Beim SC Egloffstein hat ein Name seit vielen Jahren Hochkonjunktur: Die Familie Ledig ist eng mit dem Klub verbunden, und das über Generationen hinweg.
Der InFranken-Kick aus der A-Klasse 4 zwischen Egloffstein und Leutenbach endete mit einem klaren 4:1-Sieg der Gäste, doch im Lager der Egloffsteiner ist der sportliche Erfolg der Fußballer nur ein Baustein von vielen innerhalb des Vereins. Vor allem auf das 2006 eingeweihte Sportheim sind die Egloffsteiner stolz, zudem wird beim SC Volleyball gespielt, die Triathlongruppe richtet sogar jährlich einen vielbeachteten Wettbewerb aus.
Ein Name ist mit fast allen Abteilungen des Vereins untrennbar verbunden, die Familie Ledig stellt gleich mehrere Funktionäre beim SC und ist sozusagen mit dem Sportverein verheiratet. Vater Alfred, der seit 1978 ununterbrochen die Kasse verwaltet, führt den SC nun im zweiten Jahr als Vereinschef, Tochter Dorothea Metterlein ist Schriftführerin.
Die Söhne Andreas und Christoph sind als langjährige Fußballer noch bis heute oftmals im Einsatz, Letzterer hat als Abteilungs- und Jugendleiter zusätzliche Funktionärsposten. Der jüngste Spross aus dem Hause Ledig, der 32-jährige Benjamin, lebt beruflich bedingt seit sechs Jahren in Hamburg, stand aber natürlich bis dahin auch an jedem Wochenende für den Heimatverein auf dem Rasen.
Hallo Herr Ledig, Sie und Ihre Mannschaft konnten die Vorgaben von Trainer Grasser nicht umsetzen, das Spiel ging mit 1:4 in die Hose. Was war los?Christoph Ledig: Wir machten zu viele einfache Fehler, mit Beginn der zweiten Halbzeit fehlte bei uns die vorher gezeigte Aggressivität. Wir waren zu weit von den Gegenspielern weg, das 1:2 genau mit dem Pausenpfiff war unser Genickbruch. Danach ging bei uns nichts mehr, so geht der Gästesieg auch in Ordnung.
Wir wussten, dass Hannes Messingschlager aus jeder Lage schießen kann. Dass er zu viel Raum hatte und diesen nutzen konnte, ist deshalb ärgerlich.
Sie warnten vor dem Auftakt: "Bloß nicht wieder so eine Zittersaison." Der Start gelang mit vier Siegen aus fünf Spielen mehr als ordentlich. Wie geht es nun weiter?Christoph Ledig: Ja, der Auftakt stimmte uns zuversichtlich, weil die Siege teils klar waren, wir sicherer stehen und deutlich befreiter in die Spiele gehen konnten als in den Vorjahren. Es sollte diese Saison möglich sein, genügend Konkurrenten hinter uns zu lassen, um den Klassenerhalt früher zu schaffen. Die Punkte, die wir bereits haben, nimmt uns keiner mehr. Allerdings dürfen wir nicht den Fehler machen zu glauben, dass dies alles von alleine geht. Das haben wir ja gegen den FC gesehen.
Frau Metterlein, Sie wuchsen mit drei fußballbegeisterten Brüdern auf, auch Ihr Ehemann kickte früher. Wieso landeten Sie nicht beim Fußball?Dorothea Metterlein: Als Kind habe ich daheim auch mit meinen Brüdern gekickt, doch als ich eine Fensterscheibe einschoss, haben sie zu mir gesagt: Fußball ist nichts für dich. Seitdem bin ich Volleyballerin, habe im Verein angefangen, als ich etwa zwölf Jahre alt war. Inzwischen spielen wir mit dem A-Kader in der Bezirksklasse, wo ich Spielführerin bin, mein Mann Christian ist unser Trainer. Seit acht Jahren bin ich zudem Schriftführerin und sehe sonntags so oft es geht den Fußballern zu.
Bedeutet das, Sie geben Ihren Brüdern gelegentlich Manöverkritik?Dorothea Metterlein (lacht): Inzwischen bin ich zurückhaltender mit Kritik, sie ist kaum mehr nötig. Chris hat meist nicht so viel abgekriegt, aber dem Andi habe ich manchmal richtig deftig die Leviten gelesen.
Herr Ledig, trotz Ihrer strengen Schwester stürmten Sie viele Jahre erfolgreich im SC-Trikot und erzielten jede Menge Tore. Vermissen Sie nichts?Andreas Ledig: Es ist eher ein Abschied auf Raten, derzeit bin ich Standby-Spieler und helfe aus, wenn es für nötig gehalten wird. Eigentlich war ich das auch in den letzten Jahren. Weil ich mit meiner Frau Simone, die ebenfalls Volleyball spielt, ein Haus baute, wollte ich kürzer treten.
In über 30 Jahren am Rasen habe ich sehr viele Erinnerungen gesammelt.
Siege und auch Niederlagen. Der KJR-Sieg 1995 als Dorfverein mit unserem Ausnahme-Jahrgang in der A-Jugend war ein Highlight. Auch die Erfahrung der verlorenen Aufstiegs-Relegation in die Kreisliga gehört dazu, im Elfmeter-Krimi in Uttenreuth gegen Hausen hielt der Torwart gegen mich. Aus war's.
Wie kam es, dass Sie im Vorjahr noch in 17 Partien, mit immerhin fünf Toren, aushalfen?Andreas Ledig: Also manchmal sagte mein Bruder in seiner Rolle als Abteilungsleiter im Vorbeigehen zu mir: Ach ja, wir brauchen dich am Sonntag. Das war aber heuer noch nicht der Fall, außerdem haben wir mit Sara und Ben ein zweijähriges Zwillingspärchen, wofür wir die Zeit liebend gern nutzen.
Vereinschef und Oberhaupt einer ehrenamtlich im Verein sehr engagierten Familie.
Wie kam es überhaupt dazu?
Alfred Ledig: Als gebürtiger Thuisbrunner heiratete ich 1972 nach Egloffstein. Ohne meine Frau Anneliese, die mich immer unterstützt, wäre mir die Vereinsarbeit gar nicht möglich. Meine aktive Zeit als Fußballer endete durch eine Leistenverletzung, für mich war es nicht ungewöhnlich, eine Funktion und Verantwortung zu übernehmen. Insgesamt kickte ich etwa 30 Jahre, davon noch zehn beim SC. Originell waren die AH-Spiele, die ich zusammen mit meinen Söhnen Andreas und Christoph bestritt, wenn sie gelegentlich aushalfen. Benjamin, der jüngste Sohn, spielt in Hamburg beim FC St. Pauli in der vierten Mannschaft. Wenn wir ihn mit Familie besuchen, bleibt ein Reeperbahn-Besuch natürlich nicht aus.
Der SC ist sportlich zwar nicht der erfolgreichste Verein der Umgebung, dennoch sind die Mitglieder zufrieden.
Gibt es etwas, was Sie heute anders machen würden?Alfred Ledig: Dazu gibt es kaum Anlass. Beim Blick aus den Fenstern unseres Sportheims sieht man nur Eigentum des SC. Andere Vereine haben Erbpachtverträge für ihr Gelände, unseres gehört uns. Und wenn es ziemlich normal läuft, könnten wir in etwa zehn Jahren schuldenfrei sein und haben das Vereinsheim abbezahlt. Dafür lohnt es sich, sportlich kleinere Brötchen zu backen, der Erfolg im Vereinsleben gibt uns Recht. Er entschädigt für die vielen Jahre Funktionärstätigkeit und spornt für die Zukunft an.