Zwangspause für Reiterin Nadine Heilmann: Wegen der Pandemie wurden die großen Umzüge im Landkreis untersagt. Weil den Forchheimern der Tag heilig ist, haben sie sich Alternativen überlegt.
Die Umzüge am Martinstag, 11. November, sorgen jedes Jahr für strahlende Kinderaugen: Dann reitet die Figur des Heiligen Martin am Abend durch die Straßen, während Kindergartenkinder ihn mit ihren gebastelten, leuchtenden Laternen begleiten. In Forchheim lockt der Martinsritt jährlich hunderte Besucher in die Innenstadt. Wegen Corona musste die beliebte Tradition heuer abgesagt werden, aber die Veranstalter haben sich kreative Alternativen überlegt, um den Gedenktag dennoch zu feiern.
"Wirklich etwas Außergewöhnliches"
Traurig darüber, dass sie ihr Pferd heuer zum Martinstag nicht satteln kann, ist auch Reiterin Nadine Heilmann. "Die Martinsumzüge sind wirklich etwas Außergewöhnliches - gerade wegen den vielen Kindern", sagt die Heroldsbacherin. Heilmann spielt gemeinsam mit ihrem Wallach Nando in mehreren Landkreisgemeinden den Reiter im roten Mantel auf seinem Ross. "Wenn Nando aus dem Anhänger steigt und die Kinder sieht, ist er sogar ganz stolz. Er liebt es im Mittelpunkt zu stehen", sagt Heilmann. Denn nicht alle Pferde hätten einen so ruhigen und gelassenen Charakter wie der 19-jährige Wallach Nando, der sich perfekt für Martinsumzüge eignet.
Die Reiterin aus Heroldsbach liebt die Tradition schon seit ihrer eigenen Kindheit. Damals hätten nur wenige gedacht, dass einmal eine Frau in die Rolle des Sankt Martin schlüpft. "Die Kinder merken immer mal wieder: Oh, das ist eine Frau! Aber das ist kein Problem", meint die 32-Jährige. Nachdem der Kindergarten in Wimmelbach Heilmann erstmals angefragt hatte, spielt sie bereits seit über zehn Jahren dort den römischen Soldaten, der seinen Mantel mit einem Bettler teilt. "Dadurch dass es im Landkreis nicht viele Pferde wie Nando gibt, die das machen können, hat es sich schnell herumgesprochen", sagt die Reiterin. Auch für die Martinsumzüge in Heroldsbach, Hausen oder Röttenbach schlüpft Heilmann jedes Jahr in ihr Gewand und sattelt ihren Nando.
Vor vier Jahren ritten die beiden das erste Mal zum Martinstag auch durch die Königsstadt. "Gerade Forchheim ist ein wirkliches Highlight, weil es dort zwei- bis dreihundert Besucher sind, mit denen wir gemeinsam durch die Straße ziehen. Da bin auch ich stolz, dass Nando so brav ist. Er blüht da richtig auf." Sowohl die Reiterin als auch ihr Pferd würden sich bereits darauf freuen, wenn sie hoffentlich im kommenden Jahr rund um den 11. November wieder bei den Martinsumzügen mitspielen.
Stationen in der Kirche als Alternative
Wegen der geltenden Corona-Beschränkungen kann der Martinsritt auf dem Forchheimer Rathausplatz am morgigen Mittwoch nicht stattfinden. Auch die Umzüge in Egloffstein und Gößweinstein wurden abgesagt. Die Pfarrei St. Martin in Forchheim hat sich eine Alternative einfallen lassen, um den Gedenktag zu begehen. Am 11. November gibt es in der Martinskirche verteilt verschiedene Stationen zur Geschichte des Heiligen Martin. "Jeder, egal ob jung oder alt, allein oder als Familie ist eingeladen diese Stationen für sich persönlich abzugehen und so die Geschichte der Mantelteilung zu erleben. Die Kinder dürfen natürlich auch gerne eine Laterne mitbringen", teilt die Pfarrei mit. Die Martinskirche wird den ganzen Tag geöffnet sein.
Kolpingsfamilie ruft zum Licht-Teilen auf
"Der Heilige Martin hat auf Menschen geachtet, denen es nicht gut ging. Kinder können auch sehr sensibel sein und merken oft unbewusst, wer ein Lächeln, eine Zuwendung oder ein nettes Wort braucht", betont Maria Weber von der Kolpingsfamilie Forchheim. Die Kolpingsfamilie organisiert jedes Jahr den Martinsritt und will angesichts der Absage, gerade Kinder dazu ermutigen, sich heuer an der Lichtaktion des Kindermissionswerks "Die Sternsinger" zu beteiligen.
Das Motto lautet "Teile dein Licht, so wie der heilige Martin seinen Mantel geteilt hat". Die Kinder sollen ein Licht ans Fenster stellen oder bei einem Spaziergang mit ihren Laternen bei älteren Nachbarn, am Altenheim oder bei den Großeltern am Fenster vorbeilaufen. "Mit dieser Licht-Teilen-Aktion sprechen wir bestimmt viele Kinder an, die gerne auf diese Weise ihr Licht teilen wollen", ist sich Maria Weber sicher.
Kerzen und Gebete für Corona-Leidende
Auch für Erwachsene startete die Kolpingsfamilie eine Lichtaktion: "Wir wollen jeden Freitag eine Kerze ans Fenster stellen und dazu ein Gebet für die Menschen sprechen, die unter Corona leiden, für Menschen die uns helfen bald wieder gesund zu werden und für alle, die mit dieser Situation nicht zurechtkommen", sagt die Vorsitzende der Forchheimer Kolpingsfamilie.
Das Gebet findet sich auch auf ihrer Homepage https://www.kolping-forchheim.de/.