Wenn Fußball zum Blind Date wird

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Eine Erfrischung wie im Testspiel gegen Merkendorf wird Thomas Roas von Jahn Forchheim am Samstag beim Bayernliga-Auftakt gegen Eichstätt nicht gebrauchen: Der 26-Jährige fällt verletzt aus. Foto: sportpress
Eine Erfrischung wie im Testspiel gegen Merkendorf wird Thomas Roas von Jahn Forchheim am Samstag beim Bayernliga-Auftakt gegen Eichstätt nicht gebrauchen: Der 26-Jährige fällt verletzt aus. Foto: sportpress

Ein scheidender Abteilungsleiter bei der SpVgg Jahn Forchheim und ein völlig unbekannter Gegner: Besnik Avdiji erklärt vor dem Auftakt gegen den VfB Eichstätt seinen Abschied. Prognosen für die Samstags-Partie sind reine Kaffeesatzleserei.

Vor dem ersten Spiel in der neuen Bayernliga-Saison muss die SpVgg Jahn Forchheim den Abgang von Besnik Avdiji verschmerzen, der Jahn-Abteilungsleiter wechselt als Co-Trainer in die Landesliga zum FSV Erlangen-Bruck. Was auf den Jahn am Samstag (15 Uhr) gegen den VfB Eichstätt zukommt, ist dagegen völlig ungewiss: Der VfB wurde in die Nord-Staffel umgruppiert, im nordbayerischen Fußball sind Verein und Spieler unbekannt. Umgekehrt hat auch Eichstätt keinen Schimmer, was in Forchheim wartet.

Bayernliga Nord

SpVgg Jahn Forchheim - VfB Eichstätt

Besnik Avdiji braucht den Fußball, das am Rande stehen und etwas ins Spielfeld hineinrufen, Anweisungen geben, motivieren, mitfiebern und mitleiden.
Seitdem allerdings klar ist, dass die SpVgg Jahn Forchheim keine zweite Mannschaft in der Kreisklasse stellen kann, er dort also kein Teamchef mit unterstützendem Spielertrainer sein und auch nicht mehr an vorderster Front agieren kann, spätestens ab diesem Zeitpunkt reifte die Überlegung, etwas Neues zu beginnen. Vielleicht auch, weil Besnik im Urlaub weilte, als der Rückzug der Jahn-Reserve beschlossen wurde. Das sind aber Spekulationen und die Gründe wohl vielfältiger Art, wie Avdiji bestätigt: "Das sind verschiedene Dinge, ich möchte mich dazu nicht groß äußern. Ich war 16 Jahre hier und hatte eine schöne Zeit. Es ist aber eine neue Ära angebrochen, ich habe hinter die Zeit beim Jahn einen Haken gemacht und konzentriere mich nun voll auf meine neue Aufgabe."

Ab sofort fungiert der 48-Jährige als Co-Trainer beim FSV Erlangen-Bruck an der Seite von Normann Wagner. Die Zukunftspläne von Avdiji sind auch Uwe Schüttinger nicht verborgen geblieben, der Sportvorstand Fußball war im Tagesgeschäft gleichberechtigter Abteilungsleiter mit Avdiji: "Besnik hatte versprochen, in der Vorbereitung mitzuarbeiten und hat das auch getan. Dafür bedanke ich mich. Die Mannschaft steht." Enttäuscht reagierte dagegen Michael Hutzler, der erst durch den Anruf des Fränkischen Tags von der Personalie erfuhr. Verständnis hatte der Jahn-Coach zwar für die Entscheidung an sich ("Das ist ja sein gutes Recht, jeder braucht Veränderung"), aber nur bedingt für die Art und Weise. "Wir haben fünf Jahre eng zusammengearbeitet, waren immer offen und ehrlich zueinander", sagte der Jahn-Coach: "Er hätte das Trainer-Team ja wenigstens informieren können, wir wussten von nichts."

Nichtsdestotrotz hinterlässt der Abschied natürlich eine große Lücke, die es schnellstmöglich wieder aufzufüllen gilt. "Wir waren zeitlich zu zweit schon stark ausgelastet, all das alleine zu bewältigen, ist eigentlich nicht möglich", sagte Schüttinger: "Wir wollen bald einen Teammanager holen, der sich um die Organisation rund um die 1. Mannschaft kümmert."

Torhüter-Frage noch offen

Bis zum Saisonauftakt am Samstag (15 Uhr) gegen den VfB Eichstätt dürfte ein Nachfolger noch nicht feststehen, es ist nicht die einzig unklare Personalie - auch bei der Frage, wer am Samstag zwischen den Pfosten steht, ließ sich Hutzler nicht in die Karten schauen. "Es ist noch nicht entschieden, wer spielt. Es gibt Tendenzen, mehr aber noch nicht", sagte Hutzler, der mit Michael Kraut und Tugay Akbakla auf zwei junge Top-Leute zurückgreifen kann. Eine problematische Situation? Nein, das Gegenteil sei der Fall. "Beide sind großartige Jungs und hauen sich voll rein. Als Trainer ist das ein Segen, man kann eigentlich nichts falsch machen, egal wer spielt", sagte Hutzler.

Auch welches System der Coach am Samstag gegen Eichstätt spielen lässt, ist noch offen: Zur Auswahl stehen das offensivere 4-1-4-1 mit einer Sechs und zwei offensiven Zehnern, oder das mehr auf Sicherheit ausgelegte 4-2-3-1 mit zwei Abräumern vor der Abwehr. "Ich bin selbst gespannt, wie die Aufstellung aussehen wird. Fußballerisch sind wir immer noch in der Vorbereitungs- und Ausprobierphase. Das Spiel gegen Eichstätt müssen wir nutzen, um uns weiter zu entwickeln. Man darf noch keine Wunderdinge erwarten. Das 7:2 im Testspiel gegen den Kreisligisten Moggast unter der Woche hat gezeigt, dass wir noch nicht so weit sind." Zumal Hutzler schon wieder einen wichtigen Ausfall zu beklagen hat: Thomas Roas ist im Training umgeknickt, Knöchel und Kapsel sind lädiert, das Außenband an- oder durchgerissen. Wie lange er ausfällt? Eine hypothetische Frage, aktuell ist der Fuß ruhig gestellt. "Irgendwas zwischen zwei bis sechs Wochen, so sind die Vermutungen", sagte Hutzler. Das lässt Spielraum, schließt einen Einsatz gegen Eichstätt aber kategorisch aus.

Was der Jahn-Trainer von seinem samstäglichen Auftakt-Gegner aus Oberbayern halten soll, weiß er nicht so recht. Auch Schüttinger wirkt einigermaßen ratlos, wie er den Gegner einschätzen soll: "Es treffen wohl zwei Wundertüten aufeinander, die selbst nicht wissen, wo sie aktuell stehen." Eine Einschätzung, die beim Gegner geteilt wird. "Wir wissen nur bedingt, was uns erwartet, unser gesamtes Scouting war in den vergangenen Jahren auf den Süden ausgerichtet, dort kennen wir Vereine und Funktionäre, wissen, wer die Schlüsselspieler sind. Für unseren Trainer ist das nicht so toll", sagte Hans Benz. Inzwischen kann der Abteilungsleiter des VfB Eichstätt der Umgruppierung auch Positives abgewinnen. "Wir freuen uns auf das Neue und haben die Entscheidung akzeptiert. Ob rund um die Plätze bayerisch oder fränkisch geredet wird, ist doch egal. Die Liga passt genauso."

Alte Hasen verlassen Eichstätt

In den vergangenen drei Spielzeiten kickte der VfB in der Bayernliga Süd, muss aber nun im Norden antreten, da beide Staffeln aus 18 Teams bestehen müssen. Ähnlich wie Forchheim hatte auch der VfB einen großen Umbruch zu bewerkstelligen, mit zahlreichen Abgängen und vielen Neuzugängen. Benz: "Einige Akteure haben altersbedingt aufgehört, besonders Spieler aus der Defensive. Wir haben viele junge Leute dazugeholt, das muss sich alles noch finden. Trotzdem sehe ich uns definitiv breiter aufgestellt als vergangene Saison." Diese beendete der VfB auf Rang 13, hauchdünn vor den Relegationsrängen. Und jetzt, im Norden, ob es da leichter wird? Benz ist unsicher: "Man sagt, dass in der Nord-Gruppe ein besserer Fußball gespielt wird, die Süd-Staffel aber ausgeglichener ist. Ich weiß es nicht und bin gespannt."