Zum 150. Mal jährt es sich, dass in Egloffstein eine Poststelle errichtet worden ist. Über Folgen weiß niemand so gut Bescheid wie Hermann Meißner.
1866 war ein unruhiges Jahr. Im Sommer tobte der sogenannte Bruderkrieg, der zur Besetzung der Fränkischen Schweiz durch preußische Truppen führte. Spanien kämpfte gegen Südamerika, in Wien tobt die Cholera, Attentate auf den russischen Zaren und den deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck schürten die Unruhe weiter.
Aber auch das geschah im Jahr 1866:
Am 1. November wurde in Egloffstein weit weg von weltgeschichtlichem Treiben eine Postexpedition eröffnet. 150 Jahre ist jetzt das her. Deswegen will man in Egloffstein dieses Ereignis mit einigen Veranstaltungen feiern und dabei den Fokus auf den Gasthof "Zur Post" lenken. Dieser beherbergt zwar heute keine Postagentur mehr, ist aber laut Bürgermeister Stefan Förtsch (CSU) ob seines gastronomischen Angebots eine "touristische Perle im Trubachtal".
Arbeit in den Archiven
Eine gewichtige Rolle spielt dabei Hermann
Meißner (77) aus Wimmelbach, der die Geschichte der Egloffsteiner Post seit 1993 kontinuierlich erforscht und sich auch nicht zu schade ist, wochenlang in den Archiven nach wichtigen Einzelheiten zu suchen.
Für Egloffstein hat der pensionierte Fernmeldetechniker fast jedes Detail zusammengetragen und seine Ergebnisse nun Jessica Heid, der Juniorchefin des Gasthofs präsentiert. Mit der Errichtung einer Poststation begann nach Meißners Überzeugung in Egloffstein eine neue, eine touristische Ära. Ab sofort konnten Fremde ins Trubachtal kommen und auch Geschäftsleute. Denn eine Voraussetzung zur Einrichtung einer Postexpedition war der Aufenthaltsraum für Reisende, einige Zimmer zum Übernachten und außerdem die Bewirtung der Gäste mit Essen und Trinken.
Eine leichte Kutsche
Deshalb nahmen die "Königlich-Bayerischen Verkehrsanstalten", so der offizielle Name im
19. Jahrhundert, gern Gastronomen wie den Bierbrauer und Gemeindevorsteher Johan Georg Heid aus Egloffstein in die Pflicht.
Der Grund für die Einrichtung eines Postamts war die kurz vorher eingerichtete Karriolpostverbindung (Karriol= leichte Kutsche für zwei bis drei Personen) von Pretzfeld nach Gräfenberg. Nachdem der Posthalter Heid 1871 gestorben war, übernahm seine Frau Cordula zusammen mit Sohn Friedrich die Poststelle und baute sie weiter aus. 1884 übernahm Friedrich den Posthalterstatus von seiner Mutter. 1891 installierte die Post eine Pferdewechselstation in Egloffstein; vermutlich, um die immer schwereren und größeren Kutschen den Zwickstein hoch nach Gräfenberg zu ziehen. In solchen Fällen wurden den regulären Gespannen zusätzliche Pferde vorgespannt.
Mit der Neuorganisation der bayerischen Postanstalten zum 1.Oktober 1898 wurde Egloffstein in eine Agentur umgewandelt, der Posthalter wurde zum Agenten. 1902 galten für Egloffstein folgende Schalterzeiten: an Werktagen, von 10-12 und 14-18 Uhr, an Sonntagen von 8-9, 11-12 und von 16-17 Uhr.
Öffentliche Sprechstelle
Am 1. Mai 1908 wurde erstmalig eine zweite Omnibusfahrt vom Gräfenberger Bahnhof nach Egloffstein eingerichtet. Dafür entfiel die zweite Fahrt von Egloffstein nach Pretzfeld. 1909 wurde eine öffentliche Sprechstelle in Egloffstein in Betrieb genommen.
Zwei Jahre später nahm der Maurer Ernst Hübschmann die Postagentur und zog mit ihr und inklusive Telefon- und Telegrafenstation ins neue Nebengebäude des Gasthauses Zur Post. Dort betrieb die Familie Hübschmann die Postagentur bis 1947. Zum 30.
März 1921 ist die Postdienststelle Egloffstein dem Postamt Gräfenberg unterstellt worden. Gleichzeitig nahm eine Fernsprechvermittlungsstelle mit zwölf Teilnehmern in Betrieb auf.
Man hatte den Morseapparat ausgeschaltet, weil der seit 1866 betriebene Telegrafendienst nun über die Fernsprechleitung lief. Durch die Einführung des Kraftpostverkehrs zwischen Pegnitz und Gräfenberg wurde der Poststall Egloffstein nach 24 Jahre Betrieb schließlich entbehrlich und "nach Kündigung durch die Oberpostdirektion Bamberg mit Ablauf des 30. Juni 1923 aufgehoben", wie es im Geschichtsblatt heißt.
Die Poststelle blieb in Hausnummer sieben. Ab dem 1. Mai 1980 bis auf den heutigen Tag ist sie nun in der Badstr. 166 untergebracht, betreut von Birgit Berner.