Urlauber und Gäste galten in der Fränkischen Schweiz früher als Fremde. Es gibt einschlägige Gasthäuser, aus denen allerlei Anekdoten überliefert sind.
Seit mehr als 400 Jahren werden in der Fränkischen Schweiz Urlauber und Gäste, früher sagte man noch "Fremde", bewirtet und untergebracht. Trotz aller Romantik haben sich die Zeiten seither geändert.
Eines der Gasthäuser ist der "Scheffelgasthof" in Gößweinstein. Er errang Berühmtheit, weil er 1883 den Badenser Victor von Scheffel beherbergte, dessen Gästebucheintrag später sogar als Postkarte verkauft wurde. Er lautet: "Victor v. Scheffel, Belletriste, Carlsruhe, Gößweinstein, 4. Septbr. 1883. Belletriste? siehste wie Du biste. Belle warste, triste biste, siehste, wie de biste Belletriste?" Das Original befindet sich in der "Scheffelgaststube", die 1929 mithilfe des Heimatschriftstellers August Sieghardt im ehemaligen Gasthaus Distler eingerichtet worden ist.
Das Waischenfelder Gasthaus und Hotel "Zur Post" hat eine "klassische" Entwicklung genommen. Einstmals als Posthalterstation mit Pferdewechsel eingerichtet, waren diese Häuser auf dem Land zumindest oftmals die einzigen Quartiergeber. Denn sie mussten laut Vorschiften Aufenthaltszimmer für Kutschengäste vorhalten, weshalb sie auch eine Beherbergungskonzession hatten.
König kommt zum Mittagsmahl
Joseph Heller schrieb 1829 über das Haus: "Hier hat die Harmoniegesellschaft ihre wöchentliche Lokale, wo Amtleute und Pfarrer zusammenkommen." Am 23. September 1837 war Kronprinz Max von Bayern als Übernachtungsgast hier registriert, und am 6. Juli 1851 nahmen, von Greifenstein kommend, König Maximilian II. und Königin Maria das Mittagsmahl ein.
Mindestens ebenso berühmt ist der "Goldne Stern" in Muggendorf. Einstmals luxuriöse Absteige für gut situierte Herren und Gelehrte, entwickelte sich das Gasthaus zur noch berühmteren Exkneipe für Erlanger Studenten und ist heute eines der wenigen Vier-Sterne-Häuser der Region. Tradition verpflichtet. Ob jedoch Geheimrat Goethe und der Bayreuther Jean Paul jemals hier logierten, wie im Gästebucheintrag von 1821 nachzulesen, ist unter Fachleuten bis heute umstritten. Möglicherweise handelt es sich um einen scherzhaften Eintrag, vermuten manche, die sich im Leben der beiden Schriftsteller gut auskennen und ihnen eine gewisse gegenseitige Feindschaft attestierten.
Berühmt wegen der Höhlen
Da Muggendorf schon im 19. Jahrhundert wegen seiner sensationellen Höhlen der berühmteste Ort war, gab es schon damals viele Gasthäuser. Heller schreibt 1829: "Von den 52 Wohnhäusern sind 17 Wirtshäuser: Die Bewirtung ist billig und gut." Trotzdem kam es vor, dass alle Gasthäuser belegt waren. Was dann geschieht, beschreibt der Reisende Edmund Spencer in seinen "Scizzen für Deutschland" 1837: Vom Wirt, wo er zuletzt nach Quartier fragte, ließ sich Spencer überreden, auf einem Bett mitten in der Wirtsstube zu übernachten: "Die Gaststube war geräumig und luftig, der Fußboden war tüchtig mit Sand bestreut und die Stammgäste, wie es schien, arbeiteten tüchtig an der dunklen Färbung der vor Jahren weiß getünchten Wände, indem sie Pfeifentabak qualmten."
In der Wirtsstube genächtigt
Spencer und sein Führer zogen sich in der Wirtsstube aus. "Dadurch zeigte ich mich den Bergbewohnern in einem für sie völlig fremden Anzug", was die Neugier der Stammbesucher weckte. Zuerst begutachteten sie die Kleider der Wanderer, dann deren anderen Habseligkeiten. Und als sie feststellten, dass der Wanderstock auch ein Regenschirm war und ein "Schießgewehr" ebenfalls und der Regenmantel aus Gummi und daher wasserdicht war, holten die Stammgäste die Polizei. Das Misstrauen und die Neugier waren einfach zu groß. Die Gendarmen, "welche mit aufgepflanztem Bajonett alsbald eintrafen", so Spencer, verlangten den Pass, den Spencer auch bereitwillig aushändigte, und die "Visas der verschiedensten deutschen Polizeibehörden". Allerdings berichtet Spencer weiter: "Die Befriedigung der Neugier der Polizeibeamten blieb nicht minder aus, denn was sich auf die Visas bezog, war in englischer Sprache abgefasst" - und das konnten die Polizisten nicht lesen. Nach langem Hin und Her zahlte Spencer die "taxmäßigen zwei Gulden", wie er sich ausdrückte, heutzutage nennt man das Kurabgabe, und die Sache war erledigt. Im 19. Jahrhundert waren Gäste noch Fremde und man hatte noch nicht in voller Konsequenz erkannt, dass mit den Besuchern Geld zu verdienen ist. So berichtet Fürst Pückler-Muskau in seiner Reise durch die Region anno 1835 von einem denkwürdigen Frühstück: "In einer dieser Hütten nahm ich in Gesellschaft von einer Million Fliegen mein Frühstück ein. Es ward im ganzen Dorf zusammengesucht: Vom Gemeindehirten erlangte man die Butter, aus der Mühle lieferte man den Rahm, den Zucker verkaufte mir ein hausierender Jude und den Thee hatte ich selbst dabei. Frische Eier, kochendes Wasser, Brot und Salz producierte die Wirthin." Gleichzeitig nahm die Bauersfamilie am Nachbartisch ihr Frühstück ein und der Fürst bemerkte: "Alle aus derselben Schüssel, eine schreckliche Mode."