Ihr "Hauptproblem" seit drei Jahren sei der Müll: "100 gelbe Säcke liegen vier Wochen rum, bis sie abgeholt werden. Und nachts kommt der Fuchs und reißt sie auf." Schindler-Keller-Besitzer Hans Schmitt beklagt: Die Stadt habe seinen Antrag, einen Müllcontainer zu bauen, abgelehnt; auch der Bau von Toilettenanlagen komme nicht voran. "Der Grund und Boden gehört der Stadt", sagt Schmitt. "Ich mache nichts mehr, bevor andere Sachen nicht geklärt sind", sagt er in Anspielung auf die Besitzverhältnisse.
Brauer Johann Modschiedler, dessen Familie seit 1880 das Erbbaurecht am Schaufel- und am Rappenkeller hat, findet es kleinlich, dass das Landratsamt auf Fettabscheider besteht. "Im Landkreis Bamberg gibt es das nicht." Modschiedler betreibt weitere fünf Keller in Bamberg und Nürnberg. "Durch Corona fehlen mir 60 Prozent Umsatz in der Brauerei." Sein Motto laute leben und leben lassen - daher habe er den Pächtern seiner Forchheimer Keller die Pacht erlassen.
Susanne Herzing vermisst im Kellerwald die Betriebsamkeit. Nur 7 der 24 Keller hätten aktuell offen. Herzing und ihr Kompagnon Philipp Dimter betreiben den Greifkeller. "Wir persönlich sind sehr zufrieden, zur Zeit ist es wie ein kleines Annafest", sagt Dimter. "Auch das mit dem Abstand passt, das macht die Keller schöner."
Nicht für Richard Muß, den Besitzer des Winterbauer-Kellers. Seine Schankflächen sind nicht so weitläufig wie am Greifkeller. Pächter Matthias Muß (der Sohn des Besitzers) versuchte, Gäste durch eine Musikveranstaltung zu locken. Doch das bekam er wegen der Corona-Auflagen nicht durch.
300 Prozent Gebührensteigerung
Was die Erbpächter am häufigsten zu beklagen haben: die nicht geregelte Müllentsorgung; die fehlenden Parkplätze; die hohen Gebühren, die laut Ignaz Schneider seit 2016 um 300 Prozent gestiegen seien; den unzureichenden Wegebau, der beispielsweise die Hebendanz-Pächter zum Schlamm-Schaufeln zwingt. Christoph Kauer, der unter anderem den Kaiser-Keller gepachtet hat, vermisst insgesamt ein besseres "Erscheinungsbild": Ein Parcours aus Tafeln sollte über die Keller informieren: "Der Gast muss sich mitgenommen fühlen."
Meinung des Autors:
Ein "ganzheitliches Kellerwald-Konzept" hatte schon Bürgermeister Franz Streit (CSU) im Blick. Jetzt sitzt Udo Schönfelder (CSU) auf dem Annafest-Bürgermeister-Sessel und hat begonnen, sich an der Vorstellung der "Ganzheitlichkeit" abzuarbeiten. Der Plan, eine einheitliche Ordnung und letztlich eine Sanierungssatzung durchzusetzen, ist extrem ehrgeizig. Denn schon die traditionelle Einteilung in obere und untere Keller zeigt, dass hier in einem Wald zwei Welten existieren. Oben haben die Wirte keine Parkplätze und sind damit vom Strom der Gäste, die außerhalb des Annafestes erwartet werden, abgeschnitten. Wer sich unter den Keller-Besitzern und Pächtern umhört, kann sich gut vorstellen, warum das ganzheitliche Kellerwald-Konzept seit Jahren kaum fortgeschrieben werden konnte: Die Besitzverhältnisse sind so wirr, dass niemand bereit ist, groß zu investieren. Einig sind sich die Wirte eigentlich nur im Ruf nach der Stadt Forchheim. Tenor: Die Stadt beteilige sich zu wenig an den Sanierungen. "Ich mache nichts mehr, bevor andere Sachen nicht geklärt sind." Diese Aussage eines Wirtes ist in Varianten immer wieder zu hören. Die von Bürgermeister Schönfelder erhoffte Allianz der Willigen ist noch nicht in Sicht. Bislang gibt es nur die Allianz der Zahlungsunwilligen.