Feuerwehrgeschichte: Feuer löschen oder Strafe zahlen

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Die Handspritze von 1909 der Gößmannsberger Freiwilligen Feuerwehr beim Erntedankfest in Muggendorf zeigt, mit welchen Mitteln man früher löschte. Da war noch pure Handarbeit gefragt.
Die Handspritze von 1909 der Gößmannsberger Freiwilligen Feuerwehr beim Erntedankfest in Muggendorf zeigt, mit welchen Mitteln man früher löschte. Da war noch pure Handarbeit gefragt.
 

Vor 125 Jahren gab es eine Welle von Gründungen - deswegen feiern einige Feuerwehren in der Region dieses Jahr das 125-jährige Jubiläum. Regelungen, wie ein Feuer zu löschen ist, gibt es allerdings schon viel länger: Ein Blick in die Geschichte des Feuerlöschwesens in der Fränkischen Schweiz.

In diesem Jahr feiern noch einige freiwillige Feuerwehren der Region das 125-jährige Vereinsbestehen und freuen sich, dass die Zahl der Feuersbrünste so niedrig ist, wie nie zuvor in der Geschichte und dass die Mittel der Feuerbekämpfung so ausgereift und vielfältig und menschenschonend ausgelegt sind. Die wenigsten denken beim Feiern daran, wie schwierig das früher war mit dem Feuerlöschen.

Ein Feuer im Ort zu löschen war schon immer ein großes Thema, nicht nur für die berufsmäßigen Feuerwehrleute wie Nachtwächter, Türmer oder Feuerwächter, wie sie Großstädte im Mittelalter hatten. Und das zu Recht: Mit Stroh und Holzschindeln gedeckte Häuser, die Fachwerkbauten eng aneinandergereiht in schmalen Gassen - das waren und sind Brutstätten großer Feuer. Wenn es mal brannte, dann richtig.
Und oft fiel ein ganzer Straßenzug, sogar ganze Ortschaften dem Feuer zum Opfer, weil es damals eben noch keine Feuerlöschautos gab. 1684 in Lindenhardt zum Beispiel, als das ganze Dorf bis auf fünf Häuser zerstört wurde, oder im Jahre 1700, als in Affalterthal neun Wohnhäuser und zehn Stadel einer Feuersbrunst zum Opfer fielen. In Nürnberg gab es deshalb schon 1449 ein "Feuerbüchl", in dem geregelt war, wie sich die Bürger bei Feuer zu verhalten hatten.

Darin heißt es unter anderem: "Und wenn Feuer aufgeht, so sollen von Stunde an dazu kommen die gemeynen Frauen, alle Ableger, Schröter, die Knecht in der Waag und die sechzehn Zimmerleute und acht Mauerer, die alle Meister und benennt und zu Löschmeistern darüber gesetzt sein. Jeder mit seinem Zeug, auch alle Bader, ihr jeder mit seinem Gesinde und seinen Kübeln und Schefflachen, und dazu gewerblich alle helfen, arbeiten und gehorsam sein, damit solch Feuer gedämmt wird". Das heißt, fast jeder, der gesund und dazu fähig war, musste das Feuer mit bekämpfen. Damit nicht genug. Um das Feuer schnell bekämpfen zu können, gab es Geld für die ersten Wasserlieferanten: "Und wer die erste Fuhre Wassers zu dem Feuer bringt, heißt es in dem "Feuerbüchl" weiter, dem soll man ein Pfund Haller (umgerechnet wären das heute 7200 Euro) geben, und welcher die andere Fuhre bringt, der soll haben 60 Pfennig (rund 1800 Euro) und der die dritte Fuhre bringt, 30 Pfennig".


Erste Handpumpe

1602 kauften die Nürnberger Stadtoberen das erste "Spritzwerk", mit dem durch Handpumpen Druck erzeugt und das Wasser durch den Schlauch gezielt auf das Feuer "geschleudert" wurde. Damit wurde die bis dahin gepflegte Löschart, eine Menschenkette zu bilden, die die mit Wasser gefüllte Ledereimer von der Wasserstelle zum Feuer weiterreicht, überflüssig. 1793 gab es schon Feuerlöschordnungen, die die Löschmannschaften in Kompanien einteilten. Jeder Kompanie stand demnach ein "zum Feuer verordneter Ratsherr" vor. 1801 wurden die ersten Hanfschläuche angeschafft, da erkannt wurde, dass die ledernen Schläuche nicht die gewünschte Lebensdauer hatten.

Wer im Mittelalter nicht half, das Feuer zu löschen, musste saftige Strafen zahlen. Im Waischenfelder Polizeistrafrecht von 1500 heißt es: "Wer sich spart (=schont) und nicht dem Feuer zulauft mit seinem Zeug, der zum Feuer gehört, der ist verfallen 2 Pfund Haller". Umgerechnet sind das rund 14 000 Euro. Genauso hoch war die Strafe, wenn im eigenen Haus das Feuer ausgebrochen ist. Die Strafe verdoppelte sich, wenn nicht der Eigentümer selbst als erster den Alarm auslöste, sondern der Nachbar oder der Nachtwächter.


Die Feuerwehr ist auch ein Stück Demokratiegeschichte

In Deutschland sind viele Feuerwehren in der Zeit um das Jahr 1848 entstanden, so das Onlinelexikon Wikipedia. Durch Hinwendung zu einem Staat mit demokratischer Mitwirkung der Bevölkerung legte man einen wesentlichen Grundstein für die Gründung freiwilliger Feuerwehren.

Einen weiteren wichtigen Grund nennt Anton Scheibmeier, der 1860 erstmals die Grundlagen für die Neugründung von Freiwilligen Feuerwehren festlegte: "Die in unserer Gegenwart immer größer werdende Nachlässigkeit und Theilnamslosigkeit in Feuergefahr, bedingt durch die Tatsache, dass immer mehr Hausbesitzer im Abschluss einer Assekuranz (Feuerversicherung) mehr Sicherheit für ihr Hab und Gut sehen als im Feuerlöschwesen. Half früher jeder Gesunde mit, wenn es galt einen Brand zu bekämpfen, so gleicht die Brandstätte heute einem Jahrmarkt", beklagt sich Scheibmeier in seinem Buch und fordert deshalb die Einrichtung von "freiwilligen, militärisch-disciplinirten Feuerwehren".

Begünstigt wird dieses Ansinnen durch den Bayerischen König höchstselbst, der mit feuerpolizeilichen Verordnungen die Brandgefahren zu mindern suchte. So durch das Verbot der Strohdächer und Ziegeln aus Holz oder durch strenge Vorschriften bezüglich des Kaminbaues. "Alle Kamine ohne Ausnahme müssen von Ziegelsteinen feuerfest aufgeführt seyn" hieß es schon 1825 in einer Polizeiverordnung.

"Auf Gemäuer gesetzet"

Durch die gesetzlich vorgeschriebene Erstellung von Bauplänen, bei denen dem Feuerschutz die höchste Priorität galt, wurde ebenfalls aktiver Brandschutz propagiert. Ergänzende "Feuerverordnungen" der Kommunen halfen dabei. Da heißt es zum Beispiel in der Bamberger Feuerverordnung von 1793: "Alle Feuerherde und Aschekästen müssen auf Gemäuer gesetzet werden und überhaupt müssen alle Stellen an denen gefeuert wird als Küchen, Waschküchen, Öfen und andere dergleichen Orte mit gebrannten oder steinernen Platten ganz belegt seyn".


Feuerwehr-Jubilare

In diesem Jahr können laut dem Verzeichnis der baye-
rischen Feuerwehren von 1909 noch weitere Feuerwehren den 125. Geburtstag feiern: Seelig, Affalterthal und Kleingesee.

Diese Jubiläen hinter sich gebracht haben bereits die Freiwilligen Feuerwehren von Niedermirsberg, Pautzfeld, Obertrubach, Thurn und Bärnfels.