Jahrzehnte lang sammelte Werner Schütz Waffen und Uniformen. Mit seinem Militärmuseum in Forchheim hinterlässt er ein schwieriges Erbe.
Die Umgebung könnte nicht passender sein: Auf dem Weg zum Militärhistorischen und Zeitgeschichtlichen Museum in der Trettlachstraße erinnern die leeren Fensterhöhlen der verfallenen Spinnereigebäude an die Kulissen des Kriegsdramas Stalingrad. Tritt der Besucher durch eine kleine Tür im Turbinenhaus, dann begibt er sich auf eine Reise in die dunkelsten Kapitel der Zeitgeschichte. Tausende von Relikten des Krieges machen das Unbegreifliche begreifbar - wie sich die Menschheit von ihrem Anbeginn bis in die jüngste Vergangenheit mit Waffengewalt unendliches Leid zugefügt hat.
Tarnnetze im Eingang lassen das Gebäude wie einen Bunker erscheinen. In den Treppenaufgängen zu den zwei Etagen des privaten Museums hängen Fotos von Kriegsteilnehmern der beiden Weltkriege.
Daneben Kriegspropaganda, Feldpostbriefe, zerschossene Stahlhelme und Todesbenachrichtigungen: "Gefallen auf dem Felde der Ehre für Führer, Volk und Vaterland."
In zwei hallenartigen Räumen steht eine Armee von Schaufensterpuppen, ausgestattet mit Uniformen aller Waffengattungen. Die Sammlung soldatischer Tracht beschränkt sich aber nicht nur auf die Wehrmacht, sondern umfasst auch Uniformen aus dem deutsch-französischen Krieg des 19. Jahrhunderts bis zurück zu den Kampfmonturen römischer Legionäre. Kein Zentimeter Raum ohne Sammlerstück.
Jahrzehntelang gesammelt
"10 000 Exponate reichen nicht", schätzt Horst Schütz, wenn man ihn nach der Zahl der Ausstellungsstücke fragt. Zusammengetragen hatte sie sein Bruder Werner von Kindesbeinen an in über sechs Jahrzehnten.
Als Sohn eines Gastwirts, der 37 Jahre lang die Spinnerei-Kantine betrieben hatte, war Werner Schütz schon als Junge mit Heimatvertriebenen in Kontakt gekommen, die ihm allerlei Relikte aus dem Kriege überließen.
So entwickelte er eine Sammlerleidenschaft, die schon sein Kinderzimmer zum Museum werden ließ. Dass er später die 600 Quadratmeter über dem Kraftwerk in der Trettlachstraße nutzen konnte, ist dem Umstand zu verdanken, dass er 27 Jahre als Maschinist die Turbine betrieb und ihm Kraftwerksbesitzer Johannes Kraus die Räume überließ.
Vor zwei Jahren aber starb Werner Schütz. Mit seiner umfangreichen Sammlung traten seine Frau Margarete und sein Bruder Horst ein wahrlich nicht leichtes Erbe an. "Ja, so ist es", seufzt die 65-Jährige. Mindestens drei Mal in der Woche verbringt sie im Museum - und Abstauben ist nur eine der vielen Pflichten.
Man habe sich natürlich überlegt, wie es weitergehen solle, berichtet Horst Schütz. Aber gemeinsam sei man zu dem Schluss gekommen: "Wir können das Museum nicht einfach schließen." Denn es sei der Wunsch seines Bruders gewesen, die Sammlung nicht aufzulösen. "Es ist sein Lebenswerk", betont Horst Schütz.
Exponate heiß begehrt
Für den Fall, dass die Unterhaltungskosten aber einmal das Spendenaufkommen überschreiten sollten, gebe es mehrere Optionen: Ein gewisser Bestand könnte einem Museum zugehen. Bestimmte Stücke könnten auch an Militaria-Händler verkauft werden. "Es gibt viele Leute, die Interesse an der Sammlung haben", erklärt Horst Schütz.
Aber das ist noch kein Thema.
Man sei zur Zeit noch in der Lage, das Museum am Leben zu erhalten, dank Freunden von Werner Schütz, die "Gewehr bei Fuß stehen", wenn Hilfe erforderlich sei. Dazu gehört Jürgen Zebelein, der als Museumsführer hilft.
Führungen werden nur auf Anmeldung und für bekannte Gruppen durchgeführt: "Wir wollen keine Kriegsverherrlicher oder Leute mit extremer Gesinnung bei uns haben", stellt Horst Schütz unmissverständlich klar.
Heimatverein ist beeindruckt
Der Forchheimer Heimatverein gehört beispielsweise zu jenen Besuchern, die Horst Schütz gerne empfängt. Die Mitglieder sind beeindruckt von der Sammlung.
"Si vis pacem para bellum" (wenn du Frieden willst, rüste zum Krieg) - dies habe er noch in der Schule gelernt, erklärt der frühere städtische Kulturreferent und jetzige Heimatvereinsvorsitzende Dieter George am Ende einer Führung durch das Museum.
Er verweist auf die kulturhistorische Bedeutung der Kriegsgeschichte und betont: "Man darf diese Dinge nicht stigmatisierend sehen."