Als ihr Hund verschwand, ist für Laura aus Egloffstein eine Welt untergegangen. Die vielen Gerüchte um verschwundene Haustiere machen die Sache nicht einfacher.
Am 28. Januar ist die Welt von Laura Peluso in Trümmer gestürzt. "Als ich von der Schule nach Hause gekommen bin, hat mich Ronnie nicht begrüßt", erinnert sich die Schülerin aus Egloffstein mit Schrecken. Da erst bemerkte ihre Familie, dass der cremefarbige Westie-, Dackel-, Spitzmischling, verschwunden war.
Der Hund hatte wohl in einem unbemerkten Moment während der Handwerkerarbeiten beschlossen, eine Runde durch den Ort zu drehen. Das hatte er schon zuvor bisweilen getan, wenn seine Nase ihn zu einer Hündin lockte. Nach zwei Stunden war er in der Regel wieder da. Doch dieses Mal kam er nicht mehr, bis heute nicht.
Bohrende Fragen Leider ist Ronnie weder gechipt noch hatte er ein Halsband um. "Er hat kullerbraune Augen und ist 35 Zentimeter groß. Er ist mein Ein und Alles", flüstert Laura.
Ronnie bleibt verschwunden und für Laura dreht sich das Gedankenkarussell: Lebt er noch? Ist er bei einer Familie oder ist er gar gefangen worden? Dass der Diebstahl von Tieren ein reelles Risiko ist, sagt die Organisation "Last Chance for Animals" schon lange. Deshalb hat er 1988 auch den "Gedenktag des Haustierdiebstahls" ins Leben gerufen.
Für den Katalog Nicht selten werden Haustiere für Tierversuche gefangen und anschließend verkauft. "Dem Deutschen Tierschutzgesetz zufolge dürfen seit 1986 grundsätzlich nur Wirbeltiere zu Versuchen verwendet werden, die eigens für diesen Zweck gezüchtet wurden", informiert Marius Tunte. Er ist Pressesprecher des Tierschutzbund.
"Die Experimentatoren wollen Tiere, die einer Norm entsprechen, also eine bestimmte genetische Veranlagung, ein gewisses Alter und andere Merkmale haben.
Diese Tiere, selbst Hunde und Katzen, können die Experimentatoren wie Katalogware bestellen", sagt die Biologin Silke Bitz von den Ärzten gegen Tierversuche (ÄgT). Von Fängertrupps oft brutal gefangen, werden zum Beispiel Affen in Mauritius und Kambodscha gefangen. Sie landen dann nicht selten für Primatenversuche auch in deutschen Laboren. Dort können sie auch weitergezüchtet werden, sagt die Pressesprecherin der ÄgT.
Der Handel mit fühlenden Wesen erinnere an einen Warenexport, klagt Bitz. Der Deutsche Tierschutzbund schließt aber trotz Bestimmungen und Kontrollinstanzen kriminelle Machenschaften nicht aus, sodass gestohlene Haustiere doch in irgendwelchen Laboren enden könnten.
21 vermisste Katzen Zumindest die deutschen Labore versicherten dem Tierschutzbund, "nur" mit zweckgezüchteten Tieren zu arbeiten.
Das sieht auch Marianne Wende, die Vorsitzende des Forchheimer Tierheims so.
Viele Vermisstenmeldungen gehen jeden Monat im Tierheim ein. Alleine in diesem Januar sind 21 Katzen im Forchheimer Tierheim als vermisst gemeldet worden. Sechs der verschwundenen Katzen wurden wieder gefunden, aber manche Leute vergessen einfach auch anzurufen, wenn ihr Tier wieder zu Hause ankommt, erklärt Wende die hohe Zahl der bestehenden Vermisstenmeldungen. Und trotzdem: Die Sache mit den Tierfängern kann nicht so einfach ins Reich der Fabeln verbannt werden. Die Gerüchteküche brodelt und das Tierschutzgesetz selbst leistet dem Vorschub. Ist es den Laboren nach dem Tierschutzgesetz doch erlaubt, andere Tiere für Versuchszwecke zu nehmen, wenn zweckgezüchtete nicht mehr vorhanden sind.
"Wir hätten das gerne gestrichen gesehen", erklärt Silke Bitz den langen Kampf der ÄgT gegen diesen Passus, der ihrer Meinung nach in Deutschland und den anderen EU Mitgliedsstaaten keine Verwendung findet, da es zu aufwändig wäre. Eher sterile Tiere werden in den Laboren benötigt.
Nichts Gerichtsfestes Dass auch hier in der Gegend Tierfänger unterwegs sind und Vermutungen, dass die Tierfänger als Altkleidersammler getarnt herumlaufen, können aber weder Marianne Wende noch die Polizei bestätigen.
Andrea John, eine Mitarbeiterin des Forchheimer Tierheims, kennt Gerüchte und Beobachtungen, demzufolge Tiere mit Duftstoffen gelockt werden. Informationen über Hundefänger, die Tiere im Ausland als Gebärmaschine verwenden und mit den Welpen in Deutschland ein Geschäft machen.
Gerüchte, dass Hunde für Hundekämpf benutzt werden.
Bislang hat der Tierschutzbund trotz einiger eingegangener Hinweise nie konkrete Beobachtungen oder gerichtsverwertbare Beweise für eine kriminelle Handlung erhalten. Laura aus Effeltrich dagegen glaubt, dass ihrem Hund Ronnie etwas Schlimmes passiert ist: "Er lebt noch. Es hätte sonst in meinem Herzen ein großes Plopp gegeben."