Schließen nun auch die Kitas früher?

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Wann schließt Sabrina Hack die Kita-Türen für die Weihnachtsferien? Foto: Jennifer Opel
Wann schließt Sabrina Hack die Kita-Türen für die Weihnachtsferien? Foto:  Jennifer Opel

Wann soll Sabrina Hack ihre Kinder in die Ferien schicken? Die Leiterin der Kita in Weilersbach fühlt sich mit der Entscheidung alleine gelassen. Sie vermisst klare Anweisungen von der Ministerin.

"Ich hätte mir schon klarere Ansagen gewünscht", sagt Sabrina Hack. Sie leitet die Kindertagesstätte in Weilersbach und steht nun vor der Aufgabe, zu entscheiden, wann die Ferien für die Kinder ihrer Einrichtung in starten.

Als in der letzten Novemberwoche verkündet wurde, dass die Schulen bayernweit ab dem 19. Dezember geschlossen bleiben und nur eine Notbetreuung eingerichtet wird, war noch keine Sprache von den jüngeren Kindern. In den offiziellen Statements der Staatsregierung wurde von einem "früheren Ferienstart in den Schulen" gesprochen. Doch die Überlegung, ob die Kitas ebenfalls früher in die Ferien gehen, besteht schon länger.

Ministerin: unbürokratisches Vorgehen

"Da die Weihnachtsferien heuer früher beginnen, haben wir umgehend am vergangenen Dienstag den Trägern angeboten, dass sie ohne Kürzung von Fördermitteln ihre Einrichtungen bereits ab 21. Dezember schließen dürfen. Voraussetzung dafür ist, dass sie unbürokratisch für diejenigen Kinder eine Betreuung anbieten, die eine solche unbedingt benötigen", sagt Bayerns Familienministerin Carolina Trautner (CSU) auf FT-Anfrage. "Den Regelbetrieb in den Kitas unter den erschwerten Bedingungen der Pandemie aufrechtzuerhalten, ist für alle Seiten ein Kraftakt."

Die Träger der Kindertagesstätten in Bayern haben in der vergangenen Woche ein Schreiben vom Familienministerium bekommen. In diesem nicht-öffentlichen Papier, das der Redaktion vorliegt, steht geschrieben: "Die Träger erhalten mit diesen Regelungen größtmögliche Flexibilität beim vorzeitigen Ferienstart. Diese Flexibilität gilt jedoch auch für den Fall, in denen sie von der Möglichkeit zu vorgezogenen Weihnachtsferien keinen Gebrauch machen."

Schwarzer Peter geht an die Leitung

Damit schiebt die Politik den Schwarzen Peter an die Einrichtungen. "Wir müssen erstmal klären, wer noch Urlaub hat von den Erziehern", sagt Hack. "Viele, die selbst Eltern sind, haben im ersten Lockdown schon ihren Urlaub aufgebraucht, sie können also gar nicht früher in die Ferien." Die Weilersbacher haben daher nun begonnen, abzufragen, welche Eltern ihre Kinder auch in den letzten Tagen vor Weihnachten bringen wollen. "Die endgültige Entscheidung, wie wir es machen, fällt dann Anfang nächster Woche in einer Teamsitzung", so Hack.

Jens Kuppert spricht für die Arge Kindertagesstätten Tor Fränkische Schweiz. "Zu uns gehören zwölf Einrichtungen im ganzen Landkreis Forchheim", sagt er. "Und bei uns gibt es alle drei Möglichkeiten: Entweder die Kitas bleiben regulär auf, sie machen eine Notbetreuung oder sie bleiben ganz geschlossen." Die Entscheidungen dazu hätten die einzelnen Einrichtungen selbst getroffen oder seien gerade noch dabei, den Bedarf abzufragen. "Es wurde vom Ministerium auch empfohlen, mit den Elternbeiräten die Lage zu klären", sagt Kuppert. "Das haben wir gemacht oder sind noch dabei, den Bedarf abzufragen." Alle Eltern würden zeitnah informiert, betont er.

Alles wie geplant

Der Ferienbeginn der städtischen Kindertageseinrichtungen in Forchheim ändert sich durch die staatlichen Vorgaben laut Pressesprecherin Britta Kurth nicht. "Die Einrichtungen werden wie geplant in die vollverdienten Weihnachtsferien gehen", sagt sie. "In der Woche vom 21. bis 23. Dezember wird in den Einrichtungen Bedarfsdienst angeboten beziehungsweise ist der 23. ohnehin bereits ein regulär geplanter Schließtag. " Der Betrieb wird in Forchheim je nach Einrichtung wie geplant wieder aufgenommen.

Der Spagat zwischen "Schutz der Mitarbeiter" und "Betreuung aufrecht erhalten" ist für alle Einrichtungen nicht leicht zu meistern. Angelique Wuttke von der Kindertagesstätte in Effeltrich sagt, man habe versucht, allen Parteien gerecht zu werden. "Die Planungen laufen noch", sagt sie und betont, dass man mit allen Eltern Kontakt aufgenommen habe, bevor eine Entscheidung getroffen wird. "Wir haben Verständnis für alle Seiten", sagt sie.

Allein gelassen

Für Sabrina Hack in Weilersbach ist nun auf jeden Fall Fingerspitzengefühl gefragt. "Wer keinen Urlaub mehr hat und nicht zu Hause bleiben kann, dem wollen wir jetzt keinen zusätzlichen Stress verursachen", sagt sie. "Wir erwarten daher keinen Nachweis, wenn die Eltern die Kinder bringen wollen."

Damit handelt sie den Empfehlungen des Familienministeriums entsprechend. In dem Schreiben heißt es: "Nachdem es sich um keine staatlich verordneten zusätzlichen Schließtage aufgrund des Infektionsschutzgesetzes handelt, entfallen staatlicherseits Vorgaben, für welche Eltern beziehungsweise welche Kinder in jedem Fall eine Betreuung angeboten werden soll. Hier bietet sich vielmehr ein unbürokratisches Vorgehen vor Ort an. Auf Nachweise der Eltern ist dabei möglichst zu verzichten."

Auch hier: Maximaler Spielraum für Interpretationen. "Wir hoffen, dass wir das so geregelt bekommen, dass alle zufrieden sind", sagt Hack. Ihnen sei die Kommunikation mit den Eltern besonders wichtig gewesen. "Schließlich haben die Eltern auch Bekannte, deren Kinder in andere Einrichtungen gehen, da wird schnell verglichen." Nur eine Vergleichbarkeit gibt es bei der aktuellen Vorgabe durch das Familienministerium nicht.