Mit 7:7 war die Abstimmung über einen Bürgerantrag knapp. Doch der Gemeinderat Obertrubach hält an dem Bau einer Doppelturnhalle in Gößweinstein fest.
Die Spannung war förmlich mit Händen zu greifen, als Bürgermeister Markus Grüner (CSU) die Sondersitzung des Gemeinderates Obertrubach zum Thema Beteiligung an der Errichtung einer Doppelturnhalle mit Versammlungsstätte in Gößweinstein eröffnete. Alle Beschlüsse der Gemeinde sind bereits verbindlich über den Prozess eines Jahres gefasst worden. Anlass war jetzt die Eingabe eines Gemeindebürgers aus dem Ortsteil Bärnfels, aus dem laufenden Verfahren des Schulverbandes Gößweinstein, zu dem auch Obertrubach gehört, auf Grund "hoher finanzieller Risiken und aus ökologischen Gesichtspunkten auszusteigen".
Mit Rederecht
Das Zuhörerinteresse im Sitzungssaal erwies sich mit sechs bei einem so bedeutenden Projekt als erstaunlich gering. Unter ihnen befand sich Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (BMG) von der Marktgemeinde Gößweinstein. Sein Geschäftsführer Peter Thiem saß mit am Tisch als Gast und hatte Rederecht. Am Ende stand die Abstimmung des Rates, ob der Antrag des Bürgers angenommen wird. Mit einem Patt von 7:7 Stimmen fand der Antrag keine Mehrheit. Zimmermann hatte eine Entscheidung nachdrücklich angemahnt, da die Förderanträge an die Regierung bis 10. Januar eingereicht werden sollen. Andernfalls könnten fünf Prozent Fördermittel auf Grund der Stabilisierungshilfe verloren gehen. Bürgermeister Grüner rief die Historie in Erinnerung. Eine Renovierung der alten Turnhalle der Verbandsschule schied aus Kostengründen aus. Am 13. Dezember votierte der Gemeinderat Obertrubach einstimmig für die Errichtung einer Turnhalle. Danach diskutierte man konkreter die Errichtung einer Doppelturnhalle bei einer geschätzten Gesamtbausumme von rund 4,03 Millionen Euro und einer Beteiligung von 330.000 Euro durch Obertrubach. Am 14. November 2018 wurde der Schulverbandsversammlung der erste Planungsentwurf vorgelegt, jetzt mit einer konkreten Kalkulation und einer Erhöhung der Preise auf 4,8 Millionen Euro bei einem Anteil von 500.000 Euro für Obertrubach. Am 14. November 2018 wurden Planungsaufträge mit einem Volumen von 450.000 Euro von der Schulverbandsversammlung vergeben. Erweitert um eine Veranstaltungshalle, die Gößweinstein anstrebt, stehen 5,7 Millionen Euro Kosten im Raum, wobei die darin zusätzlich enthaltenen Mehrkosten von rund 900.000 Euro von Gößweinstein ausschließlich getragen werden. Aus dieser Entwicklung resultierte der Antrag des Bürgers, aus dem Projekt auszusteigen. "Der Gemeinderat ist in fünf Sitzungen immer über das Projekt informiert worden", stellte Bürgermeister Grüner fest, wobei er zugibt, dass sich ein gewisses finanzielles Risiko bei der Größe eines solchen Projektes nicht bestreiten lasse. Allerdings, so Grüner, würde die Errichtung einer eigenen Halle in Bärnfels, wie sie Gegner des Großprojektes andenken, Kosten von zwei bis 2,5 Millionen Euro bedeuten. Zudem müsste sich Obertrubach in jedem Falle an der Schaffung einer Turnhalle in Gößweinstein im Rahmen des Schulverbandes beteiligen.
Schadenersatzforderungen
Ein Aussteigen aus dem Projekt würde zudem zwangsläufig Schadenersatzforderungen bei den Planungskosten nach sich ziehen. Grüner appellierte, den Weg weiterzugehen. Das Projekt bekomme man nie mehr so günstig. "Wir wollten nichts in den Weg legen, waren aber nie mit der Kostenteilung einverstanden", distanzierte sich Bernd Reichel (BU), Gemeinderat und Mitglied im Schulverband. Unter anderem sind die späteren Unterhaltskosten umstritten. Der Betreiber der Halle ist noch nicht ausgewählt. Peter Thiem versicherte, dass man die Kosten überall da sauber trenne, wo es möglich sei. "In der Praxis geht nicht alles, aber was geht, machen wir", versicherte der Geschäftsführer. Der Zweite Bürgermeister Stefan Lang (JB) warnte vor Hinterzimmerparolen. Natürlich müsse man im Detail noch nacharbeiten. Erich Fiedler (BU) fand die 330.000 Euro in Ordnung. Allerdings warnt er vor dem Beispiel Berliner Flughafen.
Wölfel für sofortigen Stopp
Roland Wölfel (BW-GO) plädierte für einen sofortigen Stopp. "Wir haben drei Architekten, die beweisen, dass eine Ertüchtigung unserer Turnhallen billiger ist als Gößweinstein", sagte er. Er verwies darauf, dass sich alle umliegenden Gemeinden eine ordentliche Turnhalle leisten könnten, nur Obertrubach nicht. Er beklagte, dass dies nicht durchgerechnet worden sei. Zudem forderte er klare Kostenregelungen im Vorfeld. Er fühlt sich im Gemeinderat nicht gut informiert, außerdem seien Vereine und Bevölkerung nicht gefragt worden. Das alles sei extrem fahrlässig.
"Luftschlösser"
"Ausgangspunkt ist die Halle in Gößweinstein, da sind wir ohnehin alle dabei. Noch eine eigene Halle, das sind Luftschlösser", meinte Dritter Bürgermeister Erwin Eichler (CSU). Ähnlich sah es Gemeinderat Theo Eichler (ABL). Heike Habermann (BW-GO) kritisierte, dass Alternativen nicht beachtet würden. So binde man sich 25 Jahre vertraglich an Gößweinstein, nehme der Gemeinde alle Chancen. Richard Grüner (UWG) bemängelte, die Gemeinde habe keinen Versammlungsraum außer der Bildungsstätte. Der Bürgermeister erinnerte daran, dass es hier um eine Turnhalle gehe. Den Vorschlag der Opposition, in einer Woche nochmals zusammenzukommen, lehnte Bürgermeister Grüner ab. "Es haben sich alle eingehend positioniert. Was wollen wir da noch erwarten", sagte er und rief zur Abstimmung des Bürgerantrages auf. Gemessen an der Brisanz des Themas verlief die Diskussion bei allen Gegensätzen relativ sachlich. Die Doppelturnhalle sei auch für die Sicherung des Mittelschulstandorts Gößweinstein wichtig, meinte Hanngörg Zimmermann im Gespräch gegenüber unserer Zeitung. "Wichtig ist es aber auch, dass wir, wie seit Jahrzehnten, im Schulverband mit Obertrubach vertrauensvoll zusammenarbeiten", war sein Wunsch.