Forchheim kämpft um die Anerkennung als Oberzentrum, dürfte aber kaum Chancen haben. Auch anderen Kommunen gibt das Programm des Ministeriums Rätsel auf.
Die Stadt Forchheim strebt nach Höherem. Der Wunsch, als Oberzentrum eingestuft zu werden, ist nicht neu: Schon im Jahr 2005 verwiesen die Forchheimer auf ihre "vielen Firmen", auf ihr neues Klinikum oder auf die um 14 Prozent gestiegenen Übernachtungszahlen (auf 33.623). Doch das Bayerische Wirtschaftsministerium beeindruckte das nicht. Im Landesentwicklungsprogramm (LEP) blieb die Selbsteinschätzung der Forchheimer ohne Konsequenz.
Jetzt ein erneuter Anlauf. Das Wirtschaftsministerium schreibt das LEP fort. Gestern war Abgabetermin für die Bewerber. Wird die Stadt Forchheim nun doch noch Oberzentrum? Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) ist optimistisch: "Wenn Wunsiedel Oberzentrum sein kann, warum dann nicht auch Forchheim?" Natürlich sahen es die Stadträte genauso, als sie sich vergangene Woche geschlossen hinter die Bewerbung stellten.
Günther Denzler will den Forchheimern ihren Optimismus nicht nehmen. Doch wer dem Bamberger Landrat und Vorsitzenden des Regionalen Planungsverbandes zuhört, ahnt, was kommen wird: "Sag niemals nie, man weiß nicht, was der Staatsregierung in ihrer Weisheit einfällt", kommentiert Günther Denzler die Forchheimer Bewerbung.
Schwammige Formulierungen mindern Chancen
"Hat man das Zeug dazu?", fragt Eggolsheims Bürgermeister Claus Schwarzmann und lässt anklingen, wie dürftig die Chancen der Forchheimer angesichts der "schwammigen Formulierungen" im LEP sind. Schwarzmann reagierte "sehr ungehalten" auf die Vorgaben des Wirtschaftsministeriums: "Früher war klar definiert, um was es im Landesentwicklungsprogramm ging, jetzt ist das alles abgeschafft, es wird nicht mehr viel differenziert."
Schwarzmann spricht von einer "Nivellierung des Systems". Von den sieben Kategorien im LEP sind drei übrig geblieben. Die Auswirkung dieser Vereinfachung trifft auch seine Gemeinde: Eggolsheim werde vom Klein- zum Grundzentrum. Damit sei die Gemeinde auf einer Stufe mit Hausen oder Igensdorf, "obwohl wir eine zentralörtliche Funktion für das Umland haben", wundert sich Clasus Schwarzmann.
Als "hinten und vorne nicht ausgegoren", kritisiert Günther Denzler das LEP. Die regionalen Planungsverbände sorgten schon dafür, dass "der Egoismus nicht noch größer wird", sagt Denzler. Daher hält er das Orogramm aus dem Hause des Wirtschaftsministeriums für überflüssig: "Das ist das letzte Überbleibsel einer Planwirtschaft."
Klar definierte Kriterien wären nötig
Wenn man schon Zentralorte definiere, "dann braucht man auch klare Kriterien", wettert Denzler. Stattdessen gebe es nun "alle mögliche Oberzentren", sagt der Bamberger Landrat: "Wunsiedel ein Oberzentrum, das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen."
Das Beispiel Wunsiedel hat auch Viktor Naumann vor Augen. Als Wirtschaftsförderer im Mittelzentrum Forchheim hat er das Bewerbungsschreiben ausgearbeitet, das seine Stadt voranbringen soll. Gerade weil es Beispiele wie Wunsiedel und Neumarkt gebe, könne auch Forchheim dort landen. "Wichtig ist für uns, dass mit gleichem Maß gemessen wird", sagt Naumann. Und bedauert, dass die "Einordnungen sehr schwammig" sei und dass es "keine To-do-Liste" gebe, die eine verlässliche Einschätzung ermögliche. "Wir erfüllen viele überregionale Aufgaben in der Versorgung und der Wettbewerb ist in Forchheim sehr gut." Spätestens seit der Eröffnung der Klinik im Jahr 2005 müsste Forchheim höher gestuft werden.
Noch ehe die Einstufung endgültig entschieden ist, laufen beim Ministerium die Proteste ein. Zu den Unterzeichnern gehört auch Günther Denzler: "Das System der zentralen Orte muss grundlegend überarbeitet werden." Es könne nicht angehen, dass der Landkreis Bamberg als einziger kein einziges Mittelzentrum hat." Und auch die Verdichtungsräume seien unlogisch definiert, sagt Denzler: So sehe das Ministerium im ganzen Landkreis Bayreuth einen "besonderen Handlungsbedarf", während vergleichbare Orte wie Gößweinstein leer ausgingen, nur weil sie im Nachbarlandkreis liegen.
Franz Josef Kraus gewinnt
Mit Ebermannstadt gibt es immerhin einen LEP-Gewinner in der Region. Bisher war die Stadt als "mögliches Mittelzentrum" eingestuft. "Da diese Kategorie entfällt, sind wir jetzt Mittelzentrum - und damit auf einer Stufe mit Forchheim", freut sich Bürgermeister Franz Josef Kraus. Und ist zugleich erstaunt über manche Einstufung: "Dass Hollfeld Mittelzentrum werden soll, hat mich gewundert."
Mit der Höherstufung im LEP verbindet Bürgermeister Kraus "Entwicklungsgarantien". Wenn es beispielsweise um den Neubau von öffentlichen Einrichtungen gehe, werde Ebermannstadt fortan in Konkurrenz zu den vielen Grundzentren die Nase vorne haben. Kraus: "Wir werden weiterentwickelt."
Forchheims etwas verschlafener Ortsteil Kersbach soll laut Standard & Poors vom Grundzentrum sogar zum mittleren Oberunterzentrum hochgestuft werden.
Über die Raiting-Agenturen wird hergezogen und hier freuen sich Provinzbürgermeister und Politiker das sie von irgend welchen dubiosen Bewertern auf eine Stufe mit der "Königsstadt" Forchheim gestuft werden.
Ebermannstadt soll bald auch zur Metropolregion Trainmeusel gehören. Dann geht es noch mehr aufwärts.
Wunsiedel ist die einzige Stadt in einem großen, dunklen Wald und hat darum eine Zentrumsfunktion. Forchheim ist ein Kaff zwischen Erlangen und Bamberg. Würde Forchheim in Ostfriesland liegen hätte es bessere Chancen.
... ist es tatsächlich so. Forchheim hat in der Gebietsreform vor 40 Jahren nicht umsonst seinen Status als Kreisfreie Stadt verloren. Man hat zwar ein Krankenhaus - aber nicht ganz einfache Fälle werden in Erlangen behadelt und was sind schon 34.000 Übernachtungen im Jahr.
Wie Sie darauf kommen, daß Wunsiedel in einem dunklen Wald liegt, ist mir schleierhaft. Man muß von uns aus zwar durch einen solchen fahren, um dorthin zu kommen, aber Wunsiedel selbst liegt in einem sanften, offenen Hügelland. Mit der Zentrumsfunktion ist es auch nicht so weit her. Die hat Wunsiedel weitgehend an Marktredwitz abgetreten.