Seit Ende September wurden in Oberfranken neun teure BMW gestohlen. Die Täter nutzen die Verkehrsanbindung zum osteuropäischen Raum. Das Besondere: Alle Autos waren mit einem schlüssellosen System ausgestattet.
Sie waren teuer, sie gehörten Menschen in Oberfranken und sie waren allesamt schlüssellos bedienbar: In den vergangenen vier Wochen wurden neun hochwertige BMW mit einem Gesamtwert im mittleren sechsstelligen Eurobereich gestohlen. Warum häufen sich Diebstähle von so genannten "Keyless"-Autos in der dunklen Jahreszeit und wie wurde Oberfranken zum Hotspot für die Kriminellen?
Seit Ende September sind die Fahrzeugdiebe in der Region auffallend aktiv. Die bisherige Bilanz: Am zurückliegenden Wochenende wurde ein hochwertiger BMW im Neudrossenfelder Gemeindeteil Muckenreuth (Landkreis Kulmbach) entwendet. Zwei Modelle derselben Firma wurden am vergangenen Freitag (16. Oktober 2020) im Litzendorfer Ortsteil Schammelsdorf (Landkreis Bamberg) gestohlen, in der Woche zuvor verschwand ein BMW aus dem Carport eines Wohnanwesens in Neunkirchen am Brand (Landkreis Forchheim) und am Mittwoch (21. Oktober 2020) in Himmelkron.
Nur ein Diebstahl aufgeklärt: Restliche Autos spurlos verschwunden
Der Diebstahl in Neuenkirchen am Brand konnte bisher als einziger und durch einen Zufall aufgeklärt werden: Die Fahrt mit dem gestohlenen Auto endete nach einer Flucht vor einer Polizeikontrolle nur kurze Zeit später im Nachbarlandkreis Erlangen-Höchstadt.
In allen anderen Fällen laufen die Ermittlungen noch, so auch bei den zwei Anfang Oktober gestohlenen BMW in Gundelsheim und Memmelsdorf (Landkreis Bamberg) sowie in Pegnitz (Landkreis Bayreuth) und den bereits Ende September in der Stadt Bayreuth entwendeten Fahrzeugen.
Alle Autos sind mit einer schlüssellosen Öffnungs- und Starttechnik ausgestattet (Keyless-Go). Diese Technik entriegelt das Fahrzeug ohne aktive Nutzung des Autoschlüssels und durch das bloße Betätigen eines Startknopfs. Die Verbindung zwischen Schlüssel und Fahrzeug erfolgt hier per Funk. " Meist legen die Besitzer nach dem Abstellen des Fahrzeugs ihren Schlüssel im Eingangsbereich des Hauses oder der Wohnung in geringer Entfernung zum Auto ab", sagt ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken. "Die Funkschlüssel korrespondieren dabei aufgrund der kurzen Entfernung immer wieder mit dem Fahrzeug."
Sicherheitslücke Funkschlüssel: Signal kann abgefangen werden
Da der Öffner ununterbrochen Signale abgibt, liegt eine Sicherheitslücke vor, die Kriminelle ausnutzen. Sie verschaffen sich Zugriff auf die Funkverbindung zwischen Fahrzeug und Schlüssel. Mittels Verstärker wird die Reichweite des Funksignals erhöht und dem Fahrzeug vermittelt, der Schlüssel befände sich in der Nähe. Diebe können so das Fahrzeug öffnen, starten und damit wegfahren. Die Wegfahrsperre wird durch die Manipulation ebenfalls außer Kraft gesetzt.