Verkehrskollaps im Herzen Forchheims

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Die alte Dame in ihrem Kleinwagen weiß nicht mehr vor noch zurück beim Begegnungsverkehr in der Engstelle zwischen Hornschuchallee und Marktplatz. Nur mit Hilfe eines Passanten (Mitte) gelingt es ihr an dem Lieferwagen vorbei zu rangieren. Fotos. Andreas Oswald
Die alte Dame in ihrem Kleinwagen weiß nicht mehr vor noch zurück beim Begegnungsverkehr in der Engstelle zwischen Hornschuchallee und Marktplatz. Nur mit Hilfe eines Passanten (Mitte) gelingt es ihr an dem Lieferwagen vorbei zu rangieren.  Fotos. Andreas Oswald
Auf Tuchfühlung gehen Busse und Pkw's am Nadelöhr beim Brauhaus.
Auf Tuchfühlung gehen Busse und Pkw's am Nadelöhr beim Brauhaus.
 

Die Sperrung der Brauhausdurchfahrt sorgt für ein Nadelöhr am Marktplatz. Die Tiefgaragenschließung verschärft die Situation .

Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass es einem gelingt von der Hornschuchalllee auf den Marktplatz oder die umgekehrte Richtung zu fahren. Dies jedenfalls musste eine alte Dame in ihrem Kleinwagen erleben, als ihr ein Transporter in der Engstelle bei Waffen Höhnlein entgegen kam. Verzweifelt stieg die Seniorin aus - und wenn ihr nicht ein junger Mann beim Rangieren geholfen hätte, hätte die Schlange genervter Autofahrer hinter ihr und dem Kleinbus binnen kürzester Zeit unüberschaubare Ausmaße angenommen.

Chaotische Szenen wie diese bieten sich, seit die Brauhausdurchfahrt wegen Abbrucharbeiten gesperrt ist. Dadurch muss sich der Verkehr nun in beiden Fahrtrichtungen durch die normalerweise einbahnige Engstelle quälen - gänzlich zum Nadelöhr wird die Situation wegen den Dacharbeiten am gegenüberliegenden ehemaligen Gasthaus "Fränkische Schweiz". Zum Verkehrskollaps im Herzen Forchheims trägt zudem der Parksuchverkehr bei, der wegen der sanierungsbedingten Schließung der Tiefgarage merklich zugenommen hat.


Händler spüren Kundenrückgang

Die Händler rund um den Parade- und Marktplatz bekommen die Auswirkungen der Sperrungen zu spüren: "Wir müssen uns oft Klagen über die schwierige Park- und Verkehrssituation anhören", bestätigt Christina Grasser, Filialleiterin von Hörgeräte Seifert am Paradeplatz. Die ältere Kundschaft scheue weite Gehstrecken - und wenn man sich vor der Ladentür absetzen lasse, habe der Fahrer das Problem in der Nähe einen Parplatz zu finden.

Michael Schiele vom gleichnamigen Reisebüro am Paradeplatz gibt unumwunden zu: "Man spürt die Verkehrsproblematik am Rückgang der Kundenfrequenz". Eine Kundin, die gerade eine Reise bucht will wissen, wie lange die Tiefgarage gesperrt bleibe. Als sie hört "ein Jahr", will sie es nicht glauben: "Wie bitte?". Die Frau ist derzeit Kummer gewohnt: "Die zweite Katastrophe in Forchheim ist die Baustelle in der Bayreuther Straße", klagt die Reutherin und wundert sich nur noch. "Das ist eine Planung in der Stadt, die findet überhaupt nicht statt".

Michael Schiele wünscht sich, wie andere Geschäftsleute auch, Ersatzparkplätze auf dem Paradeplatz. Auch auf dem Marktplatz könnte man übergangsweise zusätzliche Parkplätze ausweisen. Metzgermeister Christian Frank schlägt vor, die Parkzeit en in einem Teilbereich der Hornschuchallee zu verkürzen, dies erhöhe die Nutzerfrequenz. Die Werbegemeinschaft, so berichtet deren Vorsitzender Michael Csepai, plane nächste Woche ein Treffen mit Oberbürgermeister Uwe Kirschstein. Csepai bemängelt das Fehlen eines Parkleitsystems, das den Autofahrern Alternativ-Parkplätze aufzeige. Dies alles müsse schnell erfolgen. "Es pressiert ja", sonst fahre der Kunde an Forchheim vorbei. Csepai schlägt vor, kurzfristig Zusatzparkplätze auszuweisen - beispielsweise am Rathausplatz, vom Asia-Imbiss bis zur Bäckerei Nagel und vor dem Graben der Kaiserpfalz. "Wir müssen sämtliche Nischen in der Stadt für zusätzliche Parkplätze ausnutzen", bringt es der Werbegemeinschaftsvorsitzende auf den Punkt.

Zur Lösung des Problems zieht die Werbegemeinschaft an einem Strang mit den "Innenstädtern" - so die Initiative von Geschäftsleuten um den Buchhändler Manfred Schade. Auch er fordert eine deutliche Ausschilderung der Alternativ-Parkplätze. Dass man zum Beispiel werktags ab 14 Uhr auf dem Hof des Landratsamtes parken könne, sei zu wenig bekannt. Auch sei zu überlegen, ob man den (Behörden-)Parkplatz am Schießanger nicht für die Öffentlichkeit freigeben könne. Den Stadtangestellten könnte man den Weg zur Sportinsel zumuten. Man müsse solche Dinge ansprechen und auf die Realisierbarkeit hin untersuchen, betont Schade.