Physiker Spenke setzte in Pretzfeld als Erster auf Silizium als Halbleitermaterial

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Das Schloss in Pretzfeld Foto: Karlheinz Loch
Das Schloss in Pretzfeld Foto: Karlheinz Loch
Luftbild von Pretzfeld Foto: Karlheinz Loch
Luftbild von Pretzfeld  Foto: Karlheinz Loch
 

Die Forschungs- und Entwicklungsleistungen in Pretzfeld auf dem Gebiet der Entwicklung von Halbleitern sind kaum bekannt - doch von enormer Bedeutung.

In der Sitzung des Marktgemeinderates Pretzfeld informierte Bürgermeisterin Rose Stark (SPD/Ökol.) das Gremium von der Besprechung eines Initiativkreises, bestehend aus den Pretzfelder Bürgermeistern, ehemaligen Mitarbeitern der Firma Siemens am Standort Pretzfeld, Vertretern des Fraunhofer-Instituts, von Siemens, vom ECPE-Cluster Leistungselektronik und Professor Georg Müller von der Universität Erlangen-Nürnberg. Diese Initiative möchte die öffentliche Wahrnehmung und Wertschätzung der historischen Forschungs- und Entwicklungsleistungen in Pretzfeld auf dem Gebiet der Entwicklung von Halbleitern für die Informationstechnik und Leistungselektronik verstärken. Marktgemeinderat Gerhard Kraft (FW) schlug vor, dass er ein Projekt-Seminar für Schüler organisieren könnte. Und auch die anderen Räte stimmten zu, dass Ergebnisse aus der Initiative im Marktgemeinderat diskutiert und umgesetzt werden könnten. Allerdings sei die Idee eines Museums zu hoch gegriffen.

"Bedeutung von Weltrang"

Viele Menschen wissen nicht, dass in Pretzfeld von 1946 bis 2002 Halbleitermaterialien und

Halbleiterbauelemente entwickelt und hergestellt wurden. "Diese Forschungs- und Entwicklungsarbeiten haben eine Bedeutung von Weltrang erreicht: Sie haben die technischen Grundlagen für die Schlüsselbauelemente der Mikroelektronik und der Leistungselektronik gelegt, auf der die moderne Informationstechnik und die elektrische Energieversorgung der Zukunft beruhen", sagt Professor Georg Müller. Denn hier wurde Silizium für Halbleiterbauelemente eingesetzt.

Genialer Physiker Walter Schottky

Im Schloss Pretzfeld befand sich seit 1943 ein Labor der Siemens-und-Halske-Trafowerke. Der bekannte und geniale Physiker Walter Schottky - nach ihm ist in Pretzfeld eine Straße benannt - war 1944 wegen zunehmender Bombenangriffe auf Berlin mit seiner Familie nach Pretzfeld umgezogen. Hier arbeitete er mit dem Physiker Eberhard Spenke zusammen, der die komplexen Gedankengänge Schottkys umsetzen konnte.

"Um 1950 begann, aus USA kommend, die stürmische Entwicklung der Elektronik mit Germanium-Transistoren", erzählt Karlheinz Loch aus Ebermannstadt, der von 1988 bis 1998 Fertigungsleiter am Standort Pretzfeld gewesen war. Hier sei aber bald erkannt worden, dass Germanium für hohe Spannungen und Ströme wenig geeignet ist. "Silizium hat einen ähnlichen Atombau, eine gleiche Kristallstruktur, aber stärkere Bindungskräfte", erläutert Loch. Trotzdem wurde es von namhaften Physikern wegen der hohen Leitfähigkeit des Kristalls zu den Metallen gezählt. "Im Vertrauen auf die Physik und die technische Machbarkeit setzte Spenke als Erster auf Silizium als Halbleitermaterial und schuf damit eine der wichtigsten Voraussetzungen für die moderne Elektronik", sagt Karlheinz Loch. Er hat alte Bilder, auf denen man sieht, unter welchen einfachen Umständen damals im Schloss Pretzfeld geforscht und entwickelt wurde. Die Standortleitung hatte eine Frau übernommen, Helga Kursawe aus Pretzfeld. "Ihr technisches Verständnis, Organisationstalent und das untrügliche Gefühl für Schwachstellen und mögliche Fehlerquellen im Fertigungsprozess sorgten für eine ungestörte Produktion und gute Ausbeute", lobt Karlheinz Loch. Diese Pionierleistungen sollen nicht in Vergessenheit geraten, weshalb diese Initiative gegründet wurde.