Über 10 Jahre hat Herion täglich Alkohol getrunken. 1997 ging es zur Entgiftung in eine Klinik. "Da liegt man erstmal flach. Das beutelt einen richtig". Als sein Körper das Zittern begann, er Schweißausbrüche, Herzrasen und Kreislaufprobleme bekam, merkte er, was er seinem Körper angetan hatte - und wie abhängig er war, erinnert sich Herion.
Seine Augen beginnen zu leuchten, als er von seiner ersten nüchternen Erinnerung spricht: "Ich bin auf die Terrasse der Klinik und habe gesehen, wie grün die Bäume wirklich sind. Davor war alles wie in einem Nebel." Er war konstant betrunken, hat seine Umwelt nicht mehr richtig wahrgenommen, "was ich am Abend auf dem Fernseher gesehen habe? Keine Ahnung", resümiert Herion.
Schicksalsschläge
Bei der Frage, warum er das sich, seinem Körper und seinem Umfeld angetan hat, wird Herion ruhig und bedächtig. "Es gab mehrere schwere Schicksalsschläge", gibt er preis.
Auch dafür ist eine Selbsthilfegruppe da. Dort konnte er frei erzählen, wieso und weshalb er sich im Alkohol verloren hatte. Es sei ein geschützter Raum. "Was in der Selbsthilfegruppe besprochen wurde, bleibt auch in der Gruppe", beschreibt Herion. Am wichtigsten sei die Hilfe auf dem Weg zum Trockenwerden und dafür brauche es Menschen, die das schon durchlebt haben. "Jemand, der das nicht hatte, kann das Trockenwerden nicht verstehen." Anfangs setzen sich die Neuankömmlinge mit dazu, ohne selbst zu sprechen. Sie hören zu. Hören die Probleme der anderen und merken, sie sind nicht alleine.
Nicht wie im Film
Es sei auch nicht wie im Film. "Hallo, mein Name ist und ich bin Alkoholiker." Das gibt es nicht in der Selbsthilfegruppe des Kreuzbunds.
Der Stuhlkreis ist allerdings keine Erfindung. Dort sitzen die Mitglieder und erzählen reihum von ihren Problemen und ihrer Woche. Immer Freitags trifft sich die Gruppe in Ebermannstadt. "Das tut den Leuten gut, die sich durch die ganze Woche geschleppt haben", sagt Herion.
Kreuzbund Ebermannstadt: Früh Leiter der Selbsthilfegruppe
Er selbst leitet die Gruppe seit 1998. Nur ein Jahr nachdem er dort selbst beigetreten ist. "Das war natürlich schwer, ich hatte ja selbst noch mit meinen Problemen zu kämpfen", erinnert er sich. Herion hat in einer Therapie und der Selbsthilfegruppe gelernt, was das Leben lebenswert macht. Dabei hat ihm neben dem Halt seiner Familie und Freunde, die ihn "voll unterstützen" auch der Fußball geholfen.
"Ich bin alle zwei Wochen in der Süd", strahlt Herion. Er spricht von der Südtribüne in Dortmund. Seit seiner Kindheit ist er Fan von Borussia Dortmund. Auch das ist ein Teil, warum das Leben für ihn wieder lebenswert ist.
Kontaktdaten und Ansprechpartner Falls Sie oder Verwandte, Bekannte von einer Sucht betroffen sind, können Sie sich unter Telefon 09191 / 15962 oder per Mail Ebermannstadt@kreuzbund-bamberg.de melden.
Der Kreuzbund ist deutschlandweit verbreitet und bietet Selbsthilfegruppen zu verschiedenen Themen an: https://www.kreuzbund.de/de/