Eine Neunkirchnerin will das Schafkopfen retten

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Symbolfoto: epd
Symbolfoto: epd
Ute Härtl
Ute Härtl
 

Das traditionelle Kartenspiel Schafskopf hat fränkische Wurzeln. Doch wird es auch hier immer seltener gespielt. Einige Unverzagte wollen sich damit nicht abfinden und tun das Ihre, um die Oberfranken wieder für das Schafkopfen zu gewinnen.

Es ist ein seltsames und doch süchtig machendes, faszinierendes Kartenspiel, bei dem der Eichel-Ober der höchste Geier ist. Bei dem mehrere Unter für einen Wenz tauglich sind, ein Spiel, bei dem der grünen Ass zur "auf die Blaue" wird, die Schellen Sau in Odelmannsquatschn umbenannt und die Neun zum Nixer wird.
Schafkopf, so nennt sich diese angeblich urbayerische Spieltradition. In Wahrheit aber wurde dieses Spiel zuerst in Franken gekartelt. Es ist urkundlich nachgewiesen, dass das erste dokumentierte Schafkopf nach bayerischen Regeln 1849 in Gräfenberg gespielt wurde.

Belebte Tradition

"Hier wird es aber nur noch sporadisch gespielt", sagt Irene Brehmer-Stockum, die Chefin der Brauerei Lindenbräu in Gräfenberg. Einen festen Stammtisch gibt es im Lindenbräu schon länger nicht mehr.

Das scheint inzwischen auch in anderen fränkischen Orten der Fall zu sein. Die Konsequenz ist, dass auf diese Weise eine alte Tradition nach und nach verschwindet. Noch aber gibt es einige Unverzagte, für die Aufgeben nicht infrage kommt. Um die Schafkopf-Tradition zu beleben, hat der Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr im Pottensteiner Ortsteil Püttlach vor einem Jahr wieder ein Schafkopfturnier auf die Beine gestellt.

Beim Dorffest, das dort am 15.Mai gefeiert wird, steht auch deshalb ein Schafkopfturnier mit Geldpreisen auf dem Programm. "Es gibt nicht mehr viele, die schafkopfen", sagt Florian Büttner, der Zweite Vorsitzende der Feuerwehr. Zwar treffen sich die Kartler noch regelmäßig am Stammtisch, aber dabei handelt es sich vor allem um Ältere. Am Stammtisch schauen aber immerhin immer wieder auch Jüngere zu, um in die geheimnisvollen Regeln des Schafkopfens eingeweiht zu werden.

Auch Florian Büttner hat sich Regeln und Taktiken vor zehn Jahren bei älteren Schafkopf-Spielern abgeschaut. Beim Turnier in Püttlach wird er aber keine Solos spielen: Er wird stattdessen die Punkte der Spieler zählen, die zu viert an 15 Tischen sitzen, um einen "Kurzen" zu spielen. Das bedeutet, dass jeder Spieler sechs Karten hat.
Den Spielkarten mit den eigenwilligen Bezeichnungen werden unterschiedliche Punkte zugeordnet. Drei Punkte gibt es nur für den höchsten Trumpf, die Sau gibt elf Punkte, die Neun keinen einzigen.

Leidenschaftlicher Fan

Blätter, auf denen die Rangfolge der Trümpfe, ihre Namen, die Punkte und auch Spielvarianten aufgezählt sind, erhalten die vier Spieler, die in Neunkirchen am Brand das Schafkopfen in der Bodega-Bierbar lernen.

Ute Härtl, die Pächterin des Lokals, hat dafür extra einen Schafkopflehrer engagiert. Härtl ist selbst ein begeisterter Fan des Schafkopfs - ohne das Spiel je selbst richtig gespielt zu haben. Gelernt hat sie es vor 28 Jahren, doch da sie neben ihrem Beruf kellnerte, war sie immer eher in der Rolle eines Zuschauers. Schafkopf gespielt wurde in Neunkirchen schon immer. "Wir brauchen Nachwuchs. Wenn die älteren Spieler nicht mehr hier sind, dann gibt es niemanden, der die Tradition erhält", sagt die 46-jährige Neunkirchnerin. Die jungen Menschen aber kennen das Spiel häufig einfach nicht mehr. Eine Erklärung dafür hat Härtl auch parat. Viele in ihrem Alter, die als Jugendliche und junge Erwachsene noch spielten, seien heute berufstätig und hätte deshalb oft keine Zeit, ihren Kindern das Schafkopfen beizubringen.

"Einfach klasse"

Härtl würde gern etwas dafür tun, dass die Tradition des Schafkopfens nicht abbricht. Aus diesem Grund hat sie in ihrer Bar schon kleinere Turniere organisiert. "Ich finde die Begeisterung der Menschen, die Schafkopf spielen, einfach klasse", erklärt sie. Schafkopf sei ein Kartenspiel, bei dem man Glück braucht, aber eben auch einiges Können: "Denn man muss sich nicht nur die Karten merken, die am Tisch liegen, sondern auch pokern." Die nötigen Tricks lernt man am besten beim Spielen. Und da ein Mann names Zumbl ins Spiel. Er bringt den interessierten Jugendlichen in der Neunkirchner Bar das Schafkopfen bei.

Um wieder mehr Menschen zum Schafkopf zu bringen und die Tradition am Leben zu erhalten, organisiert die Bodega-Bar nun erstmals auch ein richtig großes Turnier. Als Veranstaltungsort konnte die alte Hemmerleinhalle in Neunkirchen gewonnen werden. Einen passenderen Ort könnte es kaum geben, dort finden pro Jahr noch immer mindestens sechs Schafkopfrennen statt. Mit dem großen Turnier am 20. Juni sollen aber neue, größere Maßstäbe gesetzt werden. Das traditionelle Spiel soll auch weiterhin in der Region gespielt werden, wo es zuerst gespielt worden ist: in Oberfranken.