Gerhard Haagen, der langjährige Hüter des Stadtsäckels, ist in Pension gegangen. In seiner Zeit als Kämmerer hat er rund 1,5 Milliarden Euro bewegt.
Sein Berufsleben war überwiegend von Zahlen geprägt, jetzt sind die Arbeitstage für Gerhard Haagen gezählt: Nach 47 Jahren und elf Monaten in den Diensten der Stadt ist der Verwaltungsbeamte Ende letzter Woche in den Ruhestand getreten. "Eine lange Zeit", meint der 64-Jährige. Nur sein Vor-Vorgänger, Kämmerer Max Dreier, habe es auf 50 Dienstjahre gebracht.
Der als freundlicher Kollege und als akribischer Hüter des Stadtsäckels geschätzte Gerhard Haagen verabschiedete sich schon am vergangenen Donnerstag von seinen Mitarbeitern, regelte am Freitag mit seinem Dienstherrn, Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO), noch die letzten Dinge und zieht jetzt für unsere Zeitung eine Schlussbilanz: In seiner Zeit als Kämmerer, die 2001 begann, habe er rund 1,5 Milliarden Euro bewegt, schätzt Haagen über den Daumen.
Gerhard Haagen stammt eigentlich aus Bamberg. Nach Forchheim kam er wegen seines Vaters, der seinerzeit hier Chef der AOK war - damals noch eine Beamtenstelle. "Wenn der Vater Beamter ist, dann liegt's nahe, dass auch der Sohn Beamter wird", erklärt Gerhard Haagen seinen beruflichen Weg, den er 1967 mit 16 Jahren bei der Stadt Forchheim als Anwärter im Verwaltungsdienst begann. "Ich hab' mir damals keine Gedanken über andere Berufswege gemacht - und ich habe nichts bereut", sagt er rückblickend.
Sein erster Dienstherr war noch Oberbürgermeister Karlheinz Ritter von Traitteur. Sein erste Aufgabenbereich lag in der Sozialhilfeverwaltung. "Die war damals, vor der Gebietsreform, noch bei der Stadt angesiedelt", erklärt der altgediente Verwaltungsbeamte. Danach führte sein Weg in die KFZ-Zulassungsstelle, die ebenfalls noch unter städtischer Hoheit stand.
Schönheitskönigin weiht EDV ein "Danach bin ich eigentlich in dem Bereich eingesetzt worden, der auch mein Hobby ist: die elektronische Datenverarbeitung". Die steckte damals freilich noch in den Kinderschuhen. EDV hieß damals noch Lochkarten stanzen. Gerhard Haagen erinnert sich, wie das neue System eingeweiht wurde: "Mit dem damaligen Stadtdirektor Otto Werner und Miss Germany Lilian Atterer." Für die jüngeren Leser: Die Schönheitskönigin der 60er-Jahre war eine Tochter Forchheims!
Nach der EDV-Ausbildung stieg Gerhard Haagen in den gehobenen Dienst auf und wechselte in dieser Position 1971 in die Finanzverwaltung - damals unter Josef Amtmann, dem Vorgänger des späteren Kämmerers Max Dreier.
Gerhard Haagen stellt rückblickend fest, dass sich die beruflichen Anforderungen im Laufe der Zeit spürbar erhöht haben. Früher sei die Hauptaufgabe des Kämmerers gewesen, den Haushalt aufzustellen - mit der Stiftungsverwaltung als "Nebenjob". Jetzt sei der Haushalt nur noch ein "Abfallprodukt" dessen, was er früher einmal gewesen sei. Dies liege an den modernen Strukturen, wie beispielsweise den Stadtwerken als GmbH, einer ausgegliederten Wohnungsbau- und Sanierungsgesellschaft (GWS) und vielem, was man außerhalb des Haushaltes finanziell mit Geschäftsversorgungsverträgen abwickle. Dazugekommen sei die moderne Umstellung auf die Budgetierung, die Umstellung vom kameralen auf das komplexe doppische System und vieles mehr.
Jahrzehnte haben Zahlen sein berufliches Leben bestimmt. Wenn er jetzt nach Hause kommt, wird's dann zugehen wie in Loriots Rentner-Posse "Papa ante Portas". Haagen schmunzelt: "Nein - ich bin sehr großzügig bei meiner Frau." Denn privat ist er kein Knauser sondern ein Kreativer: Das Malen will er wieder anfangen - Action Painting statt Altersdepression ist angesagt!