Frankens Flüsse und das Gold: Vom Glück der Tüchtigen

2 Min
Goldwäscherin Andrea Stärker ist dem Edelmetall seit Jahren auf der Spur: "Das Gold ist da, es kommt nur auf die richtige Technik an". Foto: Matthias Hoch
Goldwäscherin Andrea Stärker ist dem Edelmetall seit Jahren auf der Spur: "Das Gold ist da, es kommt nur auf die richtige Technik an". Foto: Matthias Hoch
Der Traum aller Goldsucher: einmal einen solchen Brocken finden. Das passiert aber selten, in der Regel sind die Funde nicht größer als zwei bis drei Millimeter. Foto: Matthias Hoch
Der Traum aller Goldsucher: einmal einen solchen Brocken finden. Das passiert aber selten, in der Regel sind die Funde nicht größer als zwei bis drei Millimeter. Foto: Matthias Hoch
 
Markus Schade, Leiter des Gold-Museums Theuern. Foto: Matthias Hoch
Markus Schade, Leiter des Gold-Museums Theuern. Foto: Matthias Hoch
 
Goldwaschen ist harte Arbeit. Foto: Matthias Hoch
Goldwaschen ist harte Arbeit. Foto: Matthias Hoch
 
Schaufeln, ... Foto: Matthias Hoch
Schaufeln, ... Foto: Matthias Hoch
 
... sieben, ... Foto: Matthias Hoch
... sieben, ... Foto: Matthias Hoch
 
... finden. Foto: Matthias Hoch
... finden. Foto: Matthias Hoch
 

Die Flüsse sind voller Gold, auch an der thüringisch-fränkischen Grenze - das ruft Schatzjäger auf den Plan. Wie Andrea Stärker. Sie sucht seit 15 Jahren auf der ganzen Welt nach dem Edelmetall. Reich ist sie noch nicht geworden. Aber darum geht es ihr gar nicht.

Plötzlich glitzert es. Wenig beeindruckt schwenkt Andrea Stärker ihre Waschpfanne weiter durch das klare Wasser. Bis zu den Knien steht sie in der Grümpen, einem Gebirgsflüsschen in Südthüringen, nur wenige Meter vom Froschgrundsee an der bayerischen Landesgrenze entfernt. Routiniert schwemmt sie die letzten Steinkrümelchen aus der Plastikschüssel. Zurück bleiben winzige Körner. Stärker zückt ein mit Wasser gefülltes Röhrchen und stülpt den Behälter über die Goldblättchen. Eingetütet. Ab in die Jacke, weiter geht's.

"Eigentlich finde ich jedes Mal etwas", sagt Andrea Stärker. "Die Technik ist entscheidend, das richtige Gespür und viel Gefühl." Zusammen mit Ehemann Uwe und anderen Gleichgesinnten wartet die 55-Jährige an diesem letzten Aprilsonntag beim traditionellen Anwaschen am Rand des Thüringer Schiefergebirges auf den großen Fund. Das Fieber packte sie vor 15 Jahren, als sie einen zehn Gramm schweren Goldnugget fand. "Das war mein Startschuss." Seither sucht die gelernte Schusterin auf der ganzen Welt das Abenteuer, stets dem Ruf des Edelmetalls folgend. Sie wusch schon Gold in Frankreich, Kanada und Alaska. Australien steht als Nächstes an.

Dabei müssen die Glücksritter gar nicht so weit in die Ferne schauen. "Unsere Region ist die goldreichste in Deutschland", sagt Markus Schade. Der promovierte Geologe betreibt nahe der thüringisch-bayerischen Grenze ein Gold-Museum. Seit Jahren beschäftigt er sich mit dem berühmtesten Edelmetall und untersucht den Weg des Goldes von den Bergen in die Bäche - die Spuren führen ihn rund um den Globus. Auch in Franken wurde er schon fündig, etwa in der Haßlach bei Neukenroth (Landkreis Kronach), aber auch rund um Münchberg, Lichtenberg und Geroldsgrün.

Goldsucher aus aller Welt holen sich mittlerweile Rat bei ihm, lassen ihre Funde analysieren und fragen nach Tipps. Ihm selbst sei das Gold an sich gar nicht so wichtig, er wolle die Zusammenhänge verstehen. Dabei offenbaren sich spannende Geschichten. "Ein Teil des berühmten Rheingoldes kommt aus dem Oberen Itzgrund", erzählt Schade. "Über die Grümpen und die Itz wandert es in Main und Rhein."

Durchhaltevermögen ist gefragt

Schaut man den Goldwäschern über die Schultern, wird eins schnell klar: Philosophien gibt es viele. Spaten, Siebe, unterschiedlichste Pfannen, Brecheisen und abenteuerlichste Werkzeuge kommen zum Einsatz. An guten Tagen bewegen sie bis zu 1,5 Tonnen Gestein, da ist Durchhaltevermögen gefragt - für Mensch und Fluss. In Naturschutzgebieten dürfen die Schatzjäger daher nur mit vorheriger Genehmigung aktiv werden, in nicht besonders geschützten Gebieten spricht rechtlich nichts dagegen, solange die Eingriffe in die Natur nicht ausufern.

In Deutschland ist die Goldsucher-Gemeinde mit etwa 800 Aktiven überschaubar. Man kennt sich. Wer sie trifft, sieht eine Gruppe von Menschen, die ihre Freizeit so oft wie möglich in der Natur verbringen wollen und das mit dem Kick verbinden, vielleicht doch einmal den großen Coup zu landen. Die nächste Station klingt vielversprechend: Am Samstag steigen sie im oberfränkischen Goldkronach in die Fluten. Reichtum aber wird Träumerei bleiben. In den Schatzkisten landen in der Regel nicht mehr als 100 Milligramm am Tag.

Und selbst wenn Sammler für ein Gramm Naturgold mitunter das doppelte des offizielles Kurses (aktuell knapp 37 Euro) zahlen, reicht es nicht fürs große Geld. Andrea Stärker ist das egal. Genauso wie die eisigen Hände, die bereits nach einigen Minuten im kalten Gebirgsbach gar nicht mehr warm zu werden scheinen. "Ich merke das schon gar nicht mehr." Wer hier draußen stundenlang im Wasser stehend schaufelt, siebt und wäscht, den haut so schnell nichts um.

Bei der diesjährigen Saisoneröffnung in der Grümpen bleibt der große Fund aus. Das verwundert nicht, in Deutschland wird seit über 2000 Jahren unter großen Anstrengungen nach Gold gesucht. Thüringen erlebte seine goldenen Zeiten im Mittelalter - damals wurden einige Tonnen des begehrten Edelmetalls abgebaut. "Heutzutage sind daher nur noch die Reste übrig", sagt Schade.

Besser als nichts. Andrea Stärker betrachtet ihre bisherige Ausbeute in der kurzzeitig durchblickenden Sonne dieses Aprilsonntags, nickt zufrieden und packt das Röhrchen wieder in die Jackentasche. Bald ist Mittag, dann will sie sich mit einem Teller heißer Bohnensuppe stärken. Vorher schaufelt sie sich aber eine weitere Kelle Flussschotter auf ihre Pfanne und macht weiter. Nur kurz darauf glitzert es schon wieder.