Getrocknete Zwetschgen: Ein Genuss wie in alten Zeiten

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Eine Zwetschge vor und nach der Trocknung. Fotos: Erlwein
Eine Zwetschge vor und nach der Trocknung. Fotos: Erlwein
Die Zwetschgendarre (l.) von Friedrich Kropfeld steht am Ortseingang von Drosendorf. Als sie in den 80er-Jahren der Flurbereinigung im Weg war, hat er sie abgetragen und neben seinem Bierkeller wieder aufgebaut.
Die Zwetschgendarre (l.) von Friedrich Kropfeld steht am Ortseingang von Drosendorf. Als sie in den 80er-Jahren der Flurbereinigung im Weg war, hat er sie abgetragen und neben seinem Bierkeller wieder aufgebaut.
 
Den Ofen beheizt er mit Wurzelballen. Fotos: Mathias Erlwein
Den Ofen beheizt er mit Wurzelballen.  Fotos: Mathias Erlwein
 
Der große alte fränkische Susbirnbaum von Friedrich Kropfeld hängt voller Früchte.
Der große alte fränkische Susbirnbaum von Friedrich Kropfeld hängt voller Früchte.
 
 
 
 

Friedrich Kropfeld betreibt in Drosendorf eine der letzten Zwetschgendarren des Landkreises. Dort trocknet er Hauszwetschgen und fränkische Susbirnen. Früher wurde das Obst so für den Winter haltbar gemacht.

14 Zwetschgendarren gab es früher in Drosendorf. Das berichten zumindest die ältesten Einwohner des Ortes. Eine Luftbildaufnahme von vor 1924 untermauert diese Aussagen. Auf ihr sind rund um Drosendorf noch zehn Darren genau zu erkennen.

Kein außergewöhnliches Bild zu der Zeit und in dieser Region. Die Zwetschgendarren - heute wie vom Erdboden verschluckt - prägten früher das Landschaftsbild rund um die Dörfer. Sie waren wegen der Brandgefahr meist etwas außerhalb gebaut worden. In den nur etwa drei auf drei Meter großen Häusern aus Holz und Lehm wurde frisch gepflücktes Obst getrocknet, vorwiegend Zwetschgen und Birnen, und damit für die Wintermonate haltbar gemacht. Die Öfen wurden mit Holz oder Wurzelballen beheizt, der Dörrvorgang dauerte ungefähr zwei Tage.
In Drosendorf wird eine der letzten Zwetschgendarren des Landkreises betrieben.
Friedrich Kropfeld hat ein Faible für alles Alte und möchte gerne das Wissen von früher an die heutige Generation weitergeben: "Ich mag halt das alte Zeug, meine Frau sagt immer, ich spinne." Seine Darre sollte eigentlich im Zuge der Flurbereinigung in den 80er-Jahren abgerissen werden. Sie stand der neuen Straßenführung im Weg. Der heute 65-Jährige entschloss sich aber dazu, dass aus dem 18. Jahrhundert stammende Holzhäuschen abzutragen und neben seinem Bierkeller am Ortseingang wieder aufzubauen. "Vom Grundaufbau ist alles gleich, nur ein neues Dach habe darauf errichtet", erklärt Kropfeld.

In der Zeit, wenn die Zwetschgen und Birnen reif an den Bäumen hängen, hat er viel zu tun. Es hängt eine Menge Arbeit daran, die Dörre zu betreiben. Nach und nach hat er sich das Wissen selbst angeeignet. Die Temperatur beim Dörrvorgang darf keinesfalls über 45 Grad steigen, sonst platzen die Früchte auf. "Pfeifer" werden solche Missgeschicke genannt.

Er trocknet für sich selbst nur die alten Sorten, Hauszwetschgen und Susbirnen. "Die sind am besten dafür geeignet, es lässt sich nicht alles trocknen", erklärt der Nostalgiker und zeigt stolz seinen weit über 100 Jahre alten Baum, der proppevoll mit der kleinen fränkischen Birnensorte hängt. Der Dörrvorgang dauert bei ihm zwischen vier und sechs Tage, verdient ist dabei nichts. Die gedörrten Früchte spendet er der Pfarrei, die diese am Eggolsheimer Weihnachtsmarkt verkauft.

Bei einem Geschmackstest der getrockneten Zwetschgen ist man überrascht, wie das fruchtig-süße Aroma erhalten geblieben ist. Doch einfach reinbeißen ist falsch, klärt der Experte auf. Die Zwetschgen werden im Mund erst etwas gelutscht, die erst etwas zähe, kaugummiartige Masse löst sich so langsam von Kern und kann dann gegessen werden. Ein wirklicher Genuss, den man so beim Anblick der verschrumpelten Frucht gar nicht erwartet. "Außerdem sind alle Vitamine noch drin", merkt Friedrich Kropfeld an. Er kennt außer seiner Zwetschgendarre nur noch eine im Landkreis, die noch genutzt wird. Sie steht in der Ortsmitte von Schnaid in der Gemeinde Hallerndorf und gehört Bernhard Roppelt.

Weiter in der fränkischen Schweiz, in der Marktgemeinde Wiesenttal, wurde das Obst neben den Backöfen getrocknet, ergänzt der Vorsitzende des Fränkische-Schweiz-Vereins, Paul Pöhlmann. Es gab extra Vorrichtungen dafür, reine Zwetschgendarren gab es in der "inneren Fränkischen Schweiz" nach seiner Kenntnis eigentlich nicht.