Elektroniker, Friseure oder Fliesenleger hat fast jeder in seinem Bekanntenkreis. In Franken gibt es aber auch Azubis in Handwerksberufen, die alles andere als alltäglich sind. In den nächsten Wochen stellen wir einige von ihnen vor.
Die Auswahl ist beeindruckend. Wer einen Lehrberuf sucht, in dem er mit seinen Händen etwas Bleibendes schaffen kann, kann in Deutschland zwischen rund 150 Handwerken wählen. Aufgelistet sind diese in den Anlagen A und B der Handwerksordnung, die unter anderem im Internet auf der Seite des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) zu finden ist.
Manche Berufe sucht man in diesen Listen vergeblich. Der Schreiner? Fehlanzeige. Der Metzger? Auch nicht? "Der Bäcker heißt in dieser Auflistung immer noch Bäcker", erklärt Frank Grökel, Leiter Ausbildungsberatung und Nachwuchsförderung bei der Handwerkskammer für Oberfranken. "Aber für Schreiner und Metzger, wie man sie bei uns bezeichnet, hat man sich im Laufe der Zeit auf einen bundesweit einheitlichen Begriff geeinigt." So erhält der Schreiner nach der Ausbildung einen Gesellenbrief als Tischler und die Urkunde des Metzgers trägt den Titel Fleischer.
Es fehlt der Nachwuchs
"Zwei Drittel unserer Azubis entscheiden sich für Ausbildungen zum Kfz-Mechatroniker, Elektroniker, Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK) oder Friseur", berichtet Grökel. Erfreulich aus der Sicht des Ausbildungsexperten: "Zum Beispiel beim SHK-Anlagenmechaniker sind mehr und mehr Mädels dabei, die den Jungs die Schneid abkaufen. Die geben doppelt so viel Gas, weil es eine Männerdomäne ist."
Ein Lichtblick, der das große Problem des Handwerks nicht überdecken kann. Es fehlt an Nachwuchs. In Franken ging die Zahl der neu abgeschlossenen Lehrverträge 2018 erneut zurück. In Unterfranken etwa blieben mehr als 1000 Lehrstellen unbesetzt, in Oberfranken waren es 650.
Empfehlung: vorher Praktikum
Umgekehrt finden sich in der Handwerksordnung Berufe, wo es in der Region nur wenige Lehrstellen gibt. Wer zum Beispiel eine Ausbildung zum Büttner plant - der Beruf wird je nach Region auch als Böttcher, Küfer oder Fassmacher bezeichnet -, muss in Franken schon genau suchen. Ähnlich verhält es sich mit Seilern oder Wachsziehern.
"Meistens sind es junge Leute mit Fachhochschulreife oder Abitur, die sich auf so einen bestimmten Beruf festlegen wollen", sagt Taoufik Hamid, Ausbildungsberater der Handwerkskammer für Unterfranken in Aschaffenburg. Grundstein für die Entscheidung sollte laut Hamid ein Praktikum sein. "Das empfehle ich zu 100 Prozent. So vermeidet man Ausbildungsabbrüche." Denn der Name eines Gewerks sei nicht immer aussagekräftig. Viele hätten falsche Vorstellungen.
Nischen gefunden
Keine Ausbildung ohne Ausbildungsbetrieb. Es gibt in Franken solche Betriebe mit seltenem Handwerk, die auch noch ausbilden. Oft sind es traditionelle Firmen, die in Zeiten der Massenware Nischen gefunden haben, in denen sie ihre Produkte verkaufen - oft Einzelstücke, gefertigt von geschickten Händen in kleinen Manufakturen.