Irritation im Wiesenttal wegen Verein "Mihenk"

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Die ehemalige Jugendherberge in Streitberg war zu einem Sporthotel umgebaut worden. Foto: Josef Hofbauer
Die ehemalige Jugendherberge in Streitberg war zu einem Sporthotel umgebaut worden. Foto: Josef Hofbauer

Eine Verein "Mihenk" zeigt Interesse an der ehemaligen Jugendherberge in Streitberg. Doch es gibt einige Merkwürdigkeiten.

Zwei Bauvoranfragen und ein Bauantrag bildeten den Kern der Sitzung des Marktgemeinderates Wiesenttal. Der Erwerber des Gasthofes "Schwarzer Adler" am Dorfplatz in Streitberg möchte an das bestehende Gebäude einen Bettentrakt in moderner Bauweise auf dem Gelände des bisherigen Biergartens errichten.

"Das war mein Biergarten und mein Wirtshaus", beschrieb Zweiter Bürgermeister Gerhard Kraus (BGS) die Bedeutung der Traditionsgaststätte für den zweitgrößten Ortsteil. Gerade der Biergarten sei auch von den Touristen sehr geschätzt worden, nicht zuletzt von den im Jahr 30 000 Besuchern der nahe gelegenen Binghöhle.

Konrad Rosenzweig (CSU) hält gastronomische Investitionen für den Luftkurort für wichtig. Gleichzeitig sieht er aber auch die dichte Bebauung an dieser Stelle, denkmalgeschützte Gebäude und den historischen Biergarten mit seinen alten Bäumen. Den künftigen Gästen bliebe nicht einmal eine Frühstücksterrasse, wenn wie geplant sechs bis sieben Doppelzimmer angebaut würden, glaubt Rosenzweig.

So sieht es auch Bürgermeister Helmut Taut (FWW), vor allem unter dem Gesichtspunkt Verkehr. Denn es steht die Dorferneuerung in diesen Straßenzügen an; die Pläne der Umgestaltung des Dorfplatzes sehen zugunsten von Brunnen und Grün weniger öffentliche Parkplätze vor.

Wie viele Stellplätze für die Hotelgäste von der Baugenehmigungsbehörde im Landkreis Forchheim gefordert werden, war in der Sitzung nicht bekannt - und auch nicht, wo auf dem Wirtshausareal Stellplätze untergebracht werden könnten.

Der Bauwerber soll sich schon an anderer Stelle in der Fränkischen Schweiz nach einem geeigneten Objekt umgeschaut haben, aber nicht fündig geworden sein. Man möchte ihn im Markt Wiesenttal halten. Deshalb soll sich der Bürgermeister mit ihm zusammensetzen, um eine Alternative zu finden. "Das Bauvorhaben wäre eine Zwangsjacke geworden; wir hätten dem Bauwerber damit keinen Gefallen getan", kommentierte er das Projekt. Einstimmig beschloss der Rat, sein Einvernehmen nicht zu erteilen.

Bisher Sporthotel

Genauso entschied er bei der beantragten Nutzungsänderung für das bisherige Sporthotel Fränkische Schweiz, die ehemalige Jugendherberge in Streitberg. Das große Areal will ein Verein "Mihenk e. V." erwerben, um es künftig als Schüler- und Studentenwohnheim zu nutzen. Dahinter steht nach der Projektdarstellung, die der Bauvoranfrage beigefügt war, eine Elterninitiative, die sich um besser Bildungschancen für Jugendliche mit Migrationshintergrund bemüht. Die Standortwahl ist irritierend, denn der Markt verfügt nur über eine Grundschule. "Wir können das 50 jungen Leuten nicht antun, hier zu leben", meinte Taut im Hinblick auf die Tatsache, dass junge Wiesenttaler zu Ausbildungszwecken den Ort verlassen müssen.

"Nicht übereinstimmend"

Am Tag vor der Ratssitzung hatte der Eigentümer des Sporthotels, Matthias Bugl, die Anlieger zu einer Projektvorstellung eingeladen, an der auch Marktrat Marco Trautner (FWW) teilnahm. Ihm stach ins Auge, dass inhaltlich das dort ausgehändigte Informationspapier nicht mit den Unterlagen für den Rat übereinstimme. "Es unterscheidet sich erheblich", betonte Trautner. Nennt Letzteres typische pädagogische Ziele eines schulunterstützenden Wohnheims oder Internats, spricht der Flyer von einer "Herberge für Jugendliche" und "Bildungsseminaren für einen erweiterten Personenkreis".

Trautner und sein Ratskollege Kraus fragten nach den finanziellen Hintergründen, denn der Verein wurde nach Auskunft der Sprecher erst am Tag vor der Veranstaltung umbenannt. Der Verein, den es laut Kraus "gar nicht gibt", stellte aber bereits am 18. April den Nutzungsänderungsantrag. Im Flyer beruft sich "Mihenk" auf ein Herkommen aus einer Initiative "Gülistan e. V." aus Lauf an der Pegnitz. Unter diesem Namen ist im Handelsregister Nürnberg eine Firma mit Sitz in Lauf eingetragen.

"Uns wird kein reiner Wein eingeschenkt", fasste Konrad Rosenzweig seinen Eindruck zusammen. Denn angeblich hat der Verein nur 20 Mitglieder, will aber finanziell so ausgestattet sein, dass er eine Immobilie, deren Wert sicher siebenstellig ist, erwerben kann. Auch Trautner vermisste hier transparente Antworten.

Kraus ist skeptisch, was ein Heim für "richtige" islamische Lehre bedeuten könne. Hans Heißenstein (WU) betonte ausdrücklich seine persönliche religiöse Toleranz, die jeder Religionsgemeinschaft Ausbildungsstätten zubilligt. Gleichwohl hält er Streitberg nicht für einen geeigneten Standort - mangels islamischen Umfelds. Dafür seien andere Orte in Deutschland viel passender.

Der Marktrat will den Hoteleigentümer weiterhin unterstützen wie vor neun Jahren mit dem Verkauf von 3000 Quadratmetern Grund für Eventscheune und Parkplätze, betonte Taut. Er sieht eine wirtschaftliche Alternative im Interesse von Sozialverbänden, die schon wegen betreuten Wohnens nachgefragt hätten.

Auf dem weiteren Grundstück könnten Häuser für junge Familien gebaut werden. Das wäre auch im Interesse der Nachbarn in dem reinen Wohngebiet.