Markt Wiesenttal befürchtet weitere Einschränkungen durch Biotopkartierung

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Blick von der Burgruine Streitburg über das Wiesenttal zur Ruine Neideck Foto: löw
Blick von der Burgruine Streitburg über das Wiesenttal zur Ruine Neideck Foto: löw

Von 46 Quadratkilometern Fläche des Marktes Wiesenttal stehen weite Teile unter Naturschutz. Die Gemeinde befürchtet Auflagen statt Ausgleichszahlungen.

Die Marktgemeinde Wiesenttal will sich in einem Brief an den Bayerischen Umweltminister Thorsten Glauber (FW) wenden. Die neuen Biotopkartierungen betreffen die Kommune noch mehr, von deren Fläche von 46 Quadratkilometern schon weite Teile unter Schutz gestellt sind als FFH-Gebiete (europäische Schutzgebiete nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie), als Naturpark, als Vogel- und als Landschaftsschutzgebiet. So sind, wie Bürgermeister Helmut Taut (FFW) ausführte, beide Hangseiten des sieben Kilometer langen Wiesenttal-Abschnitts der Gemeinde geschützt. Das gleiche gilt für das Aufseßtal.

"Wiesenttal ist ein gebranntes Kind", fasste er zusammen und erinnerte an die Natura-2000-Grenze, die keine Abstände zur vorhandenen Bebauung kennt. Sogar das Gegenteil ist der Fall: Die Dachrinne der Nützelmühle in Draisendorf liegt im Schutzgebiet, weil die Gebäudewand als Grenze herangezogen wurde. Ähnlich schaut es neuerdings bei Gerhard Kraus (BGS) aus. Die Grenze des Biotop-Raums um die Streitburg verläuft mitten durch seinen Garten. Dazu weiß er noch, dass der Baumbestand unterhalb der Burg erst in den letzten Jahrzehnten aufwuchs; vorher war die Fläche frei und wahrscheinlich ein Magerrasen, wie es zu Burgen passt.

Befürchtungen

Bei der neuen Kartierung befürchtet der ganze Marktgemeinderat, dass "heute der Ist-Zustand festgestellt wird und demnächst Auflagen statt Ausgleichszahlungen kommen". Ein Problem der Kommune ist die hohe naturschutzfachliche Bewertung der Flächen insgesamt, so dass bei einem Bauvorhaben viel mehr Quadratmeter Ausgleichsfläche geschaffen werden müssten als im Regnitztal, das einfach zugebaut werde.

"Wir haben nichts gegen Naturschutz", betonte auch Konrad Rosenzweig (CSU), "aber der Mensch muss damit zurechtkommen können." Seine Familie bewirtschaftet seit 1530 denselben Bauernhof in Störnhof. Streuobstwiesen, Aufforstung und Wald sind in der Region Menschenwerk. Hätten die heimischen Landwirte vor 200 oder 300 Jahren nicht reagiert, wäre die Fränkische Schweiz eine öde Landschaft mit Magerrasen und Wacholderheiden.

Die wirtschaftliche Seite

Die wirtschaftliche Seite: Bei Wertberechnungen landwirtschaftlicher Grundstücke wird ein Abschlag gemacht, wenn sie als Biotop erfasst sind. Rosenzweig versteht nicht, warum Orte wie Wiesenttal keine Anerkennung bekommen, weil es bei ihnen schon so viele schützenswerte Flächen gibt, die erhalten werden.

Nahezu absurd kommt ihm die Kartierung bei einer Biogasanlage in seiner Nachbarschaft vor. Just der Randstreifen um das Gelände, den der Betreiber immer wieder als Weg mit seinen Maschinen benutzt, ist als Biotop ausgewiesen. Ein Fehleintrag in der Biotop-Landkarte? Oder ein Fall, dass regelmäßiger menschlicher Eingriff erst bestimmten Pflanzengesellschaften das Aufkommen ermöglicht?

Futter für Wagyu-Rinder

Die Familie von Susanne Braun-Hofmann (CSU) züchtet edle Wagyu-Rinder. Dazu braucht sie gutes Grünfutter. Nur: Im artenreichen Grünland machen sich auch giftige Pflanzen breit wie die Herbstzeitlose oder das Jakobskreuzkraut. Solche Flächen müssen aus dem Futterkreislauf genommen werden. Zum Erhalt als Biotop müssen sie aber trotzdem gemäht werden. "Und was macht man dann mit dem Aufwuchs?", fragte sie.

Ein absoluter Schnellschuss war für Helmut Hofmann (ZUJU) die Reaktion auf das Volksbegehren "Rettet die Bienen". Er befürchtet, dass viele Unterzeichner damit nur ihr schlechtes Gewissen beruhigt hätten, weil sie ihr Grundstück bis zum letzten Quadratmeter zugeplastert haben und Blumen nur mehr in Töpfen hätten.