Raus aus dem "Haifischbecken"

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Stefan Schick verabschiedet sich im März von der politischen Bühne in Forchheim. Foto: FT-Archiv
Stefan Schick verabschiedet sich im März von der politischen Bühne in Forchheim. Foto: FT-Archiv

Aus "privaten Gründen" verabschiedet sich Stefan Schick aus dem Forchheimer Stadtrat, dem er seit 2002 die meiste Zeit als CSU-Rat angehörte. Bis im Jahr 2015 die Asylpolitik das Leben des 50-Jährigen durcheinandergewirbelt hat.

Für einen Blick zurück im Zorn hätte er gute Gründe. Denn in dem "Haifischbecken", für das Stefan Schick die Politik hält, wurden auch ihm einige Verletzungen zugefügt. Dennoch verlässt er die politische Bühne der Stadt mit großer Gelassenheit. Es sei nicht seine Art, abzurechnen, sagt der 50-Jährige, der Forchheim verbunden bleiben wird - als Geschäftsmann und als Vorsitzender des ASB.

Wer den Stadtrat und die städtischen Ausschüsse besucht, dem dürfte nicht entgangen sein, dass sich der FDP-Stadtrat zuletzt rar gemacht hatte. Warum er die politische Arbeit nach 18 Jahren in der CSU und in der FDP aufgibt? "Private Gründe", sagt Stefan Schick.

Immer war es Teil seines Selbstbildes, ein "Macher" zu sein. Diesen Ruf erwarb sich Stefan Schick vor allem durch seine Auftritte in der Werbegemeinschaft, aber auch in der Handball-Szene oder bei den Rotariern.

Die Brötchentaste, die das halbstündige kostenlose Parken ermöglicht, ist eine dieser Schick-Ideen, die Spuren im City-Management hinterlassenen hat. Und vor allem das von der Werbegemeinschaft initiierte Altstadtfest, das in seinen Glanzzeiten 30 000 Besucher in die die Stadt lockte.

Der Werbegemeinschaft gehörte er 20 Jahre an, die meiste Zeit als Vorsitzender. Aber egal ob Verbandsarbeit oder Politik, sagt Schick: "Nach zwei Jahrzehnten verbrauchen sich die Ideen. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich nicht mehr offen bin für Neues."

Sein großes politisches Aha-Erlebnis hatte Stefan Schick Ende der 90er Jahre. Der damals 28-jährige Geschäftsmann stand seiner Heimatstadt äußerst kritisch gegenüber, weil seiner Meinung nach nichts voran ging. Da die Familien Schick und Stumpf gute Beziehungen pflegten, wandte sich Stefan Schick mit seinen Beschwerden an den damaligen Oberbürgermeister Franz Stumpf (WUO/CSU). Dessen kurz angebundene Reaktion sei wie ein Weckruf gewesen, erinnert sich Stefan Schick. "Wenn dir was nicht passt, dann engagiere dich", hatte ihm Franz Stumpf gesagt.

Im Jahr 2000 trat Stefan Schick dann der CSU bei, 2002 wurde er in den Stadtrat gewählt. Von da an hatte er das befriedigende Gefühl, "Einfluss nehmen zu können". Entscheidend sei, ein Netzwerk aufzubauen: "Man muss kommunikativ sein und überzeugen."

Aber wen? Genau das sei der springende Punkt, der sich verändert habe, ist Stefan Schick überzeugt. Von seiner Mentorin, der damaligen Stadträtin Roswitha Lippert (CSU), habe er gelernt, dass politische Entscheidungen im "vor-politischen Raum" gefällt werden.

Mann der kurzen Wege

Stefan Schick erinnert daran, dass unter Oberbürgermeister Ritter von Traitteur die Ausschusssitzungen nicht vom OB geleitet worden waren, sondern von Referatsleitern der Verwaltung. Unter OB Stumpf habe sich das zwar geändert, aber die Verwaltungsspitze sei im Stadtrat viel stärker eingebunden gewesen. "Heute ist die Stadtratsarbeit basisdemokratischer", bemerkt Schick. Der Nachteil sei, dass Themen zerredet würden, ehe sich die Stadträte eine fundierte fachliche Meinung gebildet hätten. "Von den großen und langen Sitzungen habe ich nichts, ich bin immer ein Mann der kurzen Wege gewesen."

Morddrohungen

Den entscheidenden Bruch in seiner Laufbahn als Stadtrat erlebte Stefan Schick im Jahr 2015. Mit der Flüchtlingswelle eröffnete sich dem Geschäftsmann Schick ein neues Aufgabenfeld. Er betreibt seitdem mehrere Unterkünfte für Asylsuchende. Das hätten ihm viele Menschen geneidet und übel genommen. Menschen, die Flüchtlinge ablehnten, lehnten auch ihn ab. Er wurde beschimpft, bedroht - bis hin zu mehreren Morddrohungen. Eines Tages lag eine Patronenhülse vor seiner Tür - die Familie Schick lebte dann wochenlang unter Polizeischutz.

Schick wurde bekämpft, auch in der eigenen Partei, der CSU. Schließlich nahm er den Hut und schloss sich 2017 der FDP an. "Politisch habe ich den Unterschied nicht als sehr groß empfunden. Ich habe von konservativ-liberal zu liberal-konservativ gewechselt." Trotz der Angriffe, Kränkungen und Verwerfungen - Stefan Schick nimmt Abschied, ohne sich zu grämen. Das ist wohl seiner Frohnatur geschuldet. Er trage niemanden etwas nach, auch in der CSU nicht. Und er bereue nichts: "Mir hat es Spaß gemacht, ich würde es wieder so machen. Vor allem, was die Arbeit mit den Flüchtlingen betrifft. Die Dankbarkeit, die ich da erfahre, ist mit nichts aufzuwiegen."

Auch nach dem Rücktritt: Er fiebere weiter für Forchheim mit, das Interesse an der Politik sei unverändert. Ist demnach auch eine Rückkehr denkbar? "Nichts ist unmöglich", sagt Stefan Schick.