Die Gräfenberger halten ihr Bad am Leben. Leicht ist es nicht, der Sanierungsstau vieler fränkischer Einrichtungen ist zu hoch. Im Kampf gegen das Bädersterben setzen Bürger auf Selbsthilfe. Und hoffen auf Geld vom Staat.
Peter Kraus wird plötzlich ernst. "Wenn unser Bad wieder schließen müsste, würde hier etwas wegbrechen", sagt der 57-Jährige. Sogleich hellt sich seine Miene aber auf: "Das Bad läuft, wir sind auf einem guten Weg." Seit drei Jahren arbeitet der geborene Fürther als Bademeister im Schmuckstück des Städtchens Gräfenberg (Landkreis Forchheim). "Jeder kennt hier jeden, es ist wie eine Familie", sagt Kraus, während er seinen Blick über die 50-Meter-Bahn schweifen lässt. Trotz massiver Probleme in den vergangenen Jahren sieht es zumindest für diese Saison wieder gut aus:
Am 11. Mai will der Bademeister die Türen für "seine Gäste" öffnen.
Die Gräfenberger schauten schon einmal einen Sommer lang in die Röhre. 2016 war das. Das Gesundheitsamt hatte das 1938 gebaute Bad wegen technischer Mängel geschlossen. Deren Beseitigung wurde des Geldes wegen jahrelang aufgeschoben. Als das Bad schloss, konnte auch die Stadtverwaltung nicht mehr anders und musste das teure Langzeitprojekt "Schwimmbad" angehen. Mit Erfolg: Jürgen Nekolla, seit 2014 Chef im Rathaus, hat es geschafft, unter großen Mühen etwa 200 000 Euro aus dem städtischen Haushalt zu kratzen.
Hoher Sanierungsstau
Klamme Rathauskassen, chronisches Draufzahlgeschäft, zu wenig Unterstützung: Seit Jahren kämpfen Kommunen in ganz Deutschland um den Erhalt ihrer Badeanstalten. Laut einer Erhebung aus dem Jahr 2018 waren alleine in Franken 156 Bäder teils dringend sanierungsbedürftig, davon stufte die Staatsregierung 23 sogar als "von Schließung bedroht" ein. Die meisten sind in die Jahre gekommen, dringende Sanierungen vielerorts auf langer Bank liegen geblieben. Schätzungen zufolge beläuft sich der Sanierungsstau bayernweit auf mehr als eine Milliarde Euro.
Um Bedarfe in Bayern zu erkennen, ist 2018 Jahr eine Arbeitsgruppe entstanden, bestehend aus verschiedenen Ministerien und kommunalen Spitzenverbänden. Die hat ihre Arbeit beendet, im Moment wird der Abschlussbericht erarbeitet. Für den aktuellen Doppelhaushalt sind im Rahmen eines Sonderprogramms zur Sanierungs-Förderung 40 Millionen Euro vorgesehen. Die genaue Höhe und welche Bäder zum Zug kommen werden, könne man erst im Sommer sagen, wenn der Landtag den Haushalt genehmigt hat, teilt das Bauministerium auf Anfrage mit.
Erwartungsvoll werden Kommunen wie Ludwigsstadt, Hiltpoltstein und Triefenstein (siehe unten), deren Bäder auf der Kippe stehen, in den kommenden Wochen nach München blicken. Johann Kronauer vom bayerischen Städtetag wirkt weniger optimistisch. "Wir sehen die Mittelausstattung skeptisch", sagt er. "Das Geld reicht nicht aus. Wir brauchen eine substanzielle Förderung, um flächendeckend sanieren zu können." Zumal in diesem Jahr voraussichtlich noch kein Cent der angedachten 20 Millionen Euro fließen wird. "Die Kommunen leisten einen wertvollen Beitrag, um ihre Bäder zu erhalten. Der Staat ist gefordert, sie zu unterstützen", sagt Kronauer.
Fördertöpfe stehen nicht nur in München bereit. Mit 300 Millionen Euro fördert der Bund aktuell Kommunen, darunter sind die Bäder im mittelfränkischen Allersberg und Bischofsgrün bei Bayreuth. Gräfenberg geht wieder leer aus. Also Status quo: Wie in vielen anderen Bädern halten Fördervereine und couragierte Gäste den Betrieb am Leben, kaufen Liegen, helfen an der Kasse aus. Steht eine größere Investition an, geht es an die Existenz.