Rietze hat das Baiersdorfer Löschauto geschrumpft!

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Stefan Brunner, der Pressesprecher der Feuerwehr Baiersdorf, steht vor dem TLF 16/25 und präsentiert das Modell. Fotos: Barbara Herbst
Stefan Brunner, der Pressesprecher der Feuerwehr Baiersdorf, steht vor dem TLF 16/25 und präsentiert das Modell. Fotos: Barbara Herbst
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Christian Rietze ist stolz auf die vielen Miniatur-Nachbildungen seiner Firma in Altdorf. Fotos: Ronald Rinklef
Christian Rietze ist stolz auf die vielen Miniatur-Nachbildungen seiner Firma in Altdorf. Fotos: Ronald Rinklef
 
 
 
 
 
 
 

Ist das Tanklöschfahrzeug der Feuerwehr Baiersdorf beim Waschen eingegangen? Die Mini-Version des TLF 16/25 von Iveco Magirus ist nur ein paar Zentimeter groß. "Aber es stimmt jedes Detail", freut sich Stefan Brunner, Pressesprecher der FFW Baiersdorf.

Matthias Wolff, Vorsitzender der FFW Baiersdorf strahlt über das ganze Gesicht. Vor wenigen Tagen sind die nagelneuen, maßstabsgetreuen Modellfahrzeuge eingetroffen. Vor einem halben Jahr, so Pressesprecher Stefan Brunner, sei die Firma Rietze aus Altdorf bei Nürnberg auf die Baiersdorfer Wehr zugekommen. "Die haben hier angerufen und nachgefragt, ob sie unser Einsatzfahrzeug als Modell nachbauen dürfen und ob wir ihnen mit Fotos behilflich sein könnten", erinnert sich Brunner. Die Vereinsführung habe spontan zugesagt. "Es kommt schließlich nicht alle Tage vor, dass ein Auto, das bald ausgemustert wird, als Vorlage für ein Sammlerfahrzeug dient", erklärt Brunner. Schließlich ist das Einsatzfahrzeug Baujahr 1988 und beinahe schon ein Oldtimer.

Gerade das war es, was laut Juniorchef Christian Rietze den Reiz dieses Fahrzeuges ausmachte.
"Hier hatten wir eine Lücke in unserer Produktreihe", erklärt Rietze, dessen Vater Lothar das Unternehmen 1970 in Nürnberg gegründet hat. Allerdings fertigte das Unternehmen damals nur Bausätze für andere Modellbaufirmen.

Bus-Programm ist der Renner

Komplette Modellautos stellt Rietze seit 1983 her. Damals merkte Lothar Ritze, dass in seiner Sammlung von 7500 Modellautos im Maßstab 1:87 die japanischen Modelle fehlten. Sie produziert er seit dieser Zeit in einer eigens gegründeten Firma. Heimische Autobauer wie Audi und Opel, Ford und Mercedes-Benz lassen ihre Werbemodelle seit den 90er-Jahren bei Rietze fertigen. Und mit dem Nachbau des Neoplan-Cityliners ging es steil bergauf. Das Bus-Programm im HO-Format beflügelte das Geschäft: 1996 siedelt das Unternehmen aus Platzgründen nach Altdorf um und entwickelt sich zum Weltmarktführer bei der Herstellung von Minibussen.

Für den Dormitzer Reiseunternehmer Tanner fertigte Rietze den Setra "S417 HDH"-Reisebus, der dank seiner einzigartigen Designlackierung zum schönsten Bus Deutschlands gewählt wurde, oder den FCN-Fanbus, ein "Setra S431 DT"-Doppelstockbus. Auch Fahrzeuge des Gößweinsteiner Busunternehmens Rainer Polster hat Rietze in Miniatur nachgebaut.

"Für den maßstabs- und detailgetreuen Nachbau unseres Einsatzfahrzeuges haben die jede Menge Fotos gebraucht", erinnert sich FFW-Mann Stefan Brunner. Gerade bei älteren Fahrzeugen stünden die Planzeichnungen für die Produktion der Originale nicht mehr zur Verfügung, bedauert Christian Rietze. Deshalb müssen die Formenbauer die Fahrzeuge neu vermessen. Das Iveco-Fahrgestell mit Magirus-Aufbau der FFW Baiersdorf ist übrigens baugleich mit dem Einsatzfahrzeug der FFW Altdorf. "Deshalb konnten wir die Messungen vor Ort durchführen", berichtet der Juniorchef.

Fräsen, kopieren, schleifen

Nach der aufwendigen Datenermittlung wird ein dreidimensionales Oberflächenmodell aus Kunststoff hergestellt, an dem alle Details noch einmal überprüft werden. Dann wird festgelegt, aus wie vielen Einzelteilen das Modell bestehen wird. Es wird gefräst, kopiert, geschliffen und poliert. Schritt für Schritt werden so Stahl-Negativ-Formen hergestellt, in die das Kunststoffgranulat mit einem Druck von 1200 Bar hineingepresst wird. Heraus kommen die so genannten Spritzlinge, die dann weiter bearbeitet werden müssen.

Parallel dazu werden die Druckvorlagen für Schriftzüge, Firmenembleme und Dekorationen hergestellt. Es wird festgelegt, welches Teil in welcher Farbe gespritzt oder lackiert werden muss. Um einen schnellen, auf Qualität und Präzision basierenden Ablauf zu gewährleisten, hat das Unternehmen Rietze eine Abteilung für Werkzeugbau für die Herstellung der Spritzgussformen geschaffen. Ebenso eine Abteilung für Grafik und Repros sowie eine Lackiererei.

Dieser Arbeitsaufwand hat seinen Preis. Allein die Herstellung der Stahlformen kostet eine fünfstellige Summe. So sind die Modellautos auch nicht ganz billig. Sammler müssen für das Einsatzfahrzeug der FFW Baiersdorf um die 28 Euro hinblättern. Aber dafür ist es ausschließlich "Made in Germany".

Mit Pinzette und Kleber

"Deshalb kann man das industriell hergestellte Modellfahrzeug der Firma Rietze auch nicht mit den anderen Fahrzeugen vergleichen, die ich aus Modellbau-Sätzen zusammengebastelt habe", räumt Stefan Brunner ein. Das TLF 16/25 ist viel näher am Original als die anderen Autos, die auf dem maßstabsgetreu nachgebauten Feuerwehr-Areal im ersten Stock des Gerätehauses präsentiert werden. Ein paar letzte Handgriffe sind aber selbst am perfekten Modell aus dem Hause Rietze noch notwendig. Mit Pinzette und Spezialkleber müssen die winzigen Scheibenwischer, die Einsatzleuchten, Seitenspiegel und Schläuche befestigt werden. Eine Arbeit, auf die sich Stefan Brunner richtig freut.