Einen packenden Fight liefern sich Kirchehrenbach und Adelsdorf. SC-Coach Satzinger beendet dabei sein Ehraboch-Trauma. Im Mittelpunkt stehen ein Regionalliga-Spieler und der Mann mit dem nervösen Arm.
"Wenn der Tabellenführer der Außenseiter ist", so könnte das Motto des Infranken-Kicks vom Wochenende lauten. Kirchehrenbach traf als Spitzenreiter der Kreisliga 1 auf den Vorjahreszweiten und diesjährigen Meisterschaftskandidaten SC Adelsdorf. Die Gastgeber waren spürbar heiß. Auch ihr Trainer Christian Martin hatte sich seine Fußballschuhe und Sportklamotten übergestreift und wirkte bereits beim Aufwärmen motivierend auf seine Spieler ein.
Währenddessen schlenderte Gästecoach Wilhelm Satzinger ziemlich tiefenentspannt am Sportgelände herum. Nachdem er nochmal herzhaft in einen Apfel biss, erklärte er, dass er sowieso nichts zu verlieren habe - und ließ seine Fußballer ihr vorgegebenes Warmmachprogramm durchziehen. "Nachdem ich die letzten Jahre hier nie gewinnen konnte, muss ich wohl irgendwas falsch gemacht haben. Deswegen habe ich heute nur sehr wenig zu meinen Spielern gesagt", meinte Satzinger schmunzelnd. Zwar fehlten ihm, genauso wie seinem Gegenüber, ein paar Spieler, doch mit seinem Riesenkader von etwa 40 Mann war es kein Problem, das zu kompensieren.
Abtastphase übersprungen Der Sportplatz in Kirchehrenbach glühte noch vom Vorspiel-Derby der Reserve gegen Pinzberg und hatte vom Start weg keine Chance, wieder abzukühlen. Beide Teams zeigten, dass sie zu Recht ganz oben in der Tabelle stehen und eröffneten in hohem Tempo bei ebenso hohen Temperaturen.
Adelsdorf wollte sich auf seine Stärke besinnen und mit einem kontrollierten Spielaufbau das Heft in die Hand nehmen. Doch Kirchehrenbach störte früh. Trainer Christian Martin gab seinen Akteuren den Auftrag, die SC-Schlüsselspieler nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. Allerdings war dies schlecht möglich, als sich eben einer dieser Schlüsselspieler, Andi Mönius, nach einer Viertelstunde den Ball aus 25 Metern zum Freistoß hinlegte. Passgenau zirkelte er die Kugel über die Mauer in den Winkel zum 1:0 für die Gäste.
"Den hat er toll geschossen", musste im Nachgang der Partie auch der "Ehrabocha"-Coach Christian Martin zugeben. Er sah zudem, wie seine Mannschaft nun etwas den Faden verlor und Dominic Motschiedler plötzlich zu einer Eins-gegen-Eins-Situation gegen den Heimtorwart marschierte. Marco Wagner behielt jedoch die Nerven, wartete lange und ließ sich anschießen. Auch bei weiteren Situationen wären Adelsdorfer Angreifer teilweise durchgewesen, wurden jedoch von der Fahne des Assistenten zurückgewunken, welche auch im weiteren Verlauf der Partie ziemlich locker sitzen sollte.
Martin sah sich nun in der Pflicht, etwas zu ändern, stellte seine Mannschaft um und brachte mit Andreas Benning frischen Wind in die Partie. Diese Maßnahme fruchtete sogleich. Der neue Mann schlug die entscheidende Hereingabe auf Holger Grünsteudel, welcher zweimal zum Abschluss kam, aber beide Male an der Abwehr hängen blieb. Glücklicherweise prallte der Ball jedoch genau zu seinem Spielführer Matthias Schuhmann, der sich die Möglichkeit nicht nehmen ließ - 1:1 (35.).
"Kompliment an meine Mannschaft, wie sie sich zurückgekämpft und verdient den Ausgleich gemacht hat", sagte Martin dazu und ging mit seiner Mannschaft in die Pause. Nach dem Seitenwechsel dauerte es nicht lange, schon war die Aufmerksamkeit der anwesenden Beobachter wieder gefordert. SC-Stürmer Daniel Brenner kam nach einer Freistoßflanke zum Kopfball, welchen Torwart Marco Wagner allerdings reaktionsschnell an die Latte lenkte. Kurz darauf ging Kirchehrenbach durch den eingewechselten Thomas Eismann vermeintlich in Führung. Der Torjubel erstarrte jedoch, als die Fans dieselbe Fahne erblickten, welche in der ersten Hälfte noch den Adelsdorfern so viel Kummer bereitete. Der Torschütze soll im Abseits gewesen sein.
"Heute hatten wir vielleicht in den entscheidenden Phasen das nötige Quäntchen Glück", erklärte Satzinger nachher, wobei sein Kollege auf der anderen Seite deutlicher wurde: "Das war meiner Meinung nach ein klares Tor! Wenn wir das 2:1 machen, muss Adelsdorf öffnen und wir hätten den Raum für Konter gehabt." Auch in der Folge war die Partie an Spannung kaum zu übertreffen und stand Spitz auf Knopf. Die entscheidende Situation ging nach mehr als einer Stunde dann an die Gastmannschaft, als sie einem Verteidiger bei einem Befreiungsschlag den Ball vom Fuß spitzelten und das Spielgerät vor den Füßen von Andi Mönius landete. Der begnadete Kicker nahm Anlauf und peilte das Tor an. Anstatt selbst abzuschließen, sah er den besser postierten Pascal Benes, welcher nur noch zum 2:1 einschieben musste. "Manchmal macht ein Wimpernschlag den Unterschied aus und der war heute eben auf unserer Seite, das kann das nächste Mal aber wieder ganz anders sein", resümierte Satzinger, der ansonsten ein Spiel auf Augenhöhe sah.
Abseits oder nicht? Die Heimmannschaft wollte beim Torschützen eine Abseitsstellung gesehen haben, jedoch spielte Adelsdorf nun auf die Seite, auf der ein anderer Linienrichter stand und nicht sein Kollege mit dem nervösen Arm. So blieb die Fahne unten. Um zum Ausgleich zu kommen, öffnete Kirchehrenbach nun und spielte volles Risiko. Im Zuge dessen musste Simon Postler einen Adelsdorfer Konter durch ein taktisches Foul unterbinden und bekam dafür Gelb-Rot. Trotz aller Wucht, die nun auf Adelsdorf traf, hielt deren Abwehr stand und brachte die Führung über die Zeit. "Ich will den Schiedsrichtern nicht die Schuld geben, es ist aber trotzdem bitter. Glückwunsch an Adelsdorf, die werden ihren Weg gehen. Für uns geht die Welt nicht unter, wir können damit leben", so das Fazit von Martin.
Satzinger hingegen freute sich über seinen ersten Sieg auf Ehra-bocher Grund. "Ich denke, der Sieg geht in Ordnung, aber es war jetzt kein großer Unterschied zwischen den beiden Mannschaften zu erkennen. Uns tut der dreckige Sieg gut. Nichtsdestotrotz stehen beide Mannschaften zu Recht dort oben in der Tabelle."