So soll sich der Forchheimer Kellerwald verändern: Der mühsame Weg zur Vision

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Der Weg zu einem neuen Kellerwald wird sich Jahre hinziehen. Dieses Foto entstand im Sommer bei einer Experten-Runde vor Ort. Foto: Barbara Herbst/Archiv
Der Weg     zu einem neuen   Kellerwald    wird sich  Jahre  hinziehen. Dieses Foto entstand im Sommer bei einer Experten-Runde vor Ort. Foto: Barbara Herbst/Archiv

3000 Arbeitstage liegen vor der Stadt Forchheim. Bis 2030 soll das Leitbild für das Festgelände stehen. Eine erste Analyse lässt die Lokalpolitik ins Schwärmen kommen, obwohl es schier unüberwindbare Probleme gibt.

Kaum zu überblicken sind die Herausforderungen, die im Forchheimer Kellerwald warten. Das Festgelände soll attraktiver werden, es soll sicherer werden und am Ende soll alles auch noch wirtschaftlich sein. Udo Schönfelder (CSU) hat sich seit dem Sommer mit Leidenschaft darangemacht, seine neue Rolle als "Kellerwald-Bürgermeister" mit Leben zu füllen.

Er hat Dutzende Experten, städtische Mitarbeiter, Kommunalpolitiker und Bürger eingeladen, die "Prozessplanung für den Kellerwald" mit voranzutreiben.

Das "Leitbild" für das Jahr 2030 ist noch nicht sichtbar; aber die erste Kellerwald-Analyse hat im jüngsten Stadtrat durch die Bank Eindruck hinterlassen. "Klasse, dass wir bei diesem komplexen Thema ins Handeln kommen", freute sich Reiner Büttner (SPD).

Wie komplex es ist, verdeutlicht Astrid Hahn. Die Stadtplanerin und Landschaftsarchitektin aus Nürnberg hilft der Stadt Forchheim, die Themenfelder zu ordnen. Zu allererst sei der Kellerwald ein Naturraum, der erhalten werden müsse. Zugleich müsse vieles in diesem Raum verändert werden: "Geländer und Mauern sind herausragende Gestaltungsmerkmale", betont Hahn; eine einheitliche Vorgabe sei sinnvoll.

Zur Vision eines attraktiven Festgeländes gehören aber auch: die kaum zu bewältigende Barrierefreiheit; einheitliches Mobiliar; eine funktionierende Müllentsorgung; geöffnete Toiletten auch außerhalb des Annafestbetriebes... und so fort.

Dramatische Perspektive

Beinahe existenziell bedrohlich scheint das Parkplatzproblem zu sein. "Die Abgeschnittenheit der oberen Keller wurde als drastisch und dramatisch bezeichnet", erinnert Udo Schönfelder an das Ergebnis seiner Interviews mit den Wirten.

Reinhold Otzelberger (CSU) warnt, das Thema Stellplätze zu sehr in den Vordergrund zu rücken: "Bis 2030 haben wir 3000 Tage Arbeit am Kellerwald vor uns. Aber es werden vor allem die fehlenden Parkplätze hervorgehoben." So werde ein falscher Eindruck erweckt: "Als könnte der Kellerwald an den Parkplätzen genesen. Meine Beobachtung seit Jahrzehnten zeigt aber: Wenn ein Keller nicht funktioniert, hat es nix mit dem Parken zu tun, sondern mit dem falschen Konzept des jeweiligen Wirtes."

Udo Schönfelder räumt ein, dass sich die Themenfelder Attraktivität, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit "manchmal auch widersprechen".

Am deutlichsten zu widersprechen scheint sich der Wunsch nach Attraktivität und die mangelnde Bereitschaft der Wirte, dafür zu investieren. Schönfelder macht Hoffnung, Fördergelder zu generieren. Ohne die wird es nicht gehen, denn: Zahlreiche Keller seien in "baurechtlich schlechtem Zustand", sagt Stadtplanerin Hahn: "Vieles ist zurechtgebastelt." Dies wiederum hänge mit dem größten Kellerwald-Defizit überhaupt zusammen - den ungeklärten Besitzverhältnissen. Astrid Hahn: "Wer ist für was zuständig bei der Pflege? Wer zahlt was? Da gibt es viel Unklarheiten." Die seien ablesbar an schadhaften Mauern und an nicht fachgerecht sanierten Treppen.

Dennoch ist der Kellerwald-Bürgermeister guter Dinge, aus dem Annafestgelände auch außerhalb der Annafestzeit "eine Marke" zu machen. Unter anderem ein Kellerwald-Workshop sei geplant. An Mithelfern, das zeigten am Donnerstag die Reaktionen auf die Kellerwaldanalyse, wird es nicht fehlen.

Manfred Mauser (FBF) lenkte den Blick in Richtung Höchstadt: "Da gibt es 14 Keller mit unterschiedlichen Besitzrechten. Die Stadt hat sie alle saniert, da kann man nachfragen, wie sie das auf die Reihe gebracht hat."

Frank Streit (CSU) will die unübersichtlichen Öffnungszeiten im Kellerwald mit einer App in den Blick kriegen. Atila Karabag (SPD) möchte das Potenzial "Kultur im Kellerwald" ausschöpfen und Tino Reichardt (FDP) fordert gar den Antrag, den Kellerwald zum Weltkulturerbe zu machen.

Als es das Bürgerliche Gesetzbuch noch nicht gab

Besitzverhältnisse Was will die Stadt Forchheim eigentlich vom Kellerwald? Um diese Leitbildfrage beantworten zu können, müssen die Besitzverhältnisse geklärt sein. Diese gigantische Aufgabe hat Bürgermeister Udo Schönfelder in die Hände des städtischen Rechtsrates Till Zimmer gelegt.

Vergangene Woche gab Zimmer den Stadträten (in einer nichtöffentlichen Sitzung) erste Einblicke in die Rechtslage. Die ist verzwickt, denn: Bei manchen Kellern haben gleich mehrere Parteien ein Mitspracherecht, vom Eigentümer über den Pächter, bis hin zu den Brauereien und möglichen Subunternehmern. Wie Udo Schönfelder unserer Zeitung sagte, gelte es, Rechtsverhältnisse zu klären, die teils auf eine Zeit zurückgehen, als es noch nicht mal ein Bürgerliches Gesetzbuch gab. roe