Seit über zwei Wochen wird im Landkreis Forchheim geimpft. Bald soll dies auch in den Gemeinden vor Ort möglich sein. Dr. Joachim Mörsdorf, der ärztliche Leiter des Forchheimer Impfzentrums, gibt einen Überblick über die Impf-Lage.
Dr. Joachim Mörsdorf führt eine Allgemeinarztpraxis in Pretzfeld und ist der ärztliche Leiter des Forchheimer Impfzentrums. Im Interview erklärt er, warum er sich gegen das Coronavirus hat impfen lassen, wie die Impf-Lage in der Region ist und was es nach der ersten Impfung zu beachten gibt.
Herr Dr. Mörsdorf, sind Sie selbst gegen das Coronavirus geimpft?
Dr. Mörsdorf: Ja, ich habe mich schon impfen lassen. Alle, die im Impfzentrum arbeiten, können sich impfen lassen.
Hatten Sie Bedenken vor der Impfung?
Ich habe die Impfstoffentwicklung von Anfang an mitverfolgt. Mir war vollkommen klar, dass ich mich impfen lasse. Der erste Grund für eine Impfung ist für mich, dass ein mögliches Risiko eines Impfstoffes viel geringer ist als das Risiko einer Erkrankung mit dem Coronavirus. Der zweite Grund für mich war, dass ich andere Personen nicht anstecken kann. Der dritte Grund, weshalb ich mich habe impfen lassen, ist, dass ich nicht anderen wegen einer möglichen Corona-Infektion einen Platz im Krankenhaus oder auf der Intensivstation wegnehmen möchte.
Was hat ihr Umfeld zu dieser Entscheidung gesagt?
In meinem Umfeld haben das alle akzeptiert. Ich würde mir da aber auch nicht reinreden lassen. Das ist eine Entscheidung, die jeder für sich treffen muss.
Welche Nebenwirkungen hatten Sie nach der Corona-Impfung?
Ich wurde am späten Nachmittag geimpft. Mein Arm hat danach ein bisschen weh getan, sonst hatte ich keine Nebenwirkungen. Generell sind nach Impfungen Erschöpfung oder erhöhte Temperatur aber immer möglich.
Welche anderen Nebenwirkungen haben sie bei Geimpften beobachtet?
Wenige. Eine Person hatte eine leichte allergische Reaktion. Ein zweite, sehr alte Patientin war nach der Impfung schwach und wurde für einen Tag zur Beobachtung ins Krankenhaus gebracht.
Was sagen Sie zu Personen, die Bedenken wegen der Impfung haben?
Ich kann es verstehen, wenn jemand Bedenken hat. Dann sollte man abwarten, bis man ein sicheres Gefühl hat. Viele Bedenken sind aber auch geschürt worden.
Welche beispielsweise?
Es wurde beispielsweise behauptet, der mRNA-Impfstoff könnte ins Erbgut gehen und dieses verändern. Das stimmt nicht, der mRNA-Impfstoff geht nicht in den Zellkern. Das wäre, wenn überhaupt, bei einem DNA-Impfstoff theoretisch möglich.
Wie geht es mit dem Impfen im Landkreis Forchheim aktuell voran?
Heute soll voraussichtlich neuer Impfstoff kommen, dann können wir voraussichtlich kontinuierlich impfen. Noch ist der Impfstoff nach der Anzahl der Bevölkerung zugeteilt, ab nächster Woche soll dann nach Bedarf bestellt werden können.
Wie ist die Impf-Lage in den Senioren- und Pflegeheimen?
Wir konnten bisher allen Personen in Pflegeheimen im Landkreis die Möglichkeit bieten, sich impfen zu lassen. Von den Bewohnern haben sich fast alle impfen lassen, beim Pflegepersonal waren es ungefähr 80 Prozent. Rund 7500 Personen im Landkreis Forchheim sind über 80 Jahre alt. Von dieser Gruppe konnten bisher 985 Personen geimpft werden (Stand: Dienstag, 12. Januar). Alle aus dieser Altersgruppe, die wollen, sollen bis Februar geimpft werden können. Wir sind hier deutlich schneller als im restlichen Bayern.
Wie geht es danach weiter?
Wenn wir genügend Impfstoff bekommen, könnten wir im Impfzentrum auch 500 Personen am Tag impfen (Anm. d. Red.: Bisher plant man im Impfzentrum mit 300 Impfungen pro Tag bei Vollauslastung). Mit einer Impfquote von 65 Prozent wären wir sehr gut dran. Bis wir diese Quote erreichen, würde es ungefähr ein Jahr dauern, bis im Landkreis alle geimpft werden, die das auch wollen.
In einigen Pflegeheimen, in denen Bewohner und Personal die erste Impfung erhalten haben, sind dennoch Corona-Infektionen aufgetreten. Wie lässt sich das erklären?
Mit der ersten Impfung fängt der Körper an, Antikörper herzustellen. Wenn in dieser Zeit eine Ansteckung erfolgt, ist der Körper noch fast schutzlos. Nach ungefähr zehn Tagen hat sich schon ein Antikörperbestand gebildet. Mit der zweiten Impfung erhöht man den Schutz gegen das Coronavirus auf ca. 95 Prozent. Sollte es nach der ersten Impfung zu einer Infektion kommen, stellt dies übrigens medizinisch kein Problem dar. Dann braucht der Körper keine zweite Impfung mehr, weil durch die Infektion genug Antikörper gebildet wurden.
Das Gespräch führte Franziska Rieger.