Der heute 96-jährige Weltkriegsteilnehmer Karl Sägner in Stücht erinnert sich noch gut an den Russlandfeldzug. Er geriet in russische Kriegsgefangenschaft.
"Er hat wirklich viel erlebt und ist noch einer der wenigen Weltkriegszeitzeugen in der Region", sagt Peter Hertling, Vorsitzender des Soldaten- und Kameradschaftsvereins Aufseß und Umgebung, als er das 96-jährige Vereinsmitglied Karl Sägner in Stücht besucht. Dieser sitzt in der warmen Stube. Karl Sägner hatte während des Zweiten Weltkriegs am Russlandfeldzug teilgenommen. Da war er fast erfroren: "Wir hatten ja auch nur Sommerkleidung dabei."
Sägner ist in Waldtal in Ostpreußen geboren. Seine Mutter starb früh. Da der Junge nicht mit seiner Stiefmutter zurechtkam, kam er auf das Anwesen des Großvaters und half in der Landwirtschaft. Mit 17 fing er bei den Schichau-Werken in Königsberg an, zu arbeiten. "Noch während ich in der Werft arbeitete, kam ich im Februar 1942 zur Wehrmacht zur Grundausbildung. Da habe ich dann scharfschießen gelernt", erinnert sich Sägner, der bei der 68. Infanteriedivision eingesetzt wurde.
Durch Granatsplitter verletzt
Im Juli 1942 ging es dann in Richtung Stalingrad. "Unterwegs haben sie uns einfach abgeladen und haben uns Melonen gegeben. Die kannten wir ja nicht. Da haben wir reingehauen und Durchfall bekommen", erzählt er. Trotzdem ging es dann zu Fuß weiter. "Im Winter 1943 wären wir fast verhungert und erfroren. Wir hatten ja den Auftrag, den Kessel um Stalingrad zu sprengen", erzählt Sägner.
Doch soweit kamen die Soldaten nicht: Sie mussten wieder umkehren. "Unter den Russen gab es gute Leute. Die haben uns Essen an die Strecke gestellt", erinnert sich der Kriegsveteran und berichtet, dass er "für die Nachrichten" zuständig war. Damit die Truppen miteinander kommunizieren konnten, gab es Feldtelefone mit einem Drehmechanismus. "Wir haben Funkapparate auf dem Rücken getragen und mussten die Kabel ziehen. Erst waren wir sechs Kameraden, später war ich alleine", erzählt Karl Sägner und erinnert sich, dass seine Einheit immer wieder in Scharmützel geraten ist.
Am 20. April 1945 war er bei Prag auf Störungssuche, als eine Granate geworfen wurde. Ein Splitter verletzte ihn am Unterschenkel. "Meine Kameraden haben mich gesucht und in Sicherheit gebracht. Und sie haben den Splitter rausgezogen", erinnert sich Karl Sägner und berichtet, dass es jede Nacht Krawall gegeben habe. Dann kam er ins Lazarett nach Zwickau. Im September musste dieses jedoch geräumt werden.
In russischer Gefangenschaft
"Die Tschechen waren sehr deutschfeindlich. Die meinten bei der Räumung, dass diejenigen, die nicht laufen können, erschossen werden. Aber da kamen die Russen, und die haben uns nicht angefasst", erzählt Sägner. So geriet er in russische Kriegsgefangenschaft.
Im Juli 1945 wurde er entlassen. Zum Glück hatte er Georg Drummer aus Neudorf bei Heiligenstadt kennengelernt, denn nach Polen zurück konnte er nicht mehr. "Wir haben uns von Bauern erklären lassen, wie man durchkommt. Dann ging es über die Grenze, wo wir amerikanische Soldaten trafen, die uns mit nach Bayreuth nahmen. Ab hier kannte sich Drummer aus, und die beiden machten sich auf den Weg nach Neudorf. "Ich konnte bei ihm wohnen und hab' dann gegenüber beim Georg Hohe als Knecht gearbeitet", berichtet Karl Sägner.