Das Drama geht weiter: Kurz vor der geplanten Schließung kam für die Zirndorfer Bäckerei Beck die vermeintliche Rettung. Nun gibt es allerdings gleich mehrere neue Kehrtwenden.
In Franken haben in den vergangenen Jahren etliche Bäckereien ihre Tore schließen müssen. Hauptgründe sind die enorme Konkurrenz durch Supermärkte und Discounter, die ebenfalls Brot und Backwaren anbieten. Ein weiteres signifikantes Problem ist der akute Mangel an Fachkräften und jungen Talenten in der Backbranche. Ein Beispiel dafür ist die Bamberger Traditionsbäckerei Kapuzinerbeck. Weil Mitarbeiter fehlen, bleibt der Laden seit rund drei Jahren montags geschlossen. Im mittelfränkischen Zirndorf erlebt Bäckermeister Matthias Beck gerade ein unvergleichliches Wechselbad der Gefühle.
Bis vor gut einer Woche sah es so aus, dass der Familienbetrieb im Kreis Fürth für immer dichtmachen muss. Nach ausgedehnter, aber zugleich erfolgloser Personalsuche drohte nach fast sieben Jahrzehnten das endgültige Aus. Zwei Tage vor der angesetzten Schließung dann die unerwartete Wende: Die Bäckerei gewann überraschenderweise einen neuen Bäcker. "Es fühlt sich an wie Geburtstag und Hochzeit zusammen", sagte Beck am Donnerstag (26. September 2024) inFranken.de. Die Freude währte allerdings nur kurz: Nur einen Tag später musste der 51-Jährige eine Riesenenttäuschung hinnehmen.
Nach großer Enttäuschung: Zirndorfer Bäckerei Beck muss weiter um Zukunft bangen
Unmittelbar vor dem vorgesehenen Dienstantritt habe sich sein neuer Mitarbeiter telefonisch bei ihm gemeldet, erzählt Beck am Freitag (4. Oktober 2024) im erneuten Gespräch mit inFranken.de. "Er hat mich am Freitagabend um viertel zehn angerufen und gesagt, dass er es sich anders überlegt hat." Ein Korb aus heiterem Himmel? Für ihn sei die Absage in letzter Minute noch nicht einmal völlig überraschend gekommen, hält der Zirndorfer Bäckermeister fest. "Ich hatte irgendwie ein ungutes Gefühl", gesteht er.
Und nun? Kommt es jetzt, wie seit Langem befürchtet, zur Betriebsauflösung in der Banderbacher Straße 12? Diesbezüglich gibt es offenbar auch hier eine faustdicke Überraschung. "Ich habe noch jemanden in der Aussichtsschleife", sagt Beck. Wenige Stunden vor dem ernüchternden Telefonat hat sich laut seiner Schilderung eine neue Chance aufgetan. "Bei mir war ein Mann im Laden - zuerst dachte ich, das ist ein Kunde", berichtet Beck. Der schier unglaubliche Zufall: "Der Mann hat gefragt, ob er bei mir arbeiten kann."
Bei dem Bewerber handele es sich um einen Bäcker mit rund 20-jähriger Berufserfahrung. "Er könnte theoretisch ab 1. November anfangen", berichtet Matthias Beck. "Vielleicht auch erst Ende November." Schwierigkeiten gebe es gegenwärtig noch in bürokratischer Hinsicht. Da es sich bei der potenziellen Neuanstellung um eine Wiedereingliederungsmaßnahme handele, gebe es aktuell noch finanzielle Klärungspunkte zwischen Arbeitsagentur und Krankenkasse.
Fränkischer Bäckermeister gibt Hoffnung nicht auf - gleich zwei neue Mitarbeiter in Aussicht
"Ich bin am Überlegen, ob ich das nicht sogar auf eigene Rechnung übernehme", sagt der fränkische Bäcker mit Blick auf seine angespannte Personalsituation. Momentan muss ihm regelmäßig seine Mutter mit Ende 70 im Ladengeschäft unter die Arme greifen. Beck hofft deshalb, dass es diesmal in Sachen Verstärkung endlich klappt. "Er hat Interesse, in einem kleinen Betrieb wie unserem zu arbeiten", hält er hinsichtlich des unverhofften Bewerbers fest.
Im Idealfall tut sich darüber hinaus eine zusätzliche Möglichkeit für den Fortbestand der Familienbäckerei auf. "Ein anderer Lichtblick ist ein Bäcker aus Sri Lanka. Er muss dort nur noch seine Deutschprüfung bestehen. Dann darf er nach Deutschland kommen", erläutert Beck. Seine Schwester arbeitet demnach bereits in Zirndorf. "Ein Zimmer für ihn wäre da." So oder so - der 51-Jährige zeigt sich trotz des jüngst erlittenen Nackenschlags vergleichsweise zuversichtlich. "Meine Kunden zittern auch mit. Ich hoffe, dass es diesmal klappt", sagt der Inhaber der Bäckerei Beck in Zirndorf.