zudem stemmten sich die Bewohner von Friesen gegen den Zuzug weiterer "Großkapitalisten"; denn bei den zu erwartenden hohen Erschließungskosten hätte sich Otto Normalverbraucher in dieser exponierten Lage kaum häuslich niederlassen können.
Es folgten Gespräche am runden Tisch, Bürgerversammlungen, etliche Beratungen im Gemeinderat, im Arbeitskreis Liegenschaften sowie mit den Fachbehörden, bis endlich ein konsensfähiger Vorschlag abstimmungsreif war: Überplant werden sollen nun lediglich die an den Flurbereinigungsweg angrenzenden hinterlegenden Freiflächen der Anwesen an der Friesener Hauptstraße. Sie befinden sich zusammen mit drei weiteren künftigen Baugrundstücken südlich des Weges in Privatbesitz. Und aus der Gemeindefläche sollen nur noch vier Baugrundstücke zu etwa 900 Quadratmetern gebildet werden.
Ökologische Verbesserung
Der vorhandene Feldweg könne mit vergleichsweise geringem Aufwand zur Erschließungsstraße ausgebaut werden, versicherte Müller-Maatsch. Nur das Schmutzwasser aus den Häusern südlich der Straße müsse in den noch zu erstellenden, dem natürlichen Gefälle folgenden Kanal gepumpt werden. Durch ein zeitgemäßes Ableiten des Oberflächenwassers aus dem Baugebiet in zwei Rückhaltebecken ergebe sich sogar eine ökologische Verbesserung und die Entlastung des Kanals in der Eichenstraße. Außerdem ginge so der Wunsch der Feuerwehr nach einem Löschwasserbecken in Erfüllung. Durch eine Streuobstwiese, die am Südrand des Baugebietes zur freien Natur hin angelegt werden soll, werden Auflagen zum Landschaftsschutz berücksichtigt. Mit dieser "kleinen Lösung" kann nun auch die Wortführerin des Bürgerprotests, Dr. Jambor, leben, wie eine Nachfrage der Redaktion ergab.
Gar nicht abfinden will sich hingegen der SPD-Gemeinderat Josef Haas. "Da geht Natur verloren!", mäkelte er und zog in Zweifel, ob die künftigen Bewohner in dieser Randlage glücklich werden. Immerhin sei Friesen in seiner Infrastruktur um 100 Jahre zurückgeworfen, seit auch noch der einzige Gasthof geschlossen und keine Einkaufsmöglichkeit am Ort mehr vorhanden ist.
Enttäuscht, dass aus der Liegenschaft der Gemeinde nicht mehr des dringend benötigten Kapitals zurückgewonnen werden kann, äußerte sich Kurt Barthelmes von der WG Regnitzau. Um noch etwas mehr vom Invest zurückzuholen, empfahl Barthelmes die Verlängerung der vier Grundstücke in südliche Richtung. Dieser Vorschlag soll bei der Bauleitplanung bedacht werden.
Friesens Ortssprecher Christian Büttel wertete den Planungsentwurf als "gutes Signal" an die Dorfgemeinschaft und die jungen Friesener, am Ort bauen und wohnen zu können. Immerhin resultiere die letzte Baulandausweisung in dem Ortsteil aus den 1970er Jahren. Im Interesse des Dorffriedens bat Büttel, nicht erneut eine größere Lösung in Erwägung zu ziehen.
Roland König von der Ökologischen Liste räumte ein, dass man es den Familien schuldig sei, Bauland für ihre Kinder zur Verfügung zu stellen, auch wenn man das mit Blick auf die Natur nur zähneknirschend tun könne.
Anschließend erteilte der Marktgemeinderat den Auftrag zur Planung des Wohngebietes unterhalb der Friesener Warte.
Zu welchem Preis die privaten Grundbesitzer und die Gemeinde in der Beletage des Landkreises Bauland veräußern werden, ist derzeit völlig offen. Die Erschließungskosten werden sich trotz der Hanglage in Grenzen halten, ist Landschaftsarchitekt Frieder Müller-Maatsch zuversichtlich.