Ein Zukunftsgewächs: die Esskastanie

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Achim Volkamer und Eva Gebhardt zeigen die Fruchtkörper und die stacheligen Schalen von Esskastanien. Vermischt mit Schlagsahne munden die gekochten und durchs Sieb gepressten Maronen als cremiges Dessert. Fotos: Diana Fuchs
Achim Volkamer und Eva Gebhardt zeigen die Fruchtkörper und die stacheligen Schalen von Esskastanien. Vermischt mit Schlagsahne munden die gekochten und durchs Sieb gepressten Maronen als cremiges Dessert.  Fotos: Diana Fuchs
Die Blätter der Esskastanie hängen - anders als die der Rosskastanie - einzeln am Ast. Förster Achim Volkamer zeigt verfärbtes Herbstlaub.
Die Blätter der Esskastanie hängen - anders als die der Rosskastanie - einzeln am Ast. Förster Achim Volkamer zeigt verfärbtes Herbstlaub.
 
Genuss, der von den Bäumen fällt: frische Esskastanien aus dem Wald.
Genuss, der von den Bäumen fällt: frische Esskastanien aus dem Wald.
 
Unterm herbstlichen Kronendach der Esskastanie zeigen Eva Gebhardt und Achim Volkamer die stachelige Schale und den leckeren Fruchtkörper. Diana Fuchs
Unterm herbstlichen Kronendach der Esskastanie zeigen Eva Gebhardt und Achim Volkamer die stachelige Schale und den leckeren Fruchtkörper. Diana Fuchs
 
Hübsch angerichtet, macht Esskastanienreis auch optisch was her, zeigt Eva Gebhardt. Diana Fuchs
Hübsch angerichtet, macht Esskastanienreis auch optisch was her, zeigt Eva Gebhardt. Diana Fuchs
 
Hübsch angerichtet, macht Esskastanienreis auch optisch was her, zeigt Eva Gebhardt. Diana Fuchs
Hübsch angerichtet, macht Esskastanienreis auch optisch was her, zeigt Eva Gebhardt. Diana Fuchs
 
Eva Gebhardt und ihre herbstlichen Gaumenfreunden: Durchs Sieb gepresste Esskastanien ergeben eine Beilage zu herzhaften Gerichten (linkes Glas). Vermischt mit Schlagsahne munden die gekochten und durchs Sieb gepressten Maronen als cremiges Dessert. Fuchs
Eva Gebhardt und ihre herbstlichen Gaumenfreunden: Durchs Sieb gepresste Esskastanien ergeben eine Beilage zu herzhaften Gerichten (linkes Glas).  Vermischt mit Schlagsahne munden die gekochten und durchs Sieb gepressten Maronen als cremiges Dessert. Fuchs
 
Eva Gebhardt und ihre herbstlichen Gaumenfreunden: Durchs Sieb gepresste Esskastanien ergeben eine Beilage zu herzhaften Gerichten (linkes Glas). Vermischt mit Schlagsahne munden die gekochten und durchs Sieb gepressten Maronen als cremiges Dessert. Fuchs
Eva Gebhardt und ihre herbstlichen Gaumenfreunden: Durchs Sieb gepresste Esskastanien ergeben eine Beilage zu herzhaften Gerichten (linkes Glas).  Vermischt mit Schlagsahne munden die gekochten und durchs Sieb gepressten Maronen als cremiges Dessert. Fuchs
 
Durchs Sieb gepresste Esskastanien ergeben eine Beilage zu herzhaften Gerichten (linkes Glas). Vermischt mit Schlagsahne munden die gekochten und durchs Sieb gepressten Maronen als cremiges Dessert. Fuchs
Durchs Sieb gepresste Esskastanien ergeben eine Beilage zu herzhaften Gerichten (linkes Glas).  Vermischt mit Schlagsahne munden die gekochten und durchs Sieb gepressten Maronen als cremiges Dessert. Fuchs
 
Achim Volkamer und Eva Gebhardt zeigen die Fruchtkörper und die stacheligen Schalen von Esskastanien. Vermischt mit Schlagsahne munden die gekochten und durchs Sieb gepressten Maronen als cremiges Dessert. Diana Fuchs
Achim Volkamer und Eva Gebhardt zeigen die  Fruchtkörper und die stacheligen Schalen von Esskastanien. Vermischt mit Schlagsahne munden die gekochten und durchs Sieb gepressten Maronen als cremiges Dessert.  Diana Fuchs
 
Hübsch angerichtet, macht Esskastanienreis auch optisch was her, zeigt Eva Gebhardt. Diana Fuchs
Hübsch angerichtet, macht Esskastanienreis auch optisch was her, zeigt Eva Gebhardt. Diana Fuchs
 
Vermischt mit Schlagsahne munden die gekochten Maronen als cremiges Dessert.
Vermischt mit Schlagsahne munden die gekochten Maronen als cremiges Dessert.
 
Eva Gebhardt presst die gekochten Maronen durchs Kartoffelsieb. Der entstehende "Esskastanienreis" schmeckt mitten im Wald besonders gut.
Eva Gebhardt presst die gekochten Maronen durchs Kartoffelsieb.  Der entstehende "Esskastanienreis" schmeckt mitten im Wald besonders gut.
 
Picknick im Wald: Eva Gebhardt presst gekochte Esskastanien durchs Kartoffelsieb. So entsteht Maronenreis, der gut zu herzhaften Gerichten passt. Fuchs
Picknick im Wald: Eva Gebhardt presst gekochte Esskastanien durchs Kartoffelsieb. So entsteht Maronenreis, der gut zu herzhaften Gerichten passt. Fuchs
 
Unterm herbstlichen Kronendach der Esskastanie zeigen Eva Gebhardt und Achim Volkamer die stachelige Schale und den leckeren Fruchtkörper. Diana Fuchs
Unterm herbstlichen Kronendach der Esskastanie zeigen Eva Gebhardt und Achim Volkamer die stachelige Schale und den leckeren Fruchtkörper. Diana Fuchs
 
Sahnige Maronencreme zum Dessert - ein besonderer Genuss. Diana Fuchs
Sahnige Maronencreme zum Dessert - ein besonderer Genuss. Diana Fuchs
 
Eva Gebhardt gibt Maronen-Sahne-Masse in ein Dessertglas.
Eva Gebhardt gibt Maronen-Sahne-Masse in ein Dessertglas.
 

Anfang Oktober reift ein besonderer Herbst-Snack im Grünen: die Esskastanie. Sie hat nicht nur kulinarische Qualitäten.

Sie würde ziemlich lange überleben. Zumindest würde Eva Gebhardt nicht verhungern, wenn sie sich im Wald verirrt. Als Kräuterfachfrau und Biolandwirtin weiß sie, was in der Natur essbar ist, schmeckt, heilt oder einfach satt macht. Vor wenigen Tagen hat sie die ersten Edelkastanien des Jahres gesammelt und daraus ein herbstliches Picknick zubereitet. Förster Achim Volkamer hatte ihr besonders schöne Exemplare der Esskastanie gezeigt. Ihm schmeckt das Buchengewächs gleich in mehrfacher Hinsicht - wegen seiner Holzeigenschaften und weil es ein klimatoleranter "Zukunftsbaum" ist.

Dürre Ästchen knacken bei jedem Schritt. Viel buntes Laub liegt bereits am Boden. Die Trockenheit heuer hat auch im Stadtwald von Mainbernheim, nicht weit entfernt vom Drei-Franken-Eck, ihre Spuren hinterlassen. Achim Volkamer von der Bayerischen Forstverwaltung sucht mit den Augen den Waldrand ab. "Da", sagt er und deutet auf ein etwa drei Meter hohes Bäumchen mit länglichen, grün-gelben Blättern. "Diese Esskastanie haben wir hierher gepflanzt, neben Eiche, Ahorn und Douglasie." Die Baumart sei forstlich vor allem für warm-trockene Standorte wie den Landkreis Kitzingen und weite Teile Frankens interessant. "Sie mag milde Jahrestemperaturen von elf Grad Celsius und übersteht auch Trockenperioden. Lösslehm liebt sie besonders, aber sie wächst auch auf sandigeren, ärmeren Böden gut."

Wenige hundert Meter weiter steht mitten im Wald ein 25 Meter hohes Prachtexemplar von "Castanea sativa". Die Kronenblätter sind schon rotbraun verfärbt und am Boden liegen unzählige Stachelkugeln. Manche sind ganz frisch vom Baum gefallen und noch grün, andere sind beige-hellbraun und aufgeplatzt, so dass man schon die dunkelbraunen Früchte erkennen kann. Sie sind etwas kleiner als die der Rosskastanie, die jeder kennt, deren Früchte aber für den Menschen ungenießbar sind.

Eva Gebhardt packt sogleich die Sammelleidenschaft: Ruckzuck hat sie ein Täschchen voller Esskastanien beisammen. "Sieht viel aus, reicht aber noch lange nicht für eine Mahlzeit", sagt sie lachend und erklärt, wie sie die Nussfrüchte - mit Handschuhen - zunächst von der Stachelschale befreit. "Wenn die Maronen kleine Löcher haben, deutet das auf Wurmbefall hin, dann werfe ich sie in den Biomüll." Wenn nicht, ritzt die gebürtige Niederbayerin, die seit Jahrzehnten auf dem Thomasbauernhof im unterfränkischen Gnötzheim zu Hause ist, die braune Schale an der runden Seite der Früchte kreuzweise ein, legt sie auf ein Backblech und röstet sie etwa 20 Minuten lang im Backofen. "Danach gehen die Schale und die Samenhaut darunter prima ab."

Wer die nussig-süßlichen Maronen nun nicht einfach pur oder mit Butter und Salz essen möchte - was auf Weihnachtsmärkten ein beliebter Snack ist - , kann sie auf verschiedene Weise verarbeiten. "Ich habe sie in Milch gekocht", erklärt Eva Gebhardt, während sie mitten im Wald eine Picknickdecke ausbreitet und Teller darauf verteilt. Sogar ein Kartoffelsieb hat die "Gästeführerin Gartenerlebnis Bayern" dabei. Dort hinein gibt sie nun die vorgekochten, gelb-weißen Maronenkerne und presst sie durch die Löcher im Metall. Das Ergebnis sieht fast aus wie helles Hackfleisch. Eva Gebhardt lacht: "Im Rezept heißt es Maronenreis. Den kann man als Beilage zu herzhaften Gerichten essen. Oder man vermischt ihn mit geschlagener Sahne, echter Vanille, Zimt und etwas Zucker - und schon hat man ein cremiges Dessert." Man könne die Edelkastanien auch trocknen und danach mahlen. "Mit Maronenmehl - übrigens glutenfrei - kann man Brot backen und Gnocchi, Pasta oder Polenta herstellen."

Appetitliche Aussichten

Kann jeder einfach in den Wald gehen und Maronen sammeln? "Im Prinzip schon", sagt Förster Achim Volkamer. Allerdings muss man erst einmal schöne Esskastanien finden. In Franken machen sie weniger als ein Prozent des Baumbestandes aus. Doch das soll sich ändern. Neben ihren Früchten und ihrer Klima- und Umgebungstoleranz ist für die Forstwirtschaft auch ihr Holz wertvoll: Es hat ähnliche Eigenschaften wie das der Eiche, ist sogar noch langlebiger. Die zahlreichen Stockausschläge ergeben überdies gutes Brennholz. "Die Esskastanie ist in vielerlei Hinsicht eine sehr willkommene Baumart", stellt Achim Volkamer fest. "Nicht nur für Waldbesitzer." Wer einen Garten hat und eine Esskastanie pflanzt, schenkt damit Bienen eine hervorragende Nahrungsquelle. Die fleißigen Nektarsammler bedanken sich dafür mit Honig, der wiederum auf karamellisierten Maronen mundet.

Sind das nicht ausgesprochen appetitliche Zukunfts(baum)aussichten?

INFO: Esskastanie

Herkunft: Das Ursprungsgebiet der Esskastanie liegt wahrscheinlich in Asien. Durch die Römer wurde sie in europäischen Weinbauregionen verbreitet. Karl der Große förderte den Anbau im 8. Jahrhundert sogar per Dekret. Der lateinische Artname "Castaneo sativa" heißt "gesäte/angepflanzte Kastanie".

Holz: Das im Splint helle und im Kern dunkelbraune Holz wurde zur Fassherstellung und im Schiffsbau verwendet. Auch wurden gern Weinbergsstickel daraus hergestellt. Der Dachstuhl mancher Kathedrale ist aus dem Holz der Esskastanie, das relativ widerstandsfähig gegen Feuchtigkeit ist und wegen seines hohen Anteils an Gerbsäure sogar beständiger als Eichenholz. Heute werden oft Lawinen-Schutzbauten, Gartenmöbel und Fußgängerbrücken aus Esskastanienholz gefertigt. An guten Standorten wird die Esskastanie 30 bis 35 Meter hoch. Im Wachstum braucht sie ähnliche forstliche Pflege wie die Eiche.

Frucht: Die Maronen werden entweder 15 bis 20 Minuten im Backofen geröstet oder in siedendem Salzwasser gegart. Danach können sie leicht von Schale und Unterhaut befreit und zu herzhaften oder süßen Gerichten verarbeitet werden. Esskastanien haben nur zwei Gramm Fett pro 100 Gramm, dafür viel Vitamin C und zahlreiche B-Vitamine, Magnesium und Kalium.

Infos: Wer Esskastanien pflanzen will, kann sich mit dem zuständigen Forstamt in Verbindung setzen. Dieses findet man unter www.waldbesitzer-portal.bayern.de, indem man seinen Heimatort eingibt.