Warum das Christkind in Neunkirchen voller Sand ist

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Das "sandige Christkind" von Neunkirchen. Fotos: fra-press
Das "sandige Christkind" von Neunkirchen. Fotos: fra-press
Wilhelm Geist erklärt die Hintergründe der Ausstellung.
Wilhelm Geist erklärt die Hintergründe der Ausstellung.
 
Die Holzskulptur mit Augustinus und dem Christkind voller Sand.
Die Holzskulptur mit Augustinus und dem Christkind voller Sand.
 
Die Kreuzigungsgruppe von 1628 in der Augustinerkapelle.
Die Kreuzigungsgruppe von 1628 in der Augustinerkapelle.
 
Die Gugel-Madonna, eine Holzskulptur, die um 1460 entstanden ist.
Die Gugel-Madonna, eine Holzskulptur, die um 1460 entstanden ist.
 
Bürgermeister Franz Schmidtlein (Hetzles) betrachtet den auferstandenen Christus (um 1480) im Skriptorium.
Bürgermeister Franz Schmidtlein (Hetzles) betrachtet den auferstandenen Christus (um 1480) im Skriptorium.
 
Gotischer Flügelaltar (1480-90) im Vorraum des Skriptoriums.
Gotischer Flügelaltar (1480-90) im Vorraum des Skriptoriums.
 
Eine goldene Monstranz von 1490/91.
Eine goldene Monstranz von 1490/91.
 
Bürgermeister Heinz Richter und weitere Ehrengäste begutachten die Goldene Monstranz.
Bürgermeister Heinz Richter und weitere Ehrengäste begutachten die Goldene Monstranz.
 
Veit Dennert erklärt den gotischen Flügelaltar im Vorraum des Skriptoriums.
Veit Dennert erklärt den gotischen Flügelaltar im Vorraum des Skriptoriums.
 
Die Augustinuskapelle im ehemaligen Kapitellbau
Die Augustinuskapelle im ehemaligen Kapitellbau
 
Der auferstandene Christus (Holzskulptur von 1480).
Der auferstandene Christus (Holzskulptur von 1480).
 
Dekan Peter Brandl (l.) und Bürgermeister Franz Schmidtlein (Hetzles) im Gespräch.
Dekan Peter Brandl (l.) und Bürgermeister Franz Schmidtlein (Hetzles) im Gespräch.
 

Zum 700. Gründungsjubiläum des Augustiner-Chorherrenstifts in Neunkirchen werden wertvolle Kunstschätze ausgestellt. Bürgermeister Richter erweist sich als Kenner.

Vor 700 Jahren wurde das Augustiner-Chorherrenstift in Neunkirchen gegründet. 241 Jahre hatte es Bestand und prägte in dieser Zeit den Ort maßgeblich - mehr noch: Bis heute wirkt sich diese Periode zwischen 1314 und 1555 aus. Die aktuellen Veranstaltungen und Ausstellungen zu dem Jubiläum machen das deutlich.

Die Feierlichkeiten begannen standesgemäß mit einem Festgottesdienst, die von Dekan Peter Brandl und Ruhestandspfarrer Veit Dennert, einem profunden Kenner der Neunkircher Kirchengeschichte, zelebriert wurden. In seiner Predigt ging Brandl ausführlich darauf ein, was die Umwandlung der Pfarrei vor 700 Jahren in ein Augustiner-Chorherrenstift für den Ort und die gesamte Umgebung bedeutet hat.

Im Ortsbild gegenwärtig

Bis heute schlage sich das Wirken der damaligen Augustiner-Chorherren auf das religiöse Leben in dem aus den Pfarreien St.
Michael in Neunkirchen, "Unserer Lieben Frau" in Dormitz, St. Laurentius Hetzles und St. Heinrich in Kleinsendelbach gegründeten Seelsorgebereich nieder, betonte der Dekan. Ganz zu schweigen von den Ortsbild prägenden Gebäuden in der Marktgemeinde wie der Stifts- und Pfarrkirche St. Michael, dem Kapitelbau "Augustinuskapelle und Skriptorium", dem Zehnt speicher oder auch dem Schafhaus.

Ganz besonders zeugen die vielen Kunstschätze aus der Gotik von der fruchtbaren Zeit des Neunkirchner Augustiner-Chorherrenstifts. Jetzt werden diese Gegenstände in einer gemeinsam von Kirchenpfleger Rainer Obermeier, Wilhelm Geist und den Pfarrgemeinderäten Sebastian Kufner und Winfried Hoffmann organisierten Ausstellung den Bürgern präsentiert.

Eine 500 Jahre alte Holzskulptur

Bürgermeister Heinz Richter (FW) erwies sich bei der Eröffnung der Schau als Kenner des Heiligen Augustinus, der als Vater der theologischen und philosophischen Wissenschaft im christlichen Abendland gilt. Bei der im Skriptorium ausgestellten Holzskulptur des Heiligen (um 1520) findet sich zu seinen Füßen ein Christkind voller Sand. Was es damit auf sich hat, weiß das Gemeinde-Oberhaupt genau: "Das soll an eine Begebenheit erinnern, als Augustinus einst über die Geheimnisse der heiligen Dreifaltigkeit nachdenkend am Strand spazieren ging."

Die Legende geht so: Bei seiner kleinen Wanderung sah der Heilige einen Knaben, der in ein Sandloch mit einem Löffelchen Wasser aus dem Meer hineinfüllte. Als ihn Augustinus ansprach, sagte der Junge, dass er das Meer in das Sandgrübchen schöpfen wolle. Von Augustinus lächelnd auf die Unmöglichkeit des Vorhabens hingewiesen, soll ihm der Knabe geantwortet haben: "Es ist doch eher möglich, das Meer in dieses Grübchen zu schöpfen, als das Geheimnis der unermesslichen heiligen Dreifaltigkeit in das Grübchen deines Verstandes hineinzubringen."

Die Schätze des Skriptoriums

Ruhestandspfarrer Veit Dennert, in dessen Amtszeit bis zum Jahr 1994 das Kirchen- und Klostergebäude für 2,8 Millionen Euro umfassend saniert worden war, führte die Besucher unter anderem in den Vorraum des Skriptoriums.

Dort erläuterte er anschaulich den gotischen Flügelaltar (1480-90), der möglicherweise aus der Werkstatt von Hans Traut stammt. Vor Jahren war er auf einem Speicher entdeckt worden und hat heute seinen Platz über einen ehemaligen Altartisch aus der Heilig-Grab-Kapelle gefunden.

Zu den kostbarsten Ausstellungsstücken zählt aber eine goldene Monstranz von 1490/91 aus einer Nürnberger Meister-Werkstatt. Mit der Gugel-Madonna, einer um 1460 entstandenen Holzskulptur und der aus der Heilig-Grab-Kapelle stammenden Kreuzigungsgruppe von 1628 verleiht sie der reich mit Wandmalereien ausgestatteten Augustinuskapelle einen besonderen Glanz.

Im Skriptorium selbst zieht die Holzskulptur des "Auferstandenen Christus" aus dem Jahr 1480 die Blicke der Betrachter auf sich. Ebenfalls beachtenswert sind die in Glasvitrinen im Original und oder auch in Abschriften ausgestellten Kirchenschriften, wie zum Beispiel Seiten der kostbaren dreibändigen Bibel des Neunkirchner Buchmalers Konrad Alexis von Eggolsheim, die den Besuchern einen umfassenden Überblick über die Geschichte des Neunkirchner Stifts vermitteln.