Die Mitarbeiterinnen von Ratio e.V. mussten auf Kurzarbeit verzichtet, weil der Verein die staatlichen Mittel nicht abrufen konnte. Jetzt plagen Ratio Finanznöte. Die Stadt Forchheim ist vorerst als Retterin eingesprungen.
Corona lässt den Verein Ratio um seine Liquidität bangen. Von den Kirchen und Wohlfahrtsverbänden der Stadt getragen, sorgt der Verein für die Essensausgabe an sämtlichen Forchheimer Grundschulen. Mit dem Lockdown am 16. März schlossen auch die Schulküchen. "Die Ratio-Mitarbeiter durften von einem Tag auf den anderen nicht mehr rein", erinnert Lisa Hoffmann (Ratio-Projektleiterin und SPD-Stadträtin). Wovon sollten die 19 Mitarbeiterinnen ihre Existenz bestreiten?
Sie habe sich umgehend um Kurzarbeitergeld für die sechs sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten bemüht, sagt Lisa Hoffmann. Die ARGE habe das Geld auch bewilligt. Aber: Die Mittel waren für Ratio nicht abrufbar, weil dem Verein das entsprechende "Tool", sprich ein bestimmtes Abrechnungsprogramm nicht zur Verfügung stand.
Lisa Hoffmann wandte sich daher an den Finanzausschuss der Stadt. Ihre Bitte um einen Zuschuss begründete sie folgendermaßen: Ratio hätte 13 000 Euro in ein "Tool" investieren müssen, um einige tausend Euro Kurzarbeitergeld zu erhalten. Diese Investition könne sich der Verein natürlich nicht leisten, betont die Ratio-Projektleiterin.
Damit der Verein liquide bleibt, machte die Stadt jetzt 20 000 Euro locker. Dieser "Zuschuss zur Liquiditätssicherung" sorgt allerdings für Irritationen: Josua Flierl (Sprecher der CSU-Stadtratsfraktion) fragt: "Kann es sein, dass ein fehlendes Abrechnungstool einen Zuschuss des Staates verhindert?" Nein, das dürfe nicht sein, betont Flierl: "Wenn der Bund Mittel bereitstellt, um eine Krise abzufedern, kann niemand erwarten, dass die Kommune dafür einspringt."
Geschenkt?
Was bedeutet dieses Einspringen? Ist die Liquiditätssicherung ein Geschenk der Stadt oder muss Ratio das Geld zurückzahlen? Kämmerer Detlef Winkler erklärt es so: Das Geld diene vorerst der "Überbrückung". Am Ende des Jahres werde Ratio e.V, eine Betriebskostenabrechnung vorlegen; erst dann werde entschieden, wie hoch ein städtischer Zuschuss tatsächlich ausfallen könnte.
Bürgermeister Udo Schönfelder (CSU) und die Mitglieder des Finanzausschusses sahen sich am Mittwoch nicht in der Lage, die Frage der Ratio-Unterstützung schlüssig zu klären. Denn: Die Personalkosten des Vereins werden über die Stadtverwaltung abgerechnet. Sollten in den vergangenen Monaten städtische Mitarbeiter in Kurzarbeit gewesen sein, dann müsste das geforderte "Abrechnungstool" ja im Besitz der Stadt sein, folgerte Stadtrat Ludwig Preusch (FW). Seines Wissens hätten etliche Kommunen Kurzarbeit in Anspruch genommen. Darunter auch Forchheim? Verbindlich hat die Stadt das noch nicht beantwortet.
Sichere Arbeitsplätze
Dem FT sagte Lisa Hoffmann am Donnerstag: "Ich gehe davon aus, dass Ratio nicht an dem Zuschuss hängen bleibt." Sie sei dankbar, dass Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD, er ist auch Vorsitzender des Vereins Ratio e.V.) schon zu Beginn des Lockdowns eine klare Position eingenommen habe. "Wie geht es mit uns weiter?" Auf diese besorgte Frage der Ratio-Mitarbeiterinnen habe Uwe Kirschstein von Anfang eine beruhigende Antwort gegeben: "Die Arbeitsplätze halten wir."
Und so wurden die Beschäftigten weiterbezahlt. "Zumindest in der Verwaltung gab es ja auch genug zu tun", sagt Lisa Hoffmann. Nach Pfingsten lief dann wieder der gesamte Betrieb an.
Mittlerweile arbeiten die Schulküchen auf Hochtouren und benötigen mehr Personal denn je, weil das Essen an die Schüler im Schichtbetrieb ausgegeben wird. Am Donnerstag in der Küche der Adalbert Stifter-Schule zum Beispiel. Küchenchefin Petra Achtzehn und ihr vierköpfiges Team bereiteten 180 Essen (Hauptspeise: Germknödel) zu.