Burkhard "Bully" Grimm ist Mädchen für Alles

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Der Eiskoffer ist bereits gepackt, nun muss der Spielberichtsbogen vor der Partie gegen Neuses ausgefüllt werden. Burkhard Grimm, auch "Bully, das Mädchen für Alles" genannt, hat beim SV Bammersdorf einen Fulltime-Job und steht auch als Linienrichter (Bild unten) seinen Mann. Fotos: Leo Hühnlein
Der Eiskoffer ist bereits gepackt, nun muss der Spielberichtsbogen vor der Partie gegen Neuses ausgefüllt werden. Burkhard Grimm, auch "Bully, das Mädchen für Alles" genannt, hat beim SV Bammersdorf einen Fulltime-Job und steht auch als Linienrichter (Bild unten) seinen Mann.  Fotos: Leo Hühnlein
 

Burkhard Grimm hat von der Beschaffung der Trikots über die Erstellung des Spielberichtsbogens bis zur Fahne des Linienrichters in Bammersdorf alles im Griff.

Beim "InFran ken-Kick" in der A-Klasse 2 trennten sich Bammersdorf und Neuses mit einem gerechten 1:1. Für beide Fußball-Klubs aus der Gemeinde Eggolsheim ist die aktuelle Spielzeit, nach teils großen personellen Aderlässen in den vergangenen Jahren, eine Regenerations-Saison. Zudem durchlebten beide Reihen enorme Schwankungen zwischen Erfolg und Misserfolg, die nicht spurlos an Vereinsmitgliedern und Funktionären vorüber gingen. Durchhalteparolen im Wechsel mit Zweckoptimismus bestimmten das Bild, nun scheint in beiden Lagern wieder Normalität einzukehren.

Vor allem am Bammersdorfer Örtelberg waren die Ausschläge nach oben und unten gravierend. Fast aus der Bahn warf den SVB aber keine sportliche, sondern eine menschliche Tragödie.
Nach dem plötzlichen Tod von Macher Werner Kittler im Jahr 2012 musste sich der Verein auf vielen Ebenen neu aufstellen und Lücken schließen, die "Bob der Baumeister", wie der beliebte Funktionär genannt wurde, hinterließ.

Eine dieser Lücken unterhalb der Jägersburg schloss Burkhard Grimm, der gleich mehrere ehrenamtliche Aufgaben bewältigt. Der 52-jährige Forchheimer und Onkel von Spielertrainer Martin Koschmieder übernahm in Personalunion Abteilungs- und Spielleitung. Daneben kümmert sich der einstige Fußballer des ATSV Forchheim um den Eiskoffer und rennt bei Verletzungen als Erstversorger auf den Rasen. Und schließlich winkt "Bully" bei den Spielen seiner Elf als Linienrichter. Burkhard Grimm ist also immer - quasi als "Mädchen für Alles" - live dabei.

Herr Grimm, das Gemeinde-Derby gegen Neuses endete 1:1, es war das erste Heimspiel dieser Saison, aus dem der SV nicht als Sieger hervor ging. Was war los ?
Burkhard Grimm: Da mein Neffe Martin und Andreas Welsch, unsere beiden Trainer, kurz vor dem Spiel von weiteren Ausfällen erfuhren, war eigentlich klar, dass ein Sieg gegen Neuses schwer umzusetzen sein würde. Mit den bereits bekannten Leuten fiel fast eine halbe Mannschaft aus, Andreas ließ sich sogar mit auf den Bogen schreiben, damit wir neben Jürgen Karg, der ja erst vom Münchner Flughafen kommen musste, wenigstens einen zweiten Ersatzspieler hatten. Für kleine Vereine wird es immer schwieriger, Kaderlücken zu schließen.

Der SV Bammersdorf ging trotzdem schnell in Führung, möglich wäre ein Sieg also gewesen. Warum klappte es doch nicht?
Stimmt, am Anfang haben wir nicht einmal so schlecht ausgesehen und hätten bei ein wenig Glück sogar nachlegen können. Aber durch fehlende Alternativen auf der Bank schwanden die Kräfte und Neuses kam langsam ins Spiel. In der zweiten Halbzeit hatten die Gäste sogar etwas mehr von der Partie, aber den Punkt haben wir uns schon verdient, auch wenn unser Tor durch einen abgefälschten Schuss fiel. Beim Gegentreffer hatte der SC aber genauso Glück.

Ihr Spitzname lautet "Bully". Sind Sie ein großer Fan von Michael "Bully" Herbig und dessen Schuh des Manitu?
Nein, mit diesem Bully hat das nichts zu tun. Diesen Spitznamen trug schon mein Taufpate, der ebenfalls Burkhard Grimm hieß und einst beim ATSV Forchheim, unserem Stammverein, die Stiefel schnürte. Wir kommen aus einer Fußballer-Familie, da sind Spitznamen üblich. Durch meinen Neffen Martin, der mich zum SV lotste, übernahm ich hier für vier Jahre die Rolle des Platzkassiers. Allmählich wurde es immer mehr.

Sie sind Abteilungsleiter und seit zwei Jahren Spielleiter, haben dazu eine ganze Reihe von Sonderaufgaben, die den Spielbetrieb erst ermöglichen. Wie kam das?
Durch den plötzlichen Tod von unserem Freund und Kollegen Werner Kittler, der im August 2012 - für uns alle unfassbar - verstarb, war das Vereinsleben nicht mehr wie vorher. Erst da wurde uns allen richtig bewusst, was wir nicht nur menschlich an ihm verloren, sondern auch, was Werner in vielen Bereichen für den Verein geleistet hat. Plötzlich kamen Angelegenheiten auf uns zu, in denen wir uns erst zurecht finden mussten. Werners Verlust ist bis heute nicht verkraftbar, nicht umsonst hatte er lange zuvor, durch seine enorme Schaffenskraft, den Spitznamen "Bob der Baumeister" bekommen und es wird wohl auf absehbare Zeit niemand in seine Fußstapfen treten können. Ihm zu Ehren wurde eine Gedenktafel an unserem Hüttla angebracht.

Nun haben Sie also einen Teil der Aufgaben übernommen, im Verein kehrt die Normalität zurück. Welche Ziele hat sich der SV mittelfristig gesetzt?
Wie schon erwähnt, sind unsere Hausaufgaben, jährlich einen vernünftigen Kader stellen zu können. Wir sind gebrannte Kinder, was das angeht, und haben erst die B-Klasse hinter uns, die uns zwar sportlich wenig abverlangte, aber im wirtschaftlichen Bereich vor schwere Aufgaben stellte. Jeder kleinere Verein, der diesen Gang antreten muss und fast ausschließlich gegen Reserven spielt, hat das Problem, dass er nicht einmal die Kosten für den Schiedsrichter aus den Einnahmen bei Heimspielen decken kann. Meist haben die Gäste nur eine Handvoll Zuschauer dabei, oder nur die Spielerfrauen, die bekanntlich keinen Eintritt zahlen müssen. Da lohnt es sich oft gar nicht, den Grill anzuwerfen. Durch die Umstellungen, die der Verband mit den aufstiegsberechtigten Reserve-Teams schuf, werden wir häufiger erleben, dass kleine Vereine zukünftig um ihre Existenz kämpfen. Es muss sich niemand wundern, wenn Vereine aufgeben und ihre Mannschaften abmelden.

Bei all den Sorgen und Nöten hat Vereinsarbeit auch schöne Seiten. An welches Ereignis denken Sie gerne zurück?
Unser Last-Minute-Aufstieg in Eggolsheim 2012 war für mich eines der Highlights, als uns in der Nachspielzeit der 2:1-Siegtreffer gelang und wir doch noch als Meister direkt in die Kreisklasse aufstiegen. Wir hatten kurz zuvor den Fanclub "SV-Ultras" gegründet. Unser damaliger Vorsitzender und Ralf Mönius hatte, wie ich, ein ausgesprochen inniges Verhältnis zu Bob. Unser von mir kreierter Schlachtruf "Ride on, ride on", hat sich bis heute gehalten, worauf ich stolz bin.

Bei all Ihren Aufgaben im Verein. Klappt da immer alles reibungslos?
(Lacht) Leider nein, das wäre schön und Wunschdenken. Kürzlich musste ich mir einige Tage den Hohn und Spott der Spieler anhören, als ich in der Hektik falsche Aufwärm-Lätzchen einpackte. Ich erwischte die von der E-Jugend, in die die Spieler unmöglich hineinpassten. Sie haben sie dann halt kurzerhand um den Kopf gebunden und schallend gelacht. Was solls?