Ein dritter Aspekt der Namensumbenennung: Die Romantiker sind "schuld" am neuen Namen. Sandra Kühnert schreibt in ihrer Hausarbeit für das Lehramt: "Die Bezeichnung Fränkische Schweiz ist das Ergebnis der deutschen Romantik. Sie wurde aus der poetischen Geografie in die offizielle Geografie übernommen."
Sie übernimmt damit Gustav Voits Einschätzung (im Buch: Vom Land im Gebürg), der meint: "Die Muggendorfer Gegend wäre nie eine Fränkische Schweiz geworden, hätten nicht die Romantiker inzwischen von der Landschaft Besitz genommen." Voit bezieht sich dabei auf Anton Sterzl und Emil Bauer, die in ihrem Fränkische-Schweiz-Führer von 1976 zu der Erkenntnis gekommen sind, dass "die Fränkische Schweiz gewissermaßen von Unten (Höhlen) romantisiert worden ist".
Das Gebiet erweitert
Ein vierter Aspekt geht mit der Vergrößerung des Gebietes einher. Bei Rosenmüllers Reiseführer von 1804 war die Welt noch in Ordnung. Er befasste sich fast nur mit den Höhlen um Muggendorf, obgleich er schon Ausflüge bis zur Burg Rabeneck, zur "Weschenfelder Höhle" (Förstershöhle bei Zeubach) und bis nach der Burg Rabenstein und der dortigen, heute als Sophienhöhle bekannten unterirdischen Gruft unternahm. 1807, mit dem Reiseführer von Fick, kam man schon bis ins Aufseßtal, nach Wüstenstein, besichtigte die "Gärten vom Rittersitz Greifenstein", Hollfeld, Fantaisie und Bayreuth.
Und Ernst Moritz Arndt meinte 1851 zusammenfassend: "Die fränkische Schweiz, so hat man (die Gegend) wegen seiner romantischen Formen den Theil Frankens genannt, welcher zwischen Bamberg, Bayreuth und Nürnberg liegt."
Der Erlanger Sprachwissenschaftler Helmut Weinacht sagte in einem Vortrag in Schloss Thurnau einmal: "Wenn in Franken ein Landstrich als Schweiz bezeichnet wird, handelt es sich um einen Übernamen, einen zusätzlichen Namen für einen Raum, der vorher schon einen anderen historisch gewachsenen Namen getragen hat." Er sagte weiter: "Für die Entstehung des Schweiz-Namens ist wohl das Gefühl für das romantische Ganze wichtig, aber nicht das Vorhandensein eines Ensembles von Hochalpen, Felsen genügen hier schon."
Weinacht meinte zudem, dass sich "der damit angesprochene Raum ausweitet", also größer wird. Schließlich kommt der Sprachwissenschaftler zu dem Ergebnis, dass sich der Begriff Fränkische Schweiz durchaus vom Vergleich mit der Schweiz ableiten lässt. "Weil wir mit den Schweiz-Namen Positives assoziieren: Weil sie überhöhen, weil sie etwas Schönes noch schöner machen."
Folglich ist der Begriff eine Mischung aus romantischer Landschaft, Vergrößerung des Gebietes und Schweizerischer Überhöhung.
Apropos Schweiz: Im Frühjahr 1992 bekam der damalige Forchheimer Landrat Otto Ammon (CSU) und Chef der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz ein Schreiben des Schweizer Verkehrsbüros aus München auf den Tisch, in dem die Erstellung einer Steinskulptur vor dem Berner Bundeshaus mit Steinen aus allen fünf Kontinenten angekündigt wurde; ein Stein aus der Fränkischen Schweiz und einer aus dem Partnerlandkreis Pirna (heute Sächsische Schweiz) sollten dazu gehören. So kam es, dass am 10. August 1992 vor dem Landratsamt in Ebermannstadt die feierliche Übergabe der Steine an den Schweizer Generalkonsul Paul Studer und den Chef des Schweizer Fremdenverkehrsamtes, Walter Leu, stattfand. Mit der Enthüllung eines Wegweisers in die Schweiz (419 Kilometer) wurde die Steinübergabe dokumentiert.
Hintergrund der Aktion war eine Marketingstudie aus den 70er Jahren, überarbeitet in den 90er Jahren, in der festgestellt worden war, dass es weltweit 192 Mal den Zusatz Schweiz im Regionsnamen gibt, darunter allein 67 Mal in Deutschland.