Die Milcherzeugergemeinschaft Gräfenberger Umland ist 25 Jahre alt. Nun feiert sie ihr Jubiläum in Weingarts. Der Milchpreis war und bleibt das Problem.
Vor 25 Jahren wurde die Milcherzeugergemeinschaft Gräfenberger Umland gegründet. Die Milchpreise, Vertragsprämien und vor allem die Vermarktung waren damals schon Inhalt der Diskussionen und Verhandlungen. Wie können die Landwirte die Milch bestmöglich vermarkten?
Der einzelne Landwirt war zu klein, doch zusammen konnten die Landwirte ihre Produkte attraktiver darstellen. Auch wenn es heute viel weniger Milchbauern gibt, so liefern sie dieselbe Milchmenge. Nur heuer haben sie die Leistung reduziert, indem die Tiere reduziert wurden. Warum der Zusammenschluss notwendig war und wie dieser die Milchwirtschaft verändert hat, erklärt Matthias Tauber, geschäftsführender Vorstand der MEG. Am Donnerstag, 24. November, um 19.30 Uhr feiert die MEG das 25-jährige Jubiläum in
Weingarts im DJK-Sportheim Waldesruh.
Wie sah die Situation für die Milchbauern vor 25 Jahren aus?
Matthias Tauber: Der Zusammenschluss war der Schlusspunkt einer Geschichte, die 35 Jahre zurückgeht. Früher gehörten die Milchbauern zur Bayerischen Milchversorgung. Die Abspaltung war ein Novum. Über 200 Landwirte aus der Umgebung haben sich dann den Albflor-Milchwerken in Simmelsdorf angeschlossen, mit denen es allerdings auch bergab ging. Schließlich ging man eine Beziehung mit Danone ein. Die Gründung der Milcherzeugergemeinschaft war 1991. Der Vertrag lief aus. Seit 2012 liefern wir an die Naabtaler Milchwerke, Privatmolkerei Bechtel in Schwarzenfeld in der Oberpfalz. Der Grünländer Käse wird davon zum Beispiel hergestellt.
Warum war ein Zusammenschluss zu einer Milcherzeugergemeinschaft überhaupt notwendig geworden?
Es war ein gewaltiger Umbruch. Man hatte angeeckt, da das gewohnte System gekündigt wurde und man sich einer anderen Molkerei anschloss. Das war damals ähnlich unvorstellbar wie den Strom- oder Telefonanbieter zu wechseln. Doch damals wurden auch unterschiedliche Preise an die Landwirte innerhalb einer Gemeinschaft bezahlt. Gegen diese unterschiedlichen Auszahlungsmodalitäten wurde geklagt und Albflor musste zurückerstatten. Die Gräfenberger profitierten, erhielten mehrere hunderttausend Mark nachträglich.
Gab es einen Grund für den Wechsel von Danone zu den Naabtaler Milchwerken?
Die gentechnik-freie Milcherzeugung war bei dem Wechsel ein Thema. Danone wollte den Landwirten die Kosten erstatten. Doch die Landwirte wollten mehr als das, da durch die gen-freie Milcherzeugung gute Erträge erwirtschaftet wurden. Bechtel war lukrativer.
Was hat sich durch die Milcherzeugergemeinschaft für die Landwirte verändert?
Die Milcherzeugergemeinschaft ist ständig in Verhandlungen mit den Molkereien. Es gibt eigentlich zwei Modelle. Die Genossenschaften, da gehört die Molkerei den Landwirten und die Landwirte bekommen den Preis, der erwirtschaftet wird. Der müsste eigentlich höher liegen als bei den privaten Molkereien. Doch es ist umgekehrt. Viele private Molkereien wie Danone, Ehrmann oder Müller geben die Preisrichtung vor, an der sich dann die Genossenschaften orientieren. Die Privaten könnten mehr bezahlen, sind aber in der komfortablen Situation, dass die Genossenschaften schlecht aufgestellt sind und nicht mehr an den Landwirt zahlen können.
Aus welchen Ortschaften kommen die Milchbauern, und hat sich deren Anzahl in den vergangenen 25 Jahren verändert?
Über 260 Milchlandwirte waren es 1983 noch. Vor 25 Jahren zählten wir 197 Milchbauern, aktuell sind es noch 64 Milchbauern, die aus dem Umkreis von 30 Kilometern von Gräfenberg kommen. Forchheim, Erlangen-Höchstadt und eine kleine Gruppe aus Höchstadt an der Aisch sind bei der MEG dabei. Es wird aber die gleiche Menge an Milch erzeugt als damals. Die Anzahl der Tiere ist zwar leicht gesunken, aber die Leistung ist mehr geworden. 17,5 Millionen Kilogramm Milch wurde im vergangenen Jahr erzeugt, heuer liegen wir knapp darunter.
Wie und warum wurde die Milchleistung wieder reduziert?
Der Milchpreis war das Problem. Im Sommer kam es zu einem deutlichen Preisverfall, das Tief wurde im Juli erreicht. Als Landwirt kann man den Umsatz einerseits nur stabilisieren, indem man die Milchmenge erhöht. Doch damit erhöhen sich auch die Futterkosten. Es gab zu viel Milch, deshalb wurde die Menge zurückgefahren. Manche Landwirte haben sich dann von schlechteren Tieren getrennt und sich eher für den Schlacht-Erlös als für den Milchpreis entschieden. 2014 hingegen gab es hohe Milchpreise, da wollte der Milchbauer jede Kuh halten und hat auch mehr in ärztliche Behandlungen investiert. Durch die höheren Schlachtzahlen geriet der Fleischpreis unter Druck.
Was ist das Ziel der MEG Gräfenberg und Umgebung?
Wir möchten zunächst aus dem Preistief heraus und die Lieferbeziehungen auf feste Füße stellen. 2016 haben die Betriebe draufbezahlt. Außerdem wollen wir die nächsten 25 Jahre genau so erfolgreich vermarkten, um die nächste Generation zu erhalten. In Bayern gibt es viele Molkereien, Optionen sind also da. Das ist ein Vorteil.