Pfarrer Brandl: "Alle waren mit Freude dabei"

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Pater Josef Brandl probiert 2010 einen indischen Turban, der für die Sternsinger gedacht ist. Foto: privat
Pater Josef Brandl probiert 2010 einen indischen Turban, der für die Sternsinger gedacht ist.  Foto: privat
Auch Schreibtischarbeit muss sein Foto: Heidi Amon
Auch Schreibtischarbeit muss sein Foto: Heidi Amon
 
Am 40. Jahrestag seiner Priesterweihe Foto: A. Oswald
Am 40. Jahrestag seiner Priesterweihe Foto: A. Oswald
 

Am Sonntag verabschieden drei Forchheimer Pfarrgemeinden Pfarrer Josef Brandl nach 37 Jahren in den Ruhestand.

"Als Mensch Priester, als Priester Mensch". So werden ihn viele seiner Pfarrangehörigen in Erinnerung behalten: Salesianer-Pater Pfarrer Josef Brandl. 37 Jahre war Pfarrer Brandl der Seelsorger der Pfarreien Don Bosco, St. Anna und St. Johannes der Täufer Reuth im Forchheimer Osten. Nach 44 Priesterjahren tritt der bei der Bevölkerung hochgeschätzte und beliebte Geistliche nun ab 1. September in den Ruhestand.

Pfarrer Brandl verabschiedet sich zwar, bricht aber seine Zelte in Forchheim nicht ab, er bleibt in der Königsstadt wohnhaft, und zwar in der Pfarrei Don Bosco. "Damit ist mein Wunsch in Erfüllung gegangen" freute sich der zukünftige Pensionär, "hier fühle ich mich zuhause".

Am Sonntag verabschieden die drei Pfarrgemeinden offiziell ihren Seelsorger. Für viele sicher Anlass, bei einem Dankgottesdienst mit Provinzial Josef Grünner, der um 10 Uhr beginnt, und einer anschließenden Feier im Pfarrsaal, sich bei Pfarrer Brandl zu verabschieden und zu danken. Mit verabschiedet wird gleichzeitig Kaplan Pater Michael Stutzig, der nach sieben Jahren segensreichen Wirkens im Pfarreienverbund Forchheim-Ost in die Erzdiözese Würzburg berufen wurde.

In einem Gespräch blickte ein zufrieden und ausgeglichen wirkender Pfarrer Brandl zurück und voraus: "Ja ich war gerne Seelsorger in Forchheim - sonst wäre ich nicht so lange geblieben", so seine positive Bilanz nach fast vier Jahrzehnten. Sein Lebensrad begann sich 1940 in Reitelshofen in der Oberpfalz zu drehen. "Nachdem wir Kinder sehr religiös erzogen wurden und mein Onkel Alois Dietrich dem Salesianer-Orden angehörte, stand für mich schon in jungen Jahren fest, auch in den Orden einzutreten. Das war 1960/61 in Ensdorf/Oberpfalz. 1967 legte ich das Gelübde ab." Zum Priester wurde er am 29. Juni 1971 in Benediktbeuren durch den Augsburger Bischof Josef Strimpfle geweiht. Nach einem einjährigen Aufenthalt in Mannheim als Lehrlingspräfekt war er von 1972 bis 1978 Kaplan in Augsburg, ehe er nach Forchheim kam. Seinen Primizspruch trägt er bis heute in sich: "Diener der Frohbotschaft bin ich geworden kraft der Gnadengabe Gottes, die mir verliehen ward durch die Wirkung seiner Macht (Eph. 3,7)".

"Eucharistie ist das Fundament"

Als eine seiner Hauptaufgaben als Priester sah Brandl darin, den Gottesdienst, die Liturgie zu feiern. "Der Samen, auf dem alles wächst" sagte er. "Denn die Eucharistie ist das Fundament und Zentrum der Pastorale". Woran ihm all die Jahre gelegen war, die Gottesdienste mit den Familien und den Kirchenbands, die jugendmäßig mit neuen geistlichen Ledern gefeiert wurden. Ebenso bedeutend war für ihn die Kinderkirche, die immer zeitgleich zum Gottesdienst stattfand.

Klares Ja zur Ökumene

Was sich in der Kirche in den Jahrzehnten jedoch verändert habe, darüber hatte Brandl schon einmal mit dem FT gesprochen, "die äußeren Bedingungen". So sei nicht nur die Zahl der Kirchenbesucher rückläufig, auch allgemein sehe er, dass das geistliche Leben in der Familie leidet. Ein klares "Ja" kam von Brandl zum Thema "Ökumene und Frauen in der Kirche". Dies wurde von ihm sehr gefördert.

Woran er sein Herzblut verlor, alles gab und sich dafür einsetzte? Das war die Jugendarbeit im Sinne des optimistischen Ordensgründers Don Boscos und am Netzwerk Jugend mitzuarbeiten, was stets erfolgreich gelang. Ebenso die Unterstützung der Salesianerprojekte wie u. a. "Kinder brauchen ein zu Hause" oder "Die Straßenkinder Moskaus". So heißt eine von ihm gegründete Stiftung: "Pater-Brandl-Stiftung für arme Kinder und Jugendliche der Welt".

Auf die Frage was seine bedeutendsten Ereignisse waren? "Das war die Priesterweihe des Reuthers Stefan Stöhr und die Primiz von Manfred Kolberg." Und Pfarrer Brandl schaut weiter zurück. Da waren seine wesentlichsten Etappen als Pfarrer die zahlreichen Renovierungen und Bauvorhaben in den Gemeinden. U. a. wurden in Don Bosco der Kirchturm und eine Orgel gebaut. Der Bau des Don-Bosco-Kinderhauses war eine der letzten Maßnahmen.
Brandls Augenmerk galt ja stets viel dem kleinen Nachwuchs in den Pfarreien. So werden in den drei Gemeinde-Kindergärten an die 260 Kinder betreut. "Das sei sehr wichtig" so Brandl, "denn ohne Kinder keine Zukunft". Die Kindergärten sind ein "Biotop des Lebens" betonte er. Dass die vielen Vorhaben jedoch gestemmt werden konnten, war nur möglich, so Brandl, "weil alle mitmachten, und zwar mit Freude", worüber er heute noch sehr froh sei. Dabei blickte Brandl auf eine angenehme und vertrauensvolle Zusammenarbeit und das Miteinander mit Kaplan und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dem Sekretariat, den Laien in der Kirchenverwaltung, im Pfarrgemeinderat und in den anderen Ehrenämtern zurück, die in den Pfarreien eine Atmosphäre erzeugten, in der Gemeinde und Gemeinschaft wachsen konnten. "Ich habe immer gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um mich gehabt, die mich unterstützt und meine Arbeit mitgetragen haben. Ich glaube, wir waren immer ein harmonisches Team, dem es gelungen ist, ein lebendiges Gemeindeleben in den drei Pfarrgemeinden zu installieren."

Ob er denn nun auch gerne etwas zurücklasse: "Ja, die viele Verwaltungsarbeit. Auch gebe ich gerne Verantwortung ab. Dies war mir während meiner Zeit zwar wichtig, war aber nicht das Wichtigste. Bei mir stand die Seelsorge, mein pastorales Wirken stets im Vordergrund".Was er nun in Zukunft ganz bewusst macht: "Dem neuen Pfarrer das Feld überlassen und sich über neue Impulse und Ideen von ihm mitfreuen. Werde ich aber gebraucht, werde ich da sein."

"Strahlkraft behalten"

Seiner Gemeinde und den Menschen hier wünscht er: "Dass die drei Pfarreien geistig noch mehr zusammenrücken und auch für die Zukunft ihre Strahlkraft behalten."

Und seinem Nachfolger Pfarrer Heinz Weierstraß? "Dass er sich in Forchheim und in Franken wohlfühlt, einen guten Zugang zu den Pfarrangehörigen, Kindern und Jugendlichen findet. Aber auch gute ehrenamtliche Mitarbeiter, die ihn in seiner pastoralen Seelsorge unterstützen." Was er sich jedoch selbst für seinen neuen Lebensabschnitt wünscht? "Dass ich in Don Bosco alt werde und eingebunden bleibe, hoffentlich gesund, und mehr Freiraum für all das habe, was ich bisher nicht hatte." So schwebt Pfarrer Brandl neben seinen geliebten Hobbies wie Ikonen, Kunstinteressen, Lesen, Wandern, die Schöpfung genießen u.v.m. die Vision vor, die Kirchengeschichte Reuths niederzuschreiben. Diesen Wunsch versah er jedoch mit einem Fragezeichen.

Auf die abschließende Frage, was denn sein Lebensmotto sei, blätterte Brandl in einem Taschenbuch und zitierte Georg Bernanos: "Der einzige Weg, das Leben zu meistern besteht darin, es zu leben".